Das Medienarchiv


Freitag, 12. März

Muss die SBB Schienen für Autos freiräumen? In einem Gastbeitrag in der NZZ haben die Ökonomieprofessoren Reiner Eichenberger und David Stadelmann gefordert, die SBB solle auf einen Teil ihrer Schienenwege verzichten, damit dort Spuren für den Individualverkehr entstehen können. Sie begründen das mit der Kostenwahrheit. Die externen Kosten, die der ÖV verursache – etwa durch Subventionen, aber auch durch Umweltschäden, seien höher als gemeinhin behauptet. Mit der Elektromobilität werde die Klimabilanz des Autos viel besser. Deshalb solle die SBB zur SSB werden, der «Schweizerischen Strassenbetreiberin». Eichenberger platziert diese Forderung nicht zum ersten Mal, er lancierte sie schon vor einigen Jahren in der «Handelszeitung». Heute meldet sich nun Ueli Stückelberger, der Direktor des Verband öffentlicher Verkehr, mit einer Replik. Er schreibt, unbestritten hätten alle Verkehrsträger Vor- und Nachteile und der ÖV brauche viele Mittel der öffentlichen Hand. Dass er die ganze Schweiz erschliesse und für die ganztägige Erreichbarkeit praktisch aller Orte sorge, habe aber einen hohen volkswirtschaftlichen Wert. Zudem sei der ÖV sehr energieeffizient und der Bahnstrom komme aus CO2-neutraler Produktion. Auf der letzten Meile könne es aber durchaus sein, dass der ÖV künftig anders aussehe.

SVP lanciert Referendum gegen Autosteuer: Der Kanton Bern will mit einer neuen Autosteuer die Bevölkerung zum Kauf sparsamerer Autos animieren. Künftig soll neben dem Gewicht auch der CO2-Ausstoss der Autos besteuert werden. Das hat das Kantonsparlament gestern beschlossen. Wie der «Bund» berichtet, will die SVP dagegen das Referendum ergreifen. Es gehe um «Gerechtigkeit gegenüber der Landbevölkerung», argumentiert sie. In den Bergregionen seien viele auf Autos mit starken Motoren und Allradantrieb angewiesen.


Donnerstag, 11. März

Nationalrat gegen Motorenlärm: Der Bundesrat soll strengere Massnahmen gegen übermässigen Motorenlärm ergreifen und etwa zeigen, wie Tuning bestraft werden könnte, das Lärm verursacht. Der Nationalrat hat gestern eine entsprechende Motion angenommen, wie der «Tages-Anzeiger» berichtet. Neben höheren Bussen soll der Bundesrat auch den Führerausweisentzug, die Beschlagnahme von Autos und generelle Fahrverbote für laute Fahrzeuge auf gewissen Strecken prüfen. In einem Bericht muss die Regierung nun aufzeigen, welche Instrumente sie sich vorstellt – in der Motion genannt werden etwa Lärm-Blitzer. Eine Minderheit um Walter Wobmann (SVP) bekämpfte den Antrag vergeblich. Nun geht die Motion an den Ständerat.

Neue CO2-Steuer in Bern: Im Kanton Bern sollen Besitzer von Autos mit hohem Schadstoffausstoss mehr Steuern bezahlen. Eine solche Entscheidung zeichne sich im Grossen Rat ab, der derzeit über das Anliegen berate, schreibt die «Berner Zeitung». Neu sollen schwere Autos mit einem Gesamtgewicht bis 3,5 Tonnen oder solche mit hohem Schadstoffausstoss höher besteuert werden. So sollen Anreize gesetzt werden, damit sich Käufer vermehrt für ein Elektroauto entscheiden. Allerdings meldeten Experten Zweifel an der Wirksamkeit an, so die Zeitung. In einem Bericht des Bundesamt für Strassen aus dem Jahr 2017 heisse es etwa, dass die Höhe der Motorfahrzeugsteuern in der Schweiz nur für 15 Prozent der Befragten ein wichtiges Kriterium beim Autokauf sei. Denn diese seien sowieso relativ tief.

