
Der Bund zeigt in einem neuen Dokument auf, wie das Eisenbahnnetz in Zukunft genutzt wird. Es zeigt, an welchen Bahnhöfen in Zukunft am meisten Züge fahren. Pro Stunde werden zum Teil über 100 Abfahrten gezählt. In einer Region wird der Zugverkehr besonders zunehmen.
von Stefan Ehrbar
18. Mai 2021
«Netznutzungskonzept 2035» heisst das Dokument, welches das Bundesamt für Verkehr im Februar 2021 veröffentlicht hat. Es legt die Grundlagen für die Planung des Eisenbahn-Angebots fest und zeigt auf, welche Trassen für den Güter- und den Personenverkehr zur Verfügung stehen und welche für den Regional- und den Fernverkehr reserviert sind.
Das Dokument gibt ebenfalls bereits Auskunft, welche Züge künftig wohin fahren. Diese «Durchbindungen» sind allerdings noch nicht definitiv und können sich noch ändern, wenn auch nicht substanziell. Auf diese Flexibilität hatte in der Vernehmlassung, die der Publikation des Dokuments vorausging, etwa die SBB gepocht.
Als genauer Fahrplan der Zukunft ist das Dokument demnach nicht zu verstehen. Änderungen bei einzelnen Linien sind nicht ausgeschlossen. Dem Dokument zugrunde liegen die Ausbauten, die im Rahmen des «Ausbauschritt 2035» getätigt werden.
Eine Analyse von Mobimag zeigt, in welchen Bahnhöfen in Zukunft am meisten Personenzüge verkehren. Die Zahl gibt die Abfahrten pro Bahnhof in einer normalen Stunde an. Züge, die nur in den Stosszeiten verkehren, wurden für die Auswertung nicht berücksichtigt.
Bahnhof | Abfahrten/Stunde |
---|---|
Zürich Hauptbahnhof | 118 |
Zürich-Oerlikon | 72 |
Bern | 57 |
Zürich-Stadelhofen | 48 |
Winterthur | 46 |
Zürich-Hardbrücke | 44 |
Olten | 41 |
Zürich-Altstetten | 36 |
Genf | 35 |
Lausanne | 33 |
Zug | 32 |
Basel SBB | 31 |
Effretikon | 26 |
St. Gallen | 25 |
Stettbach | 24 |
Aarau | 22 |
Lenzburg | 22 |
Zürich-Enge | 20 |
Zürich Flughafen | 20 |
Uster | 20 |
Thalwil | 20 |
Luzern | 20 |
Auffällig ist, dass sich die Rangliste nicht mit jener der grössten Bahnhöfe nach Passagierzahlen deckt. So befindet sich etwa nicht Bern auf dem zweiten Platz, sondern Zürich-Oerlikon. Von den zehn Bahnhöfen mit den meisten Bewegungen liegen sechs im Kanton Zürich. Das liegt am starken Ausbau der S-Bahn Zürich, der in diesem Zeithorizont geplant ist. «S-Bahn 2G» nennt sich das Projekt (Mobimag berichtete).
Die Rangliste der grössten Bahnhöfe nach Passagierzahlen sieht folgendermassen aus (Daten aus dem Jahr 2019):
Bahnhof | Nutzer/Werktag |
---|---|
Zürich Hauptbahnhof | 461’000 |
Bern | 330’000 |
Genf | 177’000 |
Luzern | 167’000 |
Lausanne | 152’000 |
Basel SBB | 136’000 |
Winterthur | 128’000 |
Zürich-Oerlikon | 117’000 |
Zürich-Stadelhofen | 100’000 |
St. Gallen | 82’000 |
Olten | 77’000 |
Aarau | 76’000 |
Biel | 69’000 |
Zug | 68’000 |
Baden | 60’000 |
Zürich-Hardbrücke | 55’000 |
Genf Flughafen | 46’000 |
Thun | 45’000 |
Neuenburg | 33’000 |
Freiburg | 32’000 |
Chur | 28’000 |
Lugano | 26’000 |
Diese Daten entsprechen allerdings nicht der Passagierfrequenz, sondern der Zahl der Menschen, die jeden Tag am Bahnhof gezählt werden. Für einige grössere Bahnhöfe stehen derzeit noch keine Daten zur Verfügung. Dazu gehören etwa Zürich Flughafen, Uster, Lenzburg oder Stettbach.
Interessante Zahlen, v.a. wenn man sie miteinander in Beziehung setzt. So fällt auf, wie weit die Zugzahlen etwa in Basel SBB, Genf oder Lausanne hinter jene in Zürich HB und Bern zurückfallen.
Wie wird denn die Zahl der Menschen am Bahnhof gezählt? Werden Umsteiger doppelt gezählt, und wie verhält es sich bei Passanten, die gar keinen Zug benützen?