Die Zitate der Woche: «Manche Reisende zucken sogar bei den happigen Preiserhöhungen nur mit den Schultern»

Die SBB kriegt derzeit viel Kritik ab. Bild: Tomek Baginski/Unsplash

Jede Woche wirft Mobimag einen Blick auf die wichtigsten Zitate. Dieses Mal mit viel Kritik an der SBB von verschiedenen Medien, Post-Mitarbeitern, deren Arbeit im Logistikzentrum wegen einer neuen App noch mühsamer geworden ist und einem FDP-Gemeinderat, der die Teilnehmenden der Critical Mass stärker bestrafen will.

von Stefan Ehrbar
9. August 2023

Die Zitate der Woche

Eine verbindliche Absicht, die betroffene Bevölkerung zu entlasten, wird in der derzeitigen Vorlage vollumfänglich vermisst. […] Auf weitere Faktoren, die zu Verspätungen führen, hat der Flughafen nur sehr beschränkten Einfluss. Die Fluggesellschaften, mit den sehr knappen Umsteigezeiten und den überfüllten Flugplänen, sind für die Verspätungen verantwortlich.

Der Gemeinderat Rümlang fordert im Gegenzug zu Pistenverlängerungen des Flughafen Zürich eine Ausweitung der Nachtruhe (zuonline.ch)

Der öffentliche Verkehr und die gut unterhaltenen Strassen sind nur ein Teil der Infrastruktur. Sauberes Trinkwasser, die zahlreichen öffentlichen Räume, eine hohe Sicherheit und vieles mehr entlasten alle Haushalte – finanziell und organisatorisch. Der Unterhalt der Infrastruktur ist allerdings teuer und droht von anderen staatlichen Ausgabenprogrammen verdrängt zu werden. Es lohnt sich daher, den Blick auf diesen zentralen Pfeiler der Politik nie zu verlieren und die Finanzierung so sicherzustellen, dass auch künftige Generationen profitieren.

Die Ökonomin Monika Bütler schreibt, warum der öffentliche Verkehr viel mit der Wirtschaft und der Lebensqualität zu tun hat (magazin.nzz.ch)

Das Problem ist, dass diese Art von Tourismus relativ günstig und wenig nachhaltig ist. Viele Steuerzahler im Mittelmeerraum subventionieren den Flugverkehr, indem sie die Infrastruktur der Flughäfen bezahlen, und Kerosin wird allgemein nicht besteuert. Somit werden Flüge ans Mittelmeer für alle erschwinglich. Solange es das billige Angebot gibt, wird auch die Nachfrage vorhanden sein. […] Ich kritisiere, dass die Flüge unverhältnismässig billig und alternative Reisemöglichkeiten kaum vorhanden sind. Reisen mit der Bahn sind leider immer noch komplizierter, gerade im grenzüberschreitenden Verkehr. Ich erlebe das immer wieder. Wenn ich von Deutschland mit dem Zug durch die Schweiz nach Italien ans Meer fahre, dann ist das wunderschön, aber die Tickets sind oft zu teuer.

Der Klimaexperte Wolfgang Cramer sagt, was das Problem an Ferien am Mittelmeer ist und was sich in Sachen Anreise ändern muss (tagesanzeiger.ch)

Es geht nicht mehr um die Sache, sondern nur noch ums Vergrämen der Automobilisten. Steigende Kosten für Energie und Mieten und nun rückt der Stadtrat seinen Bürgerinnen und Bürgern auch noch mit der Parkingkeule auf den Leib.

Die Stadt St. Gallen will die Gebühren für das Parkieren moderat erhöhen. Remo Daguati, der Geschäftsführer des städtischen Hauseigentümerverbands, hält davon nichts (tagblatt.ch)

Die App bestimmt, wie ich laden muss, wann ich wo zu sein habe, sogar für meine Pausen gibt’s Vorschläge – doch mit dem Verkehr in der Stadt ist das System überfordert. Früher konnte ich meine Tour selber planen, das lief tipptopp.

