Das Medienarchiv


Sonntag, 4. April

Schlechte Elektro-Bilanz der Städte: Die grössten Schweizer Städte schneiden schlecht ab bei der Anzahl der öffentlichen Ladestationen für Elektroautos. Das hat die «Sonntagszeitung» ausgerechnet. So stehen etwa in Zürich gerade einmal 41 solcher Stationen für 1000 Elektro-Autos. In Winterthur sind es 52, in Basel 57, in Bern 75. Zum Vergleich: In Chur beträgt dieser Wert 230, in Meyrin 219. Auto-Schweiz-Direktor Andreas Burgener sagt der Zeitung, er zweifle am politischen Willen: «Die rot-grünen Städte machen ihre Hausaufgaben nicht» (lesen Sie hier das Mobimag-Interview mit Andreas Burgener). Wie die «Sonntagszeitung» weiter schreibt, seien fehlende Lademöglichkeiten der Hauptgrund, weshalb Menschen kein Elektroauto kaufen. In einer Umfrage des TCS hätten mehr als 40 Prozent der Befragten angegeben, darum verzichteten sie auf den Erwerb. Silvan Rosser vom Beratungsunternehmen EBP sagt, das Hauptbedürfnis potenzieller Elektroautofahrer sei es, ihr Auto am Feierabend in der städtischen blauen Zone aufladen zu können. Dieses Home Charging auf öffentlichem Grund gebe es aber noch kaum. Die von der Zeitung angefragten Städte verweisen darauf, dass sie den Bau von Ladestationen künftig forcieren wollen und teils auch Private finanziell unterstützen.

Die Probleme der Axenstrasse: Die «NZZ am Sonntag» spürt in einer Reportage den Probleme der Axenstrasse nach. Die Strasse dem Urnersee entlang ist für viele Deutschschweizer die direkte Verbindung ins Tessin. Doch ihre Kapazität ist am Limit, und wegen Naturgefahren war sie in den letzten zwei Jahren während 65 Tagen gesperrt. Der Bund schreibt laut der Zeitung, er könne die Sicherheit und Verfügbarkeit der Strasse «nur teilweise» gewährleisten, der Zustand der Infrastruktur ist mangelhaft. Zwei Brücken seien zuletzt als «ungenügend» klassifiziert worden, drei Schutzbauten als «alarmierend». Die Probleme sollen mit einer neuen Linienführung entschärft werden, die unter anderem zwei neue Tunnels vorsieht. Die Genehmigung für die Strecke liegt vor, ihr Bau ist aber wegen einer Beschwerde von Umweltverbänden vor Gericht blockiert. Diese befürchten, dass die Kapazität steigt, weil die alte Route als Ausweichstrasse in Betrieb bleiben soll. «Eine Verdoppelung der Kapazität entlang der Gotthardroute verletzt die Alpenkonvention», wird der Urner Alpenschützer Alf Arnold zitiert. Geredet wird nun nicht mehr: «Die Linienführung steht und wird nicht mehr angetastet», sagt der Schwyzer Baudirektor André Rüegsegger. Entscheiden muss das Bundesverwaltungsgericht.

Climeworks lanciert Abos: Die Gesellschaft Climeworks, die Klima-Kompensationen für verschiedene Dienstleistungen wie Flüge anbietet, lanciert neue Abo-Modelle. Das berichtet «Le Matin Dimanche». Die drei Abos kosten zwischen 8 und 55 Franken pro Monat. Dafür entfernt die Firma laut Eigenangaben zwischen 85 und 600 Kilogramm CO2 pro Jahr aus der Atmosphäre. Sie macht das unter anderem mit einer Anlage im zürcherischen Hinwil, die Kohlendioxid aus der Umgebungsluft filtert und ein Verfahren namens «Direct Air Capture» nützt.

