Im Tessin gewann die Bahn zuletzt deutlich an Kundschaft hinzu. Auf anderen Abschnitten hingegen ist die Corona-Delle noch nicht überwunden, wie neue Zahlen der SBB zeigen. Mobimag hat analysiert, wo die meisten Bahnkundinnen und -kