
Bernmobil erhält neue Trams von Hersteller Stadler. Doch die Fahrzeuge aus der Schmiede von Peter Spuhler machen mehr Probleme als gedacht – und blockieren deshalb zu oft den Betrieb. Verantwortlich sind etwa die Klimaanlagen und die Software. Das sagen Bernmobil und Hersteller Stadler und das sind die Konsequenzen.
von Stefan Ehrbar
5. März 2024
So viel Geld haben die Berner Verkehrsbetriebe Bernmobil noch nie in neue Trams investiert: Für rund 130 Millionen Franken haben sie 2019 beim Schweizer Bahnbauer Stadler von Peter Spuhler 27 Trams des Typs «Tramlink» bestellt. Gebaut werden diese im spanischen Valencia. Das erste Tram ist seit dem 1. November letzten Jahres im Einsatz, insgesamt sind bereits 9 Fahrzeuge in Bern. Eigentlich hätte alle drei bis vier Wochen ein weiteres abgeliefert werden sollen. Doch daraus wird nichts.
Denn Bernmobil hat die Lieferungen gestoppt, wie die «Schweizer Eisenbahn-Revue» berichtete. Der Grund sind häufige Störungen. Das Medium «Plattform J» fragt sich schon, ob die grösste Beschaffung von Bernmobil auch «der grösste Fehler» gewesen sei.
Dass neue Fahrzeuge in einer ersten Phase mit Kinderkrankheiten zu kämpfen haben, ist normal. Im Fall der neuen Stadler-Trams sind die Probleme aber grösser als üblich – und dauern schon mehrere Monate an. Die Inbetriebnahme der Tramlinks sei mit «grösseren Herausforderungen verbunden als ursprünglich vorgesehen», gibt Bernmobil-Sprecher Didier Buchmann zu.
Am problematischsten sind Störungen, die die Trams am Weiterfahren hindern. In der Stadt Bern, die nur über eine Tramachse in der Innenstadt verfügt, blockiert ein Fahrzeug dann schnell einmal einen grossen Teil des Betriebs. Laut Buchmann sind dafür etwa Türstörungen, Störungen der Klimaanlage oder Softwareprobleme verantwortlich. Um einen zuverlässigen Service aufrechterhalten zu können, habe Bernmobil nach Rücksprache mit Stadler entschieden, die Lieferung der Fahrzeuge zu stoppen. Nun gehe es darum, die Probleme noch in Valencia abzuarbeiten und die Lieferung möglichst schnell wieder aufzunehmen.
Bernmobil rechnet weiterhin damit, dass bis Ende Jahr die ersten 20 Fahrzeuge in Bern sind. «Wir gehen davon aus, dass der Lieferstopp in wenigen Wochen wieder aufgehoben werden kann», sagt Buchmann. «Sollte dies wider Erwarten nicht der Fall sein, müssten wir die Lage neu beurteilen.» Dann könnten die Störungen auch einen Einfluss auf die Kundinnen und Kunden und das Angebot von Bernmobil haben.
Stadler-Sprecherin Gerda Königstorfer sagt, die Herausforderungen bei der Inbetriebnahme von Trams seien bei jedem Kunden unterschiedlich. Zusammen mit Bernmobil habe Stadler nun ein Massnahmenpaket ausgearbeitet. Der Produktionsplan der Fahrzeuge werde aber beibehalten. Die Zusammenarbeit mit Bernmobil sei «gut und konstruktiv».
Nicht nur sollen die Zuverlässigkeit und Verfügbarkeit der Fahrzeuge verbessert werden, auch das Training der Fahrzeugführer wird laut Königstofer verstärkt. Tatsächlich zeigte sich schon bei vielen Inbetriebnahmen verschiedener Hersteller, dass nicht alle Störungen auf die Fahrzeuge zurückgehen. Manchmal kommt es zu Fehlbedienungen des Personals, das die neuen Fahrzeuge ebenfalls erst kennen lernen muss.
Stadler lieferte Tramlink-Fahrzeuge in jüngerer Vergangenheit auch für die Waldenburgerbahn der Baselland Transport (BLT). Dort kam es anfänglich ebenfalls zu vielen Störungen, die vor allem auf neue Sicherheitssysteme zurückzuführen waren. Zudem wird Stadler 38 Tramlinks nach Genf und 10 nach Lausanne liefern. Unterwegs sind Tramlinks seit Ende 2022 auch auf der neuen Limmattalbahn zwischen dem aargauischen Spreitenbach und Zürich-Altstetten. Dort ging die Inbetriebnahme reibungslos über die Bühne.
Stadler hat in den letzten Jahren mehrere Tram-Aufträge in der Schweiz gewonnen – etwa die Lieferung von 25 weiteren Trams an die BLT. Für diese baut Stadler Fahrzeuge des Typs «Tina». Ebenfalls bewerben dürfte sich Stadler auf einen Auftrag der Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) über 23 Fahrzeuge. Nicht zum Zug kam die Firma bei den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ). Für diese liefert Alstom seit 2019 für 555 Millionen Franken 110 Trams des Typs «Flexity» ab. Bereits sind knapp 60 dieser Trams unterwegs, die Inbetriebnahme erfolgte ohne grösseren Störungen.
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