US-Häfen grösseres Problem als Suezkanal: Wie die «Sonntagszeitung» schreibt, sind überlastete Häfen in den USA das viel grössere Problem für den Welthandel als etwa die Folgekosten der Blockade des Suezkanal. Denn diese Engpässe könnten nicht von heute auf morgen gelöst werden. Besonders kritisch sei die Lage in den grössten Seehäfen in Südkalifornien, wohin die meisten Container aus Asien verschifft würden. Im Februar hätten 37 Containerschiffe in Los Angeles und Long Beach vor Anker gehen müssen, weil die Entladeanlagen überfordert gewesen seien. Die Wartezeiten vor diesen Anlagen betrügen noch immer drei bis sieben Tage. Einige Reedereien führten Transporte aus Asien gar nicht mehr erst aus, weil das billiger sei, als beladene Containerschiffe zu ankern und dafür hohe Gebühren zu zahlen. Die Hapag-Lloyd AG habe etwa die Zahl der Transporte nach Kalifornien um 20 bis 30 Prozent reduziert.

Samstag, 3. April

Meierhans gegen Ducrot: Der Preisüberwacher Stefan Meierhans kritisiert die SBB. Die Bahn sei nicht bereit für die Welt nach der Coronakrise, sagt er der NZZ. Für Ärger sorgt insbesondere die Haltung von SBB-Chef Vincent Ducrot zu neuen Angeboten wie einem Homeoffice-GA. Ducrot hat bisher jeweils gesagt, dafür gebe es momentan keinen Grund. Die Menschen würden nach der Krise wieder an ihre Arbeitsplätze zurückkehren, weil ihnen im Homeoffice die Kontakte fehlten. Daran mag Meierhans nicht glauben. Es sei für ihn klar, dass Arbeitnehmer künftig vermehrt von zu Hause aus arbeiteten, statt jeden Tag zu pendeln. «Mit ihrem Zuwarten vergibt die SBB eine Chance», sagt er der Zeitung. Sie zementiere damit den Trend, dass immer mehr Leute vom Zug auf das Auto und das E-Bike umsteigen. Denn mit bisherigen Angeboten müssten viele für Leistungen bezahlen, die sie gar nicht benötigen. Auch Strecken- und Verbundabos lohnten sich für viele, die kürzere Strecken pendeln, nicht. Ändere der ÖV seine Preispolitik nicht, würden ihn weniger Menschen nutzen und die Bahn «nach und nach den Anschluss verlieren», so Meierhans.

Sommaruga verbannt Begriff Langsamverkehr: Verkehrsministerin Simonetta Sommaruga tilgt das Wort «Langsamverkehr» aus dem Wortschatz ihrer Behörde. Das schreiben die Zeitungen von CH Media. So sei das Wort im neuen Sachplan Verkehr nicht mehr enthalten. Das zuständige Bundesamt für Raumentwicklung teilt mit, man habe darauf verzichtet, weil der Velo- und Fussverkehr «nicht wirklich langsam» sei. Schliesslich sei man mit dem Velo oder dem E-Bike im urbanen Raum oft viel schneller unterwegs als mit anderen Verkehrsmitteln. Zudem sei der Begriff zu pauschal. Velofahrer hätten teils nicht die gleichen Bedürfnisse wie Fussgänger. Die Abkehr vom Begriff ist auch dem Verkehrs-Club «positiv» aufgefallen, der ihn als «unzutreffend und abwertend» beschreibt.

Bern träumt weiter von RBS-Metro: Der öffentliche Verkehr rund um das Berner Inselspital ist bereits heute überlastet und wird in Zukunft mit geplanten Ausbauten noch mehr unter Druck kommen. Der Kanton Bern hat deshalb eine «Zweckmässigkeitsbeurteilung» verschiedener Optionen für den ÖV-Ausbau in Auftrag gegeben, die am Donnerstag vorgestellt wurde. Wie die «Berner Zeitung» schreibt, schlagen die Experten ein zweistufiges Verfahren vor. Ab spätestens 2030 sollen auf den Buslinien 12 und 101 Doppelgelenkbusse eingesetzt werden, die mehr Passagiere fassen. Die Linie 12 soll zudem verlängert werden. Langfristig aber reiche das nicht. Zur Option stehen eine neue Tramlinie oder eine unterirdische Verlängerung der RBS vom Bahnhof Bern unter das Spital und danach weiter nach Köniz. Das Inselspital und die Berner Politik setzen sich stark für diese «Metro Nord-Süd» ein, die etwa eine Milliarde Franken kosten dürfte (Mobimag berichtete). Die Autoren des Berichts machen allerdings keine Aussage, ob sie ein Tram oder die Metro für sinnvoller erachten. Der Bericht geht nun in eine Mitwirkungsphase.