Stadler Rail mit mehr Gewinn: Der Thurgauer Bahnbauer Stadler Rail hat im Coronajahr 2020 den Reingewinn gesteigert – und zwar von 128,5 Millionen Franken auf 138,4 Millionen Franken. Wie der «Blick» schreibt, nahm allerdings der Umsatz um 4 Prozent auf 3,08 Milliarden Franken ab. Auch der Bestellungseingang ging um 15 Prozent auf 4,33 Milliarden Franken zurück, dies nach einem Rekordwert im Vorjahr. Dieses Jahr rechnet Stadler Rail mit einem Umsatz von 3,5 bis 3,8 Milliarden Franken, so die Zeitung.


Mittwoch, 10. März

Weniger Unfälle, mehr Tote: Im Coronajahr 2020 sind auf den Strassen im Kanton Zürich 30 Menschen gestorben. Das sind fünf mehr als im Vorjahr – obwohl krisenbedingt weniger Autos unterwegs waren. Gleichzeitig gab es mit 591 auch mehr Schwerverletzte als im Vorjahr (582). Frank Schammberger, der Chef der Verkehrspolizei der Kantonspolizei Zürich begründet das mit schlechtem Schutz: 85 Prozent der getöteten oder schwer verletzten Verkehrsteilnehmer seien sogenannt schwache Verkehrsteilnehmer, also Fussgänger, Velofahrer oder Motorradlenker. Während des Corona-Jahres seien die Leute vermehrt nach draussen gegangen, sagt er der NZZ. Darum seien mehr Velos, E-Bikes und Motorräder unterwegs gewesen. Vor allem bei den schnellen E-Bikes mit Geschwindigkeiten bis 45 Kilometer pro Stunde sind starke Anstiege bei den Unfällen zu verzeichnen.

Veloboom in St. Gallen: Im Kanton St. Gallen hat im vergangenen Jahr der Autoverkehr ab- und der Veloverkehr zugenommen. Spitzenreiter beim Veloverkehr war eine Zählstelle in Rapperswil-Jona, wie die «Linth-Zeitung» berichtet. Dort nahm die Zahl der gemessenen Velofahrer um zwölf Prozent zu. An der nahe gelegenen Auto-Zählstelle auf dem Seedamm nahm hingegen die Zahl der Autofahrer um 4,9 Prozent ab – ein Bild, das sich auch im übrigen Kanton zeigt. Ob dieser Trend nachhaltig ist, will ein Fachmann des Kantons hingegen noch nicht beurteilen. Während des Shutdowns seien wohl auch viele vom ÖV auf das Velo umgestiegen.

Ein Tag weniger Stau: In der deutschen Stau-Hauptstadt München verloren Pendler im letzten Jahr 65 Stunden im Stau, berichtet nau.ch mit Verweis auf eine neue Studie des Verkehrsdatenanbieters Inrix. Das sind 22 Stunden weniger als noch im Vorjahr. Einen noch stärkeren Rückgang gab es demnach in Frankfurt und Düsseldorf, wo die Pendler jeweils 23 Stunden weniger verloren. Der Grund für den Rückgang: Im Coronajahr sank die durchschnittliche tägliche Fahrleistung deutlich – bei den zehn am meisten belasteten deutschen Städten um 12 bis 25 Prozent. Die weltweite Stauhauptstadt war letztes Jahr Bukarest mit einem Zeitverlust von 134 Stunden.

