Der Euroairport und der Flughafen Genf kamen besser durch die Krise als Zürich – ändert sich das jetzt?

Der Flughafen Zürich rechnet mit einem starken Sommer. Bild: Jett Pongsakon / Unsplash

In den vergangenen Monaten war an Schweizer Flughäfen wenig los. Eine Mobimag-Auswertung zeigt: Der Flughafen Zürich litt stärker unter der Krise als der Euroairport in Basel und der Flughafen Genf. Im Sommer könnte sich das ändern – wenn die Erholung andauert.

von Stefan Ehrbar
21. März 2022

Seit März 2020 herrscht in der Luftfahrt Krise. Die Passagierzahlen brachen damals mit dem Ausbruch der Coronakrise ein und haben sich bis heute nicht wieder erholt. Immer wieder wurden Hoffnungen der Branche auf einen raschen Aufschwung zunichte gemacht: Durch eine neue Corona-Welle, verschärfte Einreisebestimmungen der Schweiz oder anhaltende Restriktionen asiatischer Länder, welche den Tourismus hart treffen.

Während die Verantwortlichen zu Beginn der Krise nur von einer kurzen Delle ausgingen, erwartet nun etwa der Flughafen Zürich, dass die Vorkrisen-Passagierzahlen erst 2025 wieder erreicht werden. Doch welche Flughäfen sind am besten durch die Krise gekommen und für welche sind die Aussichten am besten?

Im Vergleich der Passagierzahlen der letzten zwei Jahre im Vergleich zu den selben Monaten des Jahres 2019 zeigt sich, dass der Euroairport Basel fast durchgehend weniger Einbussen zu verzeichnen hatte als die Flughäfen in Zürich und Genf. Das hat sich in den Wintermonaten sogar noch akzentuiert. Im Januar 2022 etwa kam der Euroairport auf 49 Prozent der Passagierzahlen des Januar 2019, der Flughafen Genf auf 48 Prozent und der Flughafen Zürich auf 42 Prozent.

Das liegt daran, dass Basel von allen drei Flughäfen jener ist, der am wenigsten stark vom Langstreckenverkehr abhängig ist. Während der Flughafen Zürich als Hub der Netzwerkairline Swiss funktioniert, die ihre Langstreckenflüge mit Zubringerflügen aus Europa füllen muss, dominiert in Basel der Punkt-zu-Punkt-Verkehr innerhalb Europas.

Vor allem Billigflieger wie Easyjet, Ryanair oder Wizz Air fliegen Basel an. Diese haben während der Krise ihr Angebot weniger stark abgebaut als andere Airlines. Auf vergleichsweise kurzen Strecken innerhalb Europas sank die Nachfrage weniger stark als auf Langstreckenflügen nach Asien, in die USA oder nach Afrika. Dies nicht zuletzt, weil Reisen innerhalb Europas zumindest für Geimpfte letztes Jahr fast durchgehend möglich war.

Billiganbieter führen derzeit schon fast wieder so viel Flüge durch wie vor der Krise oder sogar mehr. Ryanair hatte per 9. März 9,4 Prozent mehr Flüge im Angebot als zwei Jahre vorher, bei Wizz Air betrug das Minus laut Zahlen von Eurocontrol noch 16,2 Prozent und bei Easyjet 27,1 Prozent. Währenddessen verzeichneten grosse Netzwerkairlines stärkere Rückgänge: -42,4 Prozent bei der Swiss, -46,2 Prozent bei Lufthansa, -29,1 Prozent bei der Air France.

Das schlägt sich direkt auf die Passagierzahlen in Genf und vor allem Zürich durch, wo die Swiss mehr als 50 Prozent Marktanteil hat. Allerdings könnte die Erholung dort nun umso schneller gehen.

Im Sommer rechnet der Flughafen Zürich mit einem starken Passagierwachstum im Vergleich zu 2020 und 2021. Die wieder erstarkte Reiselust werde sich bemerkbar machen, sagte Flughafen-Chef Stephan Widrig gegenüber CH Media. Für das ganze Jahr rechnet der Flughafen Zürich mit etwa zwei Drittel der Passagierzahlen des Jahres 2019. Das wären 20 Millionen – doppelt so viele wie noch 2021.

Zu dieser optimistischen Einschätzung kommt der grösste Schweizer Airport, weil sein Verkehrsmix laut einer Präsentation gute Voraussetzungen schafft. So sei der Anteil an Europa- und USA-Passagieren hoch. Insbesondere das Nordamerika-Geschäft dürfte dieses Jahr wieder richtig anziehen, nachdem die Vereinigten Staaten und Kanada wieder ohne Restriktionen bereist werden können. Beide Länder gehören zu den beliebtesten Feriendestinationen von Menschen aus der Schweiz.

Zudem zählt der Flughafen Zürich auf eine starke lokale Nachfrage – und wie sich in den Monaten der Krise gezeigt hat, verfügt der Hub Zürich im Lufthansa-Netzwerk über eine gute Stellung und musste weniger Kapazitäten abgeben als etwa München oder Wien. Wenn das so bleibt, könnten die Swiss und damit der Flughafen Zürich überproportional von der Erholung profitieren.

In Sachen Prognose sind sich die Zürcher und Basler übrigens einig: Der Euroairport Basel rechnet mit 6,2 Millionen Passagieren dieses Jahr.  Das entspricht ebenfalls etwa zwei Dritteln der Zahlen von 2019. 

Nur einen kleinen Einfluss haben dürfte der Krieg in der Ukraine: Am Flughafen Zürich betrug der Anteil von Passagieren nach Russland und in die Ukraine zuletzt nur 1,5 Prozent. Allerdings werden Flüge nach Asien länger und damit teurer, weil der betroffene Luftraum umflogen werden muss. Weil die Frachtraten noch immer hoch sind, lohnen sich die Flüge derzeit trotzdem. Wie lange das so bleibt, ist aber offen.

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