Freitag, 2. April

Swiss will eigenen Impftermin: Die Schweizer Airline Swiss hat bei der kantonalen Zürcher Gesundheitsdirektion angefragt, ob es möglich sei, Swiss-Angestellte mit «sicherheitsrelevanten Aufgaben» an einem für sie reservierten Datum in einem Impfzentrum impfen zu lassen. Das berichten die Zeitungen von CH Media. Die Anfrage beziehe sich auf einen Zeitraum, in dem ausreichend Impfstoff für die ganze Bevölkerung verfügbar sei. Unter Mitarbeitern mit sicherheitsrelevanten Aufgaben versteht die Swiss Flight Attendants und Piloten sowie Mitarbeitende in der Technik und Wartung. Es handle sich um rund 6000 Personen, sagt eine Sprecherin. Noch weiter geht demnach die Airline Helvetic: Sie will, dass ihr Personal in der Impf-Reihenfolge bevorzugt wird.

Mehr Autoverkäufe im März: Im vergangenen Monat wurden in der Schweiz 25’236 Fahrzeuge in den Verkehr gesetzt. Gegenüber dem März 2020 entspricht das einem Plus von 43,7 Prozent, wie die Importeursvereinigung Auto Schweiz gestern mitteilte. Es sei das erste Plus seit Dezember 2019. Nach dem ersten Quartal könne sogar ein kleines Marktwachstum von 1,9 Prozent auf 56’497 Immatrikulationen verzeichnet werden. Für die Entwicklung im weiteren Jahresverlauf sei Auto Schweiz vorsichtig optimistisch. Entscheidend sei der weitere Verlauf der Pandemie und die entsprechenden Massnahmen zu ihrer Eindämmung. Zudem könne ein Versorgungsengpass bei Mikrochips zu Lieferverzögerungen bei einzelnen Modellen führen.
Lesen Sie jetzt das Mobimag-Interview mit Auto-Schweiz-Direktor Andreas Burgener.


Donnerstag, 1. April

Der Schweiz gehen die Velos aus: Die Nachfrage nach Velos ist zurzeit riesig. Wie der «Blick» schreibt, herrschen deshalb seit Monaten Lieferengpässe in der Schweiz. «Heutzutage ist es ein Glück, wenn man ins Geschäft geht und gleich ein passendes Velo findet», sagt Veloladen-Inhaberin Iris Hansmann der Zeitung. Sonderwünsche auf Bestellung müssten warten. Wer heute ein spezifisches Modell bestelle, müsse bis zu acht Wochen lang warten. Auch Ersatzteile sind zurzeit rar. Um die Verfügbarkeit von Lieferungen aus dem asiatischen Raum sei es zurzeit schlecht bestellt. Wartezeiten gebe es etwa bei Bremsscheiben, Bremsbelägen oder Reifen. Spätestens nächste Saison sei bei Velos mit einer Preissteigerung von zehn Prozent zu rechnen, sagt der Rorschacher Velohändler Adrian Schrepfer.

Stopp für Brasilienflüge? Angesichts der Ausbreitung der brasilianischen Variante P1 des Coronavirus, die ansteckender als bisherige und resistenter gegenüber Impfstoffen sein soll, fordert Ruth Humbel einen Stopp der Flüge aus Brasilien in die Schweiz. Die Mitte-Gesundheitspolitikerin sagt den Tamedia-Zeitungen, dieser sei zwingend notwendig. «Während in der Schweiz starke Einschränkungen für die ganze Bevölkerung gelten, kann man aus einem Land, in dem sich eine neue Variante rasant ausbreitet, einfach einreisen.» Die Swiss betont gegenüber der Zeitung das geringe Ansteckungsrisiko an Bord. Das Portal Watson hatte Anfang Woche geschrieben, dass die Swiss derzeit fünfmal pro Woche nach Brasilien fliegt.