Weniger Allradautos verkauft: Nachdem der Anteil von Allrad-Autos an den Neuzulassungen im Jahr 2019 in der Schweiz erstmals 50 Prozent überstieg, dürfte er im letzten Jahr wieder unter diese Marke gefallen sein. Das berichtet der «Bund» mit Verweis auf Auto-Schweiz. Wegen der Pandemie könne nicht gesagt werden, ob dies ein langfristiger Trend sei. Andreas Zuber, Geschäftsführer der Amag Bern, sagt der Zeitung, die Nachfrage nach SUV sei ungebrochen hoch (Mobimag berichtete in einer exklusiven Analyse). Voraussichtlich heute entscheidet der Gorsse Rat des Kanton Bern über eine neue Autosteuer. Künftig soll nicht nur das Gewicht, sondern auch der CO2-Ausstoss von Fahrzeugen besteuert werden.


Dienstag, 9. März

Das Defizit im ÖV wächst an: Die Transport- und Verkehrsbranche haben im letzten Jahr im Kanton Zürich 22 Prozent weniger Wertschöpfung generiert als 2019. Das sagt die zuständige Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker-Späh (FDP) der NZZ. Dazu gehören der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV), der Flughafen und die Taxibranche. Der Bereich sei besonders stark von Corona betroffen. «Solange die Leute im Homeoffice sind, kann sich der öffentliche Verkehr nicht erholen», so Walker-Späh. Sie fordert deshalb eine Aufhebung der Homeoffice-Pflicht. Derzeit sei die Auslastung im ZVV bei 60 bis 70 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Das Defizit werde dieses Jahr noch höher als 2020, weil die Verkehrsunternehmen keine Reserven mehr auflösen könnten. Auch der Flughafen leide: Im Ökosystem Flughafen seien schon gegen 3000 Stellen verloren gegangen. Noch könne dieser die Krise aus eigener Kraft bewältigen, «aber lange kann es nicht so weitergehen».

Neuer Bahnhof in St. Gallen? Die Bahnhöfe Bruggen und Haggen in St. Gallen könnten zu einem neuen Bahnhof kombiniert werden. Dazu müsste der Bahnhof Bruggen so verschoben werden, dass er auf der Höhe von Haggen zu liegen käme. Wie das «St. Galler Tagblatt» berichtet, prüft die Stadt derzeit mit einer Machbarkeitsstudie diese Idee. Damit entstünde ein «neuer zentraler Ort mit grossem Entwicklungspotential», sagt Stadtplaner Florian Kessler der Zeitung. Das Gebiet habe ein grosses Potenzial, sich zu einem «urbanen, modernen Arbeitsort und Wohngebiet» zu entwickeln. Voraussichtlich im Sommer soll die Studie fertiggestellt sein. Die SBB steht hinter der Vision. Sie muss den Bahnhof Bruggen bis 2026 behindertengerecht ausbauen, wäre aber auch bereit, diese Mittel in ein solches Projekt zu investieren.

Digitalisierung am Gotthard: Die Südostbahn (SOB) lanciert im Rahmen des Programms San Gottardo der Neuen Regionalpolitik ein über drei Jahre laufendes Digitalisierungsprojekt. Wie die Bahn in einer Mitteilung schreibt, sollen in den kommenden Jahren rund 100 touristische Angebote aus der Gotthard-Region neu digital buchbar sein. Die SOB werde mit einer entsprechenden Anschubfinanzierung durch das Programm San Gottardo mit den Kantonen Uri, Graubünden, Wallis, dem Tessin und dem Bund unterstützt. Ziel sei es, die Bekanntheit der Region und ihrer Attraktionen zu erhöhen. SOB-Chef Thomas Küchler wird in der Mitteilung zitiert, die SOB wolle mit attraktiven Freizeit- und Ferienangeboten in Kombination mit dem ÖV einen Beitrag zu einer nachhaltigeren Mobilität leisten.


