Die Zitate der Woche: «Natürlich müssen wir beim Verkehr über Verzicht sprechen. Weniger Wachstum muss nicht negativ sein»

Muss die Schweiz den Verkehr reduzieren? Bild: Silvan Arnet/Unsplash

Jede Woche wirft Mobimag einen Blick auf die wichtigsten Zitate. Dieses Mal mit einer Analyse zu heftigen «Road Rage»-Fällen in Zürich, Dichtestress und vielen Beinah-Unfällen auf dem Bodensee und einer Walliser Politikerin, die sagt, warum Elektroautos viele Probleme nicht lösen und weniger im Verkehr mehr bedeutet.

von Stefan Ehrbar
16. August 2023

Die Zitate der Woche

Es gibt mit Sicherheit Kunden, die aufgrund der Informationen über die Sperrung des Gotthard-Basistunnels ihre alpenquerenden Transporte von und nach Italien aktuell an klassische Strassentransporteure vergeben, um auf Nummer sicher zu gehen. Das könnte durchaus 20 Prozent der Transporte betreffen. […] Wir weichen nur auf andere Bahnrouten aus, vorwiegend auf die Lötschberg-Simplon-Achse, aber auch auf die Brenner-Achse, zum Beispiel mit Verlad auf die Bahn von Köln nach Verona. Leider ist das Lichtraum-Profil der alten Bergstrecke am Gotthard nicht ausreichend für die vier Meter hohen Auflieger. Unsere Container sind weniger hoch und die meisten liessen sich über die Bergstrecke führen.

Der Logistikunternehmer Hans-Jörg Bertschi zu den Auswirkungen der Sperrung des Gotthard-Basistunnels nach einer Entgleisung am Donnerstag (aargauerzeitung.ch)

Grundsätzlich haftet der Halter eines Motorfahrzeugs für die von ihm verursachten Schäden. Dieser Grundsatz gilt auch für automatisierte Fahrzeuge. […] Wie bereits heute üblich, prüft die Versicherung im Rahmen eines Rekurses, ob der Unfall auf einen Mangel am Fahrzeug oder auf Fehlverhalten des Fahrers zu-rückzuführen ist. […] Vernetzte Fahrzeuge und die kurzen Reaktionszeiten eines Computers erhöhen die Verkehrssicherheit.

Ein Sprecher des Bundesamt für Strassen äussert sich zu Bestrebungen, führerlose Autos auch in der Schweiz zu erlauben (issuu.com, Seite 51)

Ein Elektroauto an sich ist nicht umweltfreundlich.

SP-Fraktionschef Roger Nordmann hat einen Plan vorgelegt, mit dem die Schweiz bis 2050 klimaneutral werden soll (aargauerzeitung.ch)

Die Zürcher Strassenkonflikte sind politisch aufgeladen. Zwei Anspruchshaltungen prallen aufeinander. Jenem Verkehrsmittel, das eine Mehrheit der Stadtbevölkerung fördern will und das aus ökologischer Sicht nur Vorteile bringt, wird nach wie vor wenig Raum gewährt. Das frustriert viele, die sich mit dem Velo durch Zürich fortbewegen. Manche Autofahrende wiederum sehen sich als Opfer in einem Verdrängungskampf. Sie scheinen nicht bereit zu sein, nur einen Quadratmeter Asphalt freiwillig abzutreten. Dies, obwohl sie weiterhin sehr viel vom öffentlichen Raum besetzen.

Der «Tages-Anzeiger» analysiert Fälle von Gewalt durch Autofahrer gegen Velofahrer in der Stadt Zürich und ihre Ursachen (tagesanzeiger.ch)

Güterzüge können gemäss Eisenbahnverordnung die Panoramastrecke bis zu einer bestimmten Eckhöhe befahren. Entsprechend erfolgt ein Grossteil der Binnenverkehr-Transporte über diese Strecke, ein kleiner Teil wird temporär auf der Strasse befördert. Der kombinierte Verkehr (Container, Sattelaufleger, Lastwagen) überschreitet diese Eckhöhe und kann die Gotthard-Achse deshalb nur über den Gotthard-Basis-Tunnel befahren. Deshalb wird der kombinierte Verkehr im Transitbereich über die Lötschberg-Simplon-Achse umgeleitet oder in den Ausgangterminals zurückbehalten. Es gibt nur kleine Einschränkungen bei den Gütertransporten und der Güterfluss ist sichergestellt.