Mittwoch, 31. März

Mobility Pricing wird konkret: Unter dem Titel «Städte dürfen Autofahrer zur Kasse bitten» berichten die Tamedia-Zeitungen heute über Mobility-Pricing-Projekte. Diese will der Bund während einer vierjährigen Versuchsphase bewilligen. Mehrere Gemeinden und Kantone haben Projektskizzen eingereicht, die nun geprüft werden. Für solche Projekte hat der Bund ein neues Gesetz geschaffen, über welches das Parlament entscheiden wird und das dem fakultativen Referendum untersteht. Wie die Zeitungen schreiben, hat die Stadt Bern ein Projekt eingereicht, das Abgaben für die Benützung der Monbijou-Brücke vorsieht. Diese würden nur für Autofahrer gelten. Die Brücke verbindet die Stadtteile Mattenhof und Kirchenfeld und wird täglich von 15’000 Autos befahren. Auch die Stadt Biel plant eine Art Automaut für die Innenstadt, von der aber ausgenommen sein soll, wer in ein Parkhaus fährt. Weitere Projektskizzen wurden etwa vom Kanton Thurgau und der Stadt Frauenfeld oder den Kantonen Aargau und Zug eingereicht.

Die A9 ist einen Schritt weiter: Das Umwelt-, Verkehrs- und Energiedepartement (Uvek) hat den achteinhalb Kilometer langen Teilabschnitt der Autobahn A9 durch den Pfynwald genehmigt. Das berichtet der «Walliser Bote». Es sei ein «wichtiger Meilenstein» für die Realisierung der Teilstrecke, wird Martin Hutter, Chef der kantonalen Dienststelle für Nationalstrassenbau, zitiert. Die Verfügung des Uvek bedeute noch keinen direkten Baustart, denn nicht mit allen Einsprechern konnten Lösungen gefunden werden. Diese könnten die Verfügung nun noch vor das Bundesverwaltungsgericht und das Bundesgericht bringen. Läuft alles nach Plan, soll die A9 ab 2025/26 durchgehend von Brig bis Susten befahren werden können, schreibt die Zeitung. Für den neuen Autobahnabschnitt von Siders nach Susten wird insgesamt fast eine Milliarde Franken investiert. Im Pfynwald soll die Autobahn grösstenteils unterirdisch verlaufen.


Dienstag, 30. März

Mobility schreibt Gewinn: Die Carsharing-Genossenschaft Mobility konnte im letzten Jahr trotz der Coronakrise den Gewinn um 0,9 Millionen auf 2,7 Millionen Franken steigern. Der Jahresumsatz sank um 4,2 Prozent auf 75,6 Millionen Franken, wie das Unternehmen mitteilt. Das liege an einem Buchungseinbruch während des Lockdowns im Frühling 2020. Danach seien die Menschen zwar weniger unterwegs gewesen, hätten aber öfter Carsharing statt den ÖV genutzt. Wenn es dieses Jahr keine rigiden Lockdowns gibt, rechnet Mobility bei den Privatkunden mit Nutzungszahlen nur leicht unter dem normalen Niveau. Bei den Geschäftskunden jedoch seien die Folgen der Coronakrise wohl noch lange zu spüren. Wie Mobility weiter schreibt, sei das Ziel der Genossenschaft, bis spätestens 2030 komplett elektrisch zu fahren. Die grösste Herausforderung dabei sei der Bau von Ladeinfrastruktur an den schweizweit 1540 Standorten. Diesen gehe Mobility zusammen mit seinen Partnern nun an.

Luzerner Regierung lehnt Auto-Initiative ab: Die Luzerner Kantonsregierung will die kantonale Verkehrspolitik nicht stärker auf das Auto ausrichten, wie es die Junge SVP mit ihrer «Anti-Stauinitiative» fordert. Diese würde eine Kehrtwende in der Verkehrs- und Umweltpolitik bedeuten, teilte die Regierung am Montag mit. Die Initiative fordert laut «Pilatus Today», dass der Kanton Luzern die Leistungsfähigkeit der Strassen von übergeordneter Bedeutung an der Nachfrage des motorisierten Individualverkehr ausrichtet. Bestehende Kapazitäten sollen nicht reduziert werden dürfen. Die heutige Situation mit Staus schade der Wirtschaft und gefährde Arbeitsplätze, so die Initianten. Die Kantonsregierung befürchtet, dass mit der Initiative der ÖV, der Velo- und Fussverkehr keine massgebende Rolle mehr spielen würden. Nicht zuletzt könne der Kanton auch Bundesbeiträge für Agglomerationsprogramme verlieren.


Montag, 29. März

Luft neben A2 so rein wie nie: Die Stickoxidwerte (NO2) bei einer Messstation neben der A2 in Erstfeld sind derzeit die tiefsten, die je gemessen wurden. Das berichtet die «Luzerner Zeitung». Die Zahl der schädlichen Stickoxide gehe seit Jahren zurück. Seit 2016 sei der kritische Wert von 30 Mikrogramm pro Kubikmeter im Jahresschnitt dort nicht mehr überschritten worden. Niklas Joos-Widmer, der Leiter der Abteilung Immissionsschutz des Kanton Uri sagt, gerade der Schwerverkehr habe eine grosse Entwicklung hinter sich, etwa dank der 2015 eingeführten Abgasnorm Euro 6. Auch beim Feinstaub habe der Verkehr grosse Fortschritte gemacht. Potenzial gebe es dort eher bei kleinen Öfen und Feuerungen, die keine Filteranlage haben, so Joos-Widmer. Nicht als Luftschadstoff gelte CO2, da dies abgesehen von den klimatischen Auswirkungen für den Menschen ungefährlich sei.

Letzte Tage der Waldenburgerbahn (WB): Am nächsten Dienstag beginnt zwischen Waldenburg und Liestal der grosse Umbau der Waldenburgerbahn. Die gut 13 Kilometer lange Strecke wird bis im Dezember 2022 erneuert, die Spurweite wird von der unüblichen 750-Millimeter-Breite auf einen Meter verbreitert. Nach der Sanierung wird neues Rollmaterial von Stadler auf der WB fahren. Die «bz Basel» blickt nun in einer grossen Reportage auf die kommende Baustelle und das Verkehrskonzept während den Arbeiten, das etwa Gelenkbusse zwischen Waldenburg und Liestal vorsieht, die zu Stosszeiten im 7,5-Minuten-Takt verkehren. Das alte Rollmaterial der WB wird beim Installationsplatz zwischen den Haltestellen Altmarkt und Bad Bubendorf mit einem Pneukran aus den Schienen gehoben und für die Verschiffung in die Slowakei verladen. Dort wird das Rollmaterial der neuen Besitzerin Ciernohronská železnica übergeben, die es weiterhin im öffentlichen Verkehr einsetzt.
Mehr Informationen zur Sanierung auf blt.ch/wb.


Sonntag, 28. März

Plädoyer für automatische Züge:
Michael Peter, der Chef von Siemens Mobility, kündigt dank der Digitalisierung mehr Kapazität im Schienennetz an. Sie ermögliche es, diese in fast allen Schienennetzwerken der Welt um 30 Prozent zu steigern, sagt er der «NZZ am Sonntag». Autonomes Fahren, bei dem ein Zug nicht von einem Fahrer gesteuert werde, spare Zeit und Energie. Bei Durchfahrten, die heute zwei Minuten dauerten, sparten automatische Züge 30 bis 40 Sekunden. «Dadurch passen mehr Züge durch die Nadelöhre», sagt Peter. Energie wiederum könne gespart werden, weil das System beispielsweise berechnen könne, wann ein Güterzug bei einem Knotenpunkt eintreffen müsse, damit er diesen ohne Stopp durchfahren kann. Die Elektronik bringe den Zug dann auf die optimale Geschwindigkeit. Er wolle allerdings den Lokführer nicht abschaffen, sondern an Bord lassen. Er wäre Ansprech- und Kontrollperson, könne aber auch einen Nothalt auslösen und bei einem Unfall die Polizei instruieren und die Fahrgäste betreuen, sagt Peter. Sicherheitsbedenken hat er keine: «Ein Mensch kann nicht schneller bremsen als ein automatischer Zug». Zudem gebe es Sensoren, die ähnlich genau seien wie das menschliche Auge.

Aus für Swiss-SBB-Kooperation: Weil die Luftfahrt praktisch still steht und viele Piloten zurzeit nicht gebraucht werden, wollte der Pilotenverband Aeropers einen Teil seiner Mitglieder als Lokführer ausbilden lassen und nahm dazu mit dem Lokführerverband VSLF Kontakt auf. Nun ist klar: Aus dieser Initiative wurde nichts. Das berichtet die «Sonntagszeitung». Die Idee sei zwar gut, wird Aeropers-Vorstand Thomas Steffen zitiert. Doch Lokführer durchliefen eine komplexe Ausbildung, die man nicht nebenbei absolvieren könne. Es habe sich auch gezeigt, dass sich die Interessen der Swiss und der SBB nicht ideal miteinander vereinbaren liessen. Die Bahnunternehmen seien daran interessiert, dass die Leute länger blieben, während sich Airlines Flexibilität wünschten, so Steffen.

Suez-Blockade trifft die Schweiz: Die andauernde Blockade des Suezkanals durch das Containerschiff Ever Given trifft nun auch die Schweiz, schreibt die «Sonntagszeitung». Insbesondere die drei Rheinhäfen rund um Basel, die für die Landesversorgung zentral sind, seien besorgt. Es sei möglich, dass gewiss Güter mit Verspätung in die Schweiz kommen, wird André Auderset, Geschäftsführer der Vereinigung für Schifffahrt und Hafenwirtschaft, zitiert. Diese Verzögerungen könnten bis zu zehn Tage dauern. Sie drohten vor allem bei der Versorgung mit Benzin und Heizöl. Glücklicherweise seien die Tanks in der Schweiz dank tiefer Preise im vergangenen Frühling gut gefüllt. Wenn sich die Blockade allerdings monatelang hinziehe, sei auch «ein gewisser Teuerungsschub nicht auszuschliessen», so Auderset. Wie die Zeitung weiter schreibt, sei auch die Versorgung mit Kleidern, elektronischen Teilen, Spielzeugen und Sportartikeln gefährdet. Es drohten Preisaufschläge. Die Migros-Tochter Digitec habe beispielsweise bekannt gegeben, die Konsole Playstation 5 sei aktuell nicht lieferbar und habe das mit der Blockade begründet.

Swiss hat bereits 500 Stellen abgebaut: Dieter Vranckx ist seit dem 1. Januar der neue Chef der Swiss. Im Interview mit dem «Sonntagsblick» sagt er, der staatlich verbürgte Kreditrahmen in der Höhe von 1,5 Milliarden Franken reiche der Airline Stand heute aus. Die Flüge, welche die Swiss aktuell durchführe, seien profitabel. Zudem sei das Frachtgeschäft viel wichtiger geworden. Bis Ende 2020 habe die Swiss von den angekündigten 1000 Stellen, die abgebaut werden, bereits 500 gestrichen. Wie viele zusätzliche dazu kommen, könne er erst im zweiten Quartal beantworten, so Vranckx. Für den Sommer erwarte er bis zu 65 Prozent Kapazität im Vergleich zu Vor-Corona. Ab Mitte April werde die Swiss auf der Route Zürich-London den digitalen Travel Pass des Aviatik-Branchenverbands IATA testen. Auf diesem sind negative Testresultate und Impfbestätigungen gespeichert. Das Netz der Swiss nach der Krise werde sehr ähnlich aussehen wie vor der Pandemie, «aber wir werden nicht mehr alle Destinationen gleich häufig anfliegen». Wichtig sei, dass jetzt auch Nichtgeimpfte fliegen könnten. Denn viele Schweizer wollten sich zwar impfen lassen, hätten aber keine Möglichkeit dazu.