Montag, 8. März

Neuer Fahrplan veröffentlicht: Der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) hat heute das Fahrplanverfahren für die Jahre 2022 und 2023 eröffnet. Unter anderem gibt es diverse neue Frühverbindungen von S-Bahnen, ein neues Nachtnetz und Änderungen im Busnetz der Stadt Zürich oder im Limmattal (Mobimag berichtete). Alle Änderungen sind im Internet aufgeschaltet. Nun können interessierte bis Ende März Einwendungen vorbringen.

Der ÖV verliert langfristig Pendler: Nach der Coronakrise werde das Homeoffice in der Schweiz deutlich an Bedeutung gewinnen. Das führe mittelfristig zu 8 Prozent weniger Pendlern und durchschnittlich einem Tag mehr Homeoffice pro Woche für jene, die im Homeoffice arbeiten können. Studierende dürften einen Tag pro Woche weniger Präsenzunterricht haben. Das schätzt die Zürcher Kantonalbank in einer Analyse, über welche CH Media berichtet. Die Coronakrise werde «mittelfristig Auswirkungen auf das Mobilitätsverhalten» haben, bestätigt ein SBB-Sprecher. Der Chef der Südostbahn (SOB), Thomas Küchler, sagt, mit einem Rückgang in dieser Grössenordnung könne die Branche durchaus leben, «da wir im Bereich des Pendlerverkehrs vor Corona zum Teil sehr teure Spitzenleistungen erbringen mussten». Der ÖV müsse neue Reisende gewinnen, insbesondere im Freizeitverkehr. Küchler: «Wir haben uns im öffentlichen Verkehr in der Vergangenheit etwas zu einseitig auf die Pendlernachfrage fokussiert und den Freizeitverkehr etwas vernachlässigt».

Tempo 20 statt Tempo 30 in Schlieren: Bei der Abstimmung über die Gestaltung des Bahnhofsbereichs im zürcherischen Schlieren haben sich die Stimmberechtigten am Sonntag mit 54,2 Prozent Ja-Stimmen für eine Begegnungszone mit Tempo 20 entschieden. Die Bürgerlichen, die stattdessen eine Tempo-30-Zone wollten, blieben chancenlos. Bei Tempo 30 haben die Autos Vortritt, bei Tempo 20 Fussgänger. Mit dem Schritt sei ein Meilenstein in der Zentrumsentwicklung erreicht worden, teilte die Stadt mit. FDP-Gemeinderat Markus Weiersmüller hingegen sagt der «Limmattaler Zeitung», viele Stimmbürger hätten sich «von der verlockenden Visualisierung mit Bäumen und Blumen blenden lassen».

Weiterer Gegenwind für Bahnhofsumbau: Die SBB und die RBS bauen derzeit den Berner Bahnhof um. Unter anderem entsteht ein neuer Ausgang beim Bubenbergplatz. Damit die Passantenströme aufgefangen werden können, kann nun eine neue Personenunterführung in Richtung Hirschengraben gebaut werden. Zudem werden verschiedene Massnahmen zur Verkehrslenkung umgesetzt. Dazu gehören etwa eine Verminderung des Autoverkehrs, aber auch die Fällung von Kastanienbäumen und ihren Ersatz durch robustere Bäume. Die Stimmberechtigten der Stadt Bern haben einen Kredit in der Höhe von 112 Millionen Franken für das entsprechende Vorhaben am Sonntag mit 57,7 Prozent Ja-Stimmen angenommen. Gegner hatten von einer «Verschandelung» des Hirschengrabens gesprochen. Auch die Berner Sektion des Schweizer Ingenieur- und Architektenverband hatte sich gegen den Kredit ausgesprochen. Wie die «Berner Zeitung» schreibt, wollen sich die Gegner nun weiterhin «für Verbesserungen am Projekt einsetzen.» Martin Zulauf vom Gegenkomitee sagt, die geplante unterirdische Velostation beim Hirschengraben sei etwa ein Thema: «Gestützt auf die Aussagen der eidgenössischen Denkmalpflege sind wir dezidiert der Meinung, dass diese nicht bewilligungsfähig ist.»

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