Ein Mitarbeiter des Post-Logistikcenter Rothenburg äussert sich zur schlechten Stimmung im Betrieb und der Überforderung vieler Angestellten (luzernerzeitung.ch)

Für manche ist die Beziehung zur SBB gar Liebe. Das leuchtet durchaus ein. Die Swissair gibt’s längst nicht mehr. Immer mehr Poststellen werden geschlossen. Die Schweizer Banken rauschen von einer Krise zur nächsten. Nur auf die SBB ist seit eh und je Verlass. Manche Reisende schwören gerne auch dann auf den Zug, wenn die Reise im Auto oder Flugzeug billiger ist. Manche Reisende zucken sogar bei den jüngsten, happigen Preiserhöhungen nur mit den Schultern, nehmen diese gerne in Kauf. Selbst für Zugausfälle ist das Verständnis der Schweizerinnen und Schweizern gross – zu regelmässig die Nachrichten aus dem Ausland über Bahn-Chaos und Streiks. Eine Liebesbeziehung beruht auf Gegenseitigkeit. Bisweilen wünscht man sich, unsere Anhänglichkeit würde ein bisschen erwidert. 

Ein Journalist ärgert sich bei CH Media über die Busse für ein Billett, das für den falschen Zug gelöst wurde (aargauerzeitung.ch)

Wenn es irgendwo zu viele Leute hat, soll man auf der App Inspirationen erhalten, was man stattdessen im Glarnerland unternehmen könnte. Jetzt werden die Ausflügler an einem schönen Tag weggeschickt, wenn es im Klöntal oder im Oberseetal keinen Platz mehr hat. Das führt zu einer hohen Unzufriedenheit. Diese Gäste kommen in Zukunft nicht mehr.

Der Glarner GLP-Landrat Franz Landolt will, dass der Kanton Glarus eine App aufbaut, auf der alle Informationen zu Freizeitangeboten, Verkehr und Hotels zu finden sind (suedostschweiz.ch)

Was der abtretende Chef des BAV (Peter Füglistaler, Anm.) nicht sagt, aber womöglich meint: Ein wenig Konkurrenz könnte dem trägen Monopolbetrieb SBB auf die Sprünge helfen. Die Hürden blieben hoch, wegen des dichten Taktfahrplanes. Aber ein Flixtrain nach München oder ein Frecciarossa von Zürich nach Rom wären keine Horrorvorstellung, sondern eine echte Bereicherung. Wetten, dass es dann auch mit dem Ticketverkauf in der App sehr rasch vorwärtsgehen würde?

Ein Journalist von watson.ch glaut, dass der SBB ein wenig Konkurrenz nicht schaden würde (watson.ch)

Ich fände es richig, wenn nun auch geklärt würde, ob die Verkehrsblockaden mehr sind als Kavaliersdelikte. Ich habe mich zum Beispiel immer gefragt, warum sie nicht als schwere Verkehrsregelverletzung gewertet und geahndet werden.

Der Stadtzürcher FDP-Gemeinderat Michael Schmid will, dass Teilnehmende der unbewilligten Velodemo Critical Mass stärker bestraft werden (nzz.ch)

Ein weiteres Segment, in dem die SBB ihr Potenzial nicht ausschöpfen, ist der internationale Fernverkehr. Die Rahmenbedingungen sind so gut wie nie. Mit dem Klimawandel und den Ausbauten der Infrastruktur müsste die Stunde der Bahn schlagen. Doch auf zu vielen Strecken ist das Angebot ungenügend und unzuverlässig. Die Probleme liegen nicht allein in Deutschland und anderswo, wie Verspätungsmeldungen («Ereignis im Ausland») gerne suggerieren. Es ist bezeichnend, dass für die SBB der Regionalverkehr Vorfahrt hat. Der internationale Fernverkehr muss wieder eine höhere Priorität haben, wenn die Bahn mehr dazu beitragen soll, die Klimaziele zu erreichen.

NZZ-Journalist Tobias Gafafer schreibt in einem Kommentar, dass die Bahn derzeit zum Teil falsche Prioritäten setze (nzz.ch)

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