Elektroautos werden Klima nicht retten // Widerstand gegen Bahnreform // Luftfahrt-Boom nach US-Öffnung

An der Weltklimakonferenz sind Velos kaum ein Thema. Bild: Guus Baggermans / Unsplash

Elektroautos werden den Planeten nicht retten: Zu diesem Schluss kommen Experten im Rahmen der Klimakonferenz COP26 in Glasgow. Es sei unverständlich, dass Velofahren kein Thema sei. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland: Der Widerstand gegen die deutsche Bahnreform hat Erfolg – und die Flugzeuge sind wieder voll.

von Stefan Ehrbar
12. November 2021


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Warum fehlen Velos an der Klimakonferenz?

An der weltweiten Klimakonferenz COP26 fokussierten sich die Veranstaltungen diese Woche vor allem auf den Wechsel von Verbrenner- zu Elektrofahrzeugen. 24 Länder (die Schweiz ist nicht darunter) haben eine Vereinbarung unterzeichnet, die ein Verbot von Verbrennerfahrzeugen per 2040 vorsieht.

Der Fokus auf Elektroautos sei ein Fehler, finden viele Experten. «Es ist kein wirklicher Fortschritt, wenn Menschen von Verbrenner-Autos zu elektrischen Autos wechseln», sagt Chris Boardman, der Transportverantwortliche der Region Manchester, gegenüber «Forbes».


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Kurzfristig verschärfe dies Probleme sogar, weil die Energiewende noch nicht so weit fortgeschritten sei, dass genügend saubere Elektrizität für so viele Elektroautos produziert werden könne. Zudem sind Elektroautos bei weitem nicht emissionsfrei. In der Herstellung entstehen derzeit sogar noch etwas mehr Emissionen als bei normalen Verbrennerautos (Mobimag berichtete).

Heather Thompson, CEO des «Institute for Transportation and Development Policy» in New York, sagt, das Ziel einer maximalen Erderwärmung von 1,5 Grad könne mit einem Fokus auf elektrische Fahrzeuge nicht erreicht werden. Stattdessen müssen der Fokus auf den ÖV und das Velofahren gelegt werden.

Ähnlich sieht es Boardman. «Velos hätten im Zentrum der Klimakonferenz stehen müssen», sagt er. Stattdessen wurde das Thema bei den wichtigsten Veranstaltungen nicht angeschnitten. Auch das Thema öffentlicher Verkehr wurde an der Weltklimakonferenz kaum beachtet.


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Mohamed Mezghani von der globalen ÖV-Organisation UITP sagt, das Ministertreffen habe sich nur um elektrische Fahrzeuge gedreht. «Verkehrsmittel, die sozial inklusiver, gesünder und klimaschonender sind, hatten keine Priorität. Wir müssen noch viel unternehmen, bis die Verantwortlichen in der Politik realisieren, dass der öffentliche Verkehr ein wichtiger Bestandteil bei der Bekämpfung des Klimawandels ist», sagt er. Nur 30 Prozent der nationalen Aktionspläne zur Bekämpfung des Klimawandels berücksichtigten Massnahmen im Bereich des ÖV.

Widerstand gegen deutsche Bahnreform zeigt Erfolge

Die deutsche Eisenbahn- und Verkehrsgewerkschaft EVG kämpft gegen eine mögliche Zerschlagung der Deutschen Bahn (DB) im Zug einer Bahnreform durch die neue Ampel-Regierung. Wie der «Tagesspiegel» berichtet, kann sie dabei erste Erfolge verbuchen.


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Misstrauen erwecke bei der EVG etwa die Idee, dass eine staatliche Infrastrukturgesellschaft für das Bahnnetz geschaffen werden soll, die unabhängig vom Fahrgeschäft der DB agieren würde. Diese soll nicht profitorientiert arbeiten und so niedrigere Trassenpreise ermöglichen. Zudem soll der Wettbewerb gestärkt werden.

Die EVG befürchtet, dass damit sichere und vergleichsweise gut bezahlte Jobs bei der Bahn zunehmend prekär werden könnten. Bei der Infrastruktur könnten etwa Reinigungs- und Sicherheitsdienste vermehrt per Ausschreibung an Fremdfirmen vergeben werden. Sollte der Bahnkonzern aufgeteilt werden, drohte EVG-Vorstand Martin Burkert mit «vier Jahren Stillstand» und heftigen Auseinandersetzungen. Bei einer Aufspaltung der Bahn stehe Deutschland still, das Thema Bahn werde dann wöchentlich in den Nachrichten sein.


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Offenbar zeigen die Warnungen Wirkung. Das Netzwerk Europäischer Eisenbahnen (NEE), das die Konkurrenz der DB im Güterverkehr repräsentiert, will eine Reform vorschlagen, die ohne Zerschlagung der DB auskommt. Als Alternative wird eine Holding-Lösung ins Spiel gebracht. Die verschiedenen DB-Sparten würden damit mehr Autonomie erhalten, blieben aber Teil des gleichen Konzern.

Boom in der Luftfahrt nach US-Öffnung

Seit diesem Montag sind die Grenzen der USA für vollständig Geimpfte Reisende aus den Schengen-Staaten und damit der Schweiz wieder geöffnet. Das schlägt sich auf die Auslastung der Airlines durch, für die das Nordamerika-Geschäft essenziell wichtig ist.


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«Wir haben für die kommenden Wochen eine Auslastung wie im Jahr 2019», sagte Lufthansa-Manager Klaus Froese laut dem Portal aero.de diese Woche. Alleine die Lufthansa fliege im Winterflugplan von Frankfurt und München wöchentlich 160 Verbindungen zu 19 US-Zielen. Im Sommer waren es noch 30 Verbindungen gewesen.

«Wir sehen einen deutlichen Nachholeffekt bei Reisen, sowohl bei kurzfristigen Buchungen, vor allem von Paaren und Kleingruppen für den November und Dezember, als auch bei langfristigen Reisen von Familien in den Oster- und Sommerferien», wird Tui-Deutschland-Chef Stefan Baumert zitiert.

Auch bei der Lufthansa-Tochter Swiss sind die USA-Reisen sehr gut gebucht. «Die Buchungslage für die kommenden Wochen entwickelt sich sehr positiv», sagte eine Swiss-Sprecherin diese Woche laut der «Südostschweiz».

Mehr Informationen zur aktuellen Situation der Luftfahrt in der Schweiz finden Sie auch im Mobilitätsmonitoring von Mobimag.


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