Samstag, 27. März

Die SBB verlängert Reisezeiten: Die Bahn will auf verschiedenen Verbindungen ab 2025 mehr Reisezeit einplanen. Damit soll der Fahrplan stabilisiert werden. «Es kann sein, dass es auf einigen Verbindungen zu längeren Reisezeiten kommt», wird SBB-Chef Vincent Ducrot in den Zeitungen von CH Media zitiert. Der jetzige Fahrplan habe zu wenige Reserven. Baustellen würden dazu führen, dass er unzuverlässig werde. Die Zuverlässigkeit der Verbindungen sei wichtiger als die reine Reisezeit, so Ducrot. «Es wird nicht möglich sein, den Fahrplan auf einmal zu stabilisieren. Dies geschieht schrittweise über mehrere Jahre», sagt er im Gespräch mit dem SBB-Mitarbeiterheft. Welche Verbindungen betroffen sind, ist noch nicht klar. Erst will die SBB mit dem Bund und den betroffenen Kantonen das Gespräch suchen. Ein ähnliches Projekt gab es bereits 2015. Damals wurden die Fahrzeiten verschiedener Linien der S-Bahn Zürich um wenige Minuten verlängert. Der Zürcher Verkehrsverbund begründete dies damals damit, dass die Reisezeiten 1990 berechnet wurden und mittlerweile viel mehr Leute unterwegs seien, was den Fahrgastwechsel verlangsame.

Neuer VBL-Chef: Die Verkehrsbetriebe Luzern haben einen neuen Chef. Der Verwaltungsrat wählte den 38-jährigen Laurent Roux zum neuen Direktor und Vorsitzenden der Geschäftsleitung, wie die VBL gestern mitteilten. Mit Laurent Roux habe der Verwaltungsrat eine «fundiert ausgebildete und gut vernetzte Persönlichkeit» zum neuen Direktor gewählt. Nach der Lehre als Polymechaniker schloss der 38-Jährige ein Diplomstudium in Maschinenbau ab. «Zudem verfügt Laurent Roux über einen Master of Science in Maschinenbau (ETH Zürich) und ein Executive MBA (Universität Zürich)», heisst es in der Mitteilung. Er bringe Erfahrungen in der strategischen und operativen Führung in komplexen Unternehmen in der Privatwirtschaft und im öffentlichen Bereich mit öV-Bezug mit – etwa bei der SBB, der Zentralbahn und Dätwyler Infra. Er wird am 1. August die Nachfolge von Norbert Schmassmann antreten. Roux lebt mit seiner Frau und drei gemeinsamen Kindern in Luzern.


Freitag, 26. März

Abgabe für Lieferwagen: Nutzfahrzeuge mit einem Gesamtgewicht von unter 3,5 Tonnen könnten künftig eine Verkehrsabgabe bezahlen müssen, analog der LSVA für schwere Lastwagen. Der Ständerat hat eine entsprechende Motion der FDP-Fraktion oppositionslos überwiesen, berichtet die «Linth-Zeitung» (nicht online). Der Verkehr der Liefer- und leichten Lastwagen nahm zwischen 1998 und 2018 um 60 Prozent zu, ihre transportierte Fracht hingegen nur um 20 Prozent. Pro Fahrzeug werden damit immer weniger Waren transportiert. Das dürfte eine Folge der Liberalisierung, aber auch von Onlinehandel und schnelleren Lieferzeiten sein. Dieser Trend dürfte sich mit der Coronakrise noch verschärfen. Der Bundesrat muss nun für gleich lange Spiesse zwischen Last- und Lieferwagen sorgen und eine gesetzliche Grundlage für die Deckung der externen Kosten durch die Lieferwagen ausarbeiten – zumindest, wenn der Nationalrat der Motion ebenfalls zustimmt. Die externen Kosten belaufen sich laut der Zeitung im leichten Güterverkehr auf 750 Millionen Franken jährlich oder 20 Rappen pro gefahrenen Kilometer. Eine Abgabe könne dafür sorgen, dass Transporteure ihre Fahrzeuge besser auslasten. Das habe sich schon bei der LSVA als wirksam erwiesen.

222 Millionen Franken für den ÖV: Der Kanton Basel-Landschaft baut den öffentlichen Verkehr in den Jahren 2022 bis 2025 mit Investitionen von 222 Millionen Franken aus. Damit werden auch neue Fahrzeuge beschafft. Ein verbessertes Angebot sei vor allem auf den Buslinien geplant, schreibt die «Basler Zeitung». Mit den beschlossenen Verbesserungen werde angestrebt, dass der öffentliche Verkehr wieder zulegen könne. Der Leistungsauftrag wurde vom Parlament einstimmig beschlossen.