Die SBB erklärt, welche und wie viele Güterzüge nach der Sperrung des Gotthard-Basistunnels noch verkehren können (sbb.ch)

Mit diesem neuen, dezentralen Konzept hat es auf jeden Fall genügend Platz für Olympische Spiele in der Schweiz. Die Ski-WM in Crans-Montana 2027 wird eine grosse Kiste. Trotzdem ist der Verkehr dort kein Thema. Gleiches gilt für die Biathlon-WM 2025 in Lenzerheide. Dank ausgeklügelter Konzepte haben wir die Logistik im Griff. Lenzerheide setzt voll auf den ÖV, die An- und Heimreise mit dem ÖV ist im Ticket inbegriffen.

Urs Lehmann, der Präsident von Swiss-Ski, will Olympische Winterspiele in die Schweiz holen. Der Mehrverkehr sei kein Problem dank dezentraler Organisation (blick.ch)

Das Problem ist, dass immer mehr Personen ohne Führerausweis unterwegs sind. […] Die Leute wissen oft nicht, wie sie sich korrekt zu verhalten haben, geschweige denn, wie und wann sie ausweichen müssen. […] Genau in solchen Situationen sitzen sie oft in der Falle.

Silvan Paganini, Technischer Betriebsleiter Nautik und Werft der Bodensee Schifffahrt, zu Beinahe-Kollisionen auf dem Bodensee (rheintaler.ch)

Die Schweiz galt über Jahrhunderte als Hüterin der Alpenpässe. Es gab die Theorie, dass die Schweiz nur deshalb existiert und von den Grossmächten akzeptiert wird. Es galt: Je mehr Verkehr durch die Schweiz, desto besser für die Schweiz. Das hört sich lustig an, wenn man bedenkt, dass wir heute vor allem über die Begrenzung des Transitverkehrs reden. […] Nach jener Logik hatte die Schweiz gar keine andere Wahl, als zu einem Schifffahrtsland zu werden, um ihre Existenzgrundlage zu behalten. Es galt, dem Verkehr alle Tore zu öffnen, um die Schweiz zu schützen.

Der Historiker Andreas Teuscher erforscht bisher kaum bekannte frühere Pläne, die Schweiz für die Schifffahrt mit dem Meer zu verbinden (blick.ch)

Im Verkehr wird es schwieriger. Es gibt zwar enorme technische Fortschritte. Aber wenn wir nun die zwei Tonnen schweren SUV einfach elektrifizieren, ist das keine Lösung. Wenn wir wieder leichtere Autos fahren würden, hätte das schon einen grossen Einfluss. […] Natürlich müssen wir auch über Verzicht sprechen. Aber weniger Wachstum muss nicht unbedingt negativ sein. Im Französischen z.B. spricht man von «sobriété» und von «décroissance», was so viel wie Enthaltsamkeit und Abschwung bedeutet. Der fünfte Teddybär macht ein Kind nicht zufriedener, als es mit zwei Teddybären wäre. Das gilt auch für uns Erwachsene.

Die Oberwalliser Grünen-Präsidentin Brigitte Wolf über ihre Einstellungen zum Thema Verkehr (pomona.ch)

Beispiel Schweiz: In der Schweiz waren im vergangenen Jahr 92,5 Prozent der Züge pünktlich. Das heißt, sie hatten weniger als drei Minuten Verspätung. In Deutschland gilt ein Zug noch mit bis zu sechs Minuten Verzögerung als pünktlich. Die Schweizer Bahnen (SBB) setzen stärker auf flüssigen Verkehr statt auf Hochgeschwindigkeitszüge wie den ICE. Die Bahnfahrt dauert deshalb oft etwas länger als auf einer vergleichbaren ICE-Strecke, aber die pünktliche Ankunft ist mehr oder weniger garantiert. Zudem haben die Züge breite Türen, sodass Ein- und Ausstieg schneller funktioniert. Reservierungen sind unüblich. Es verkehren überwiegend Doppelstockzüge, in denen in der Regel Plätze zu finden sind.

Die «Berliner Zeitung» erklärt ihrer Leserschaft, wie die Eisenbahn in der Schweiz funktioniert (berliner-zeitung.de)

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