
Das Bundesamt für Strassen (Astra) erhebt zusammen mit dem Verkehrsdienst Viasuisse, auf welchen Autobahnabschnitten es am meisten staut. Mobimag liegen die Daten vor. Die Auswertung der 20 am stärksten betroffenen Strecken zeigt zudem, wie stark sich die Coronakrise auf die Autobahnen ausgewirkt hat.
von Stefan Ehrbar
15. November 2021
Der Verkehr auf den Autobahnen ist im Jahr 2020 eingebrochen. In Zeiten des Lockdowns und des «Bleiben Sie zuhause» haben viele ihre Mobilität eingeschränkt. Das zeigt sich auch an der Staustatistik, die jedes Jahr vom Verkehrsdaten-Anbieter Viasuisse erhoben wird.
Im Jahr 2019 wurden auf dem Zürcher Nordring die meisten Staustunden gezählt. Fast viereinhalb Stunden täglich floss der Verkehr dort durchschnittlich nicht. Auch auf der Zürcher Westumfahrung vor der Verzweigung Limmattal wurden ähnlich viele Staustunden gemessen.
Im Jahr 2020 gehörten diese Abschnitte zwar immer noch zu den am meist belasteten, wenn auch mit deutlich weniger Staustunden als in den Jahren zuvor. Doch danach folgte schon bald die A2 vor dem Gotthardtunnel in beide Richtungen. Schliesslich hatten im Sommer 2020 viele Menschen ihre Ferien im Tessin verbracht.
In folgender Tabelle sind die durchschnittlichen Staustunden pro Jahr, Autobahnabschnitt und Richtung aufgeführt. Die Zahlen wurden auf den nächsten Hunderter gerundet. Berücksichtigt wurden die 20 in den vergangenen Jahren am stärksten durch Stau betroffenen Autobahnabschnitte in der ganzen Schweiz. Eingang gefunden in die Grafik haben nur Abschnitte, auf denen in den fünf dargestellten Jahren (2016 – 2020) mindestens einmal über 1000 Staustunden pro Jahr verzeichnet wurden.
Im Jahr 2020 wurden auf dem Nationalstrassennetz insgesamt 22'575 Staustunden erfasst, 25,3 Prozent weniger als im Jahr zuvor mit 30'230 Staustunden. In der Zahl für das Jahr 2020 berücksichtigt sind die Strecken, die per 1. Januar 2020 mit dem Netzbeschluss in das Nationalstrassennetz aufgenommen wurden. Werden dies ausgeklammert, betrug der Rückgang gegenüber dem Jahr 2019 gar 34,3 Prozent auf 19'857 Staustunden.
Die Staustunden haben auf dem Nationalstrassennetz in den Jahren vor der Coronakrise laufend zugenommen – und zwar deutlich stärker als die Fahrleistung. Diese stieg zwischen 2010 und 2019 um 17 Prozent, die Staustunden verdoppelten sich aber. Das Astra führt diesen Effekt darauf zurück, dass das Nationalstrassennetz an vielen Orten an seine Kapazitätsgrenzen stösst und kleine Zunahmen der Verkehrsleistung schon zu einem grossen Anstieg der Staustunden führen können.
Das zeigt sich umgekehrt auch im Coronajahr 2020. Obwohl die Fahrleistungen um nur 17,6 Prozent zurückgingen, sanken die Staustunden um ein Drittel gegenüber 2019.
Fast neun von zehn Staustunden sind auf Überlastung des Netzes zurückzuführen, 10 Prozent auf Unfälle und nur etwa ein Prozent auf Baustellen. Dieser Anteil konnte in den letzten Jahren signifikant gesenkt werden. Noch vor zehn Jahren waren Baustellen für etwa 18 Prozent der Staustunden verantwortlich. Seither wurde das Baustellen-Management auf Nationalstrassen verbessert, etwa, indem darauf geachtet wird, dass auch während Bauarbeiten mehrere Spuren zur Verfügung stehen oder mit Nacht- und Sonntagsarbeit.
Etwa ein Drittel aller Staustunden entfiel im Jahr 2020 auf die A1, auf der auch ein Drittel der Fahrleistungen auf Nationalstrassen stattfindet.
Den absoluten Stau-Schwerpunkt der Schweiz bildet die Zürcher Nordumfahrung. Mit der Eröffnung der dritten Gubrist-Röhre Anfang 2023 dürfte sich das noch nicht schlagartig verändern, weil die bestehenden Röhren danach saniert werden müssen. Ab 2025 sollen dann in jede Richtung durchgehend mindestens drei Fahrspuren zur Verfügung stehen, was die Stausituation entschärfen könnte.
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