Liestal gewinnt Fussgängerpreis: Die Organisation Fussverkehr Schweiz verleiht jedes Jahr den «Flâneur d’Or» für Gemeinden, die Projekte zugunsten von Fussgängern besonders vorbildlich umsetzen. Die Gemeinde Liestal gewinnt die Ausgabe 2020 mit dem Umbau der Rathausstrasse. Die Einwohner, die Besucher, die Wirte und Ladenbesitzer hätten «ein mustergültiges Stück Altstadt erhalten», heisst es in einer Mitteilung. Der Umbau der Rathausstrasse zeichne sich durch folgende Elemente aus: Eine neue, durchgehende Asphaltfläche habe die schmalen Trottoirs aufgelöst. Granit-Naturstein-Bänder führten rechtwinklig von der Abwasserrinne in der Mitte zu den Parzellengrenzen und spiegelten die historischen Fassaden. Eigens angefertigte runde Sitzbänke seien wie Inseln in diese ruhige Fläche eingefügt. «Kein Denkmal, keine Verkehrsschilder, noch nicht mal Abfallkübel versperren den Durchgang. Für den motorisierten Verkehr besteht ein Fahrverbot», schreibt die Organisation. Die Jury sei besonders von der «unspektakulären und bodenständigen Umsetzung» begeistert. Der Preis ist mit 10’000 Franken dotiert. Ebenfalls ausgezeichnet werden etwa Zürich für die Neugestaltung des Münsterhofs, Basel für ein Orientierungssystem für Fussgänger und Biel für das Projekt Sommerinseln.


Donnerstag, 25. März

Helmpflicht für E-Bikes? «Wie gefährlich sind die Elektro-Velos auf unseren Strassen?», fragt sich heute der «Blick». Denn: Noch nie wurden mit 171’000 Stück so viele E-Bikes verkauft wie letztes Jahr, doch auch die Zahl der getöteten Velofahrer stieg steil nach oben. 29 Menschen verloren auf normalen Velos ihr Leben, 15 auf E-Bikes – über ein Drittel mehr als noch 2019. Die Zahl der schwerverletzen E-Bike-Fahrer stieg von 355 auf 521. E-Bikes sind laut der Beratungsstelle für Unfallverhütung mehr als doppelt so häufig in Unfälle mit schweren oder tödlichen Verletzungen involviert als normale Velos. Bettina Zahnd, eine Expertin der Versicherung Axa sagt der Zeitung, die Zunahme der Unfälle könne auch an fehlender Fahrpraxis liegen. Die meisten Unfälle waren nämlich Schleuder- oder Selbstunfälle ohne Fremdeinwirkung. Zahnd fordert deshalb eine Tachopflicht für schnelle E-Bikes bis 45 km/h und eine obligatorische Helmtragepflicht für alle E-Bike-Fahrer. Dagegen wehrt sich Velo Suisse. Eine solche wäre abschreckend, wird der Verband zitiert. Er wirft dem Bund Alarmismus vor: Er wolle mit den Unfallzahlen «den Boden für weitere Sicherheitsmassnahmen ebnen».

Elektroautos aus der Schweiz: Die «Handelszeitung» berichtet über neue Schweizer Autohersteller (noch nicht online). Das schweizerisch-britische Unternehmen BAK Motors habe vor kurzem seine erste Marke Kincsem vorgestellt. Ab dem zweiten Quartal können Interessenten Vorbestellungen abgeben, den ersten Demo-Prototyp des Modells Hyper-GT will die Firma im Sommer vorstellen. Geplant ist lediglich der Bau von 54 Stück. Beim Auto handelt es sich um einen elektrisch angetriebenen Leichtgewicht-SUV der Oberklasse. Für den Sommer 2022 plant die Firma zudem den Produktionsstart des Premium-SUV-Brands Helvetia. Erste Fahrzeuge sollen 2023 ausgeliefert werden, auch dabei handelt es sich um Elektroautos. Die Firma will mittelfristig mehrere zehntausend Autos verkaufen. Vermögende Privatinvestoren, Risikokapitalgeber und eine europäische Bank hätten schon Finanzierungszusagen gemacht. Möglich sei der Markteintritt, weil die Eintrittsbarrieren in der Produktionstechnologie dank der jüngsten hybriden Kohlenstoff-Metall-Technologie bedeutend niedriger geworden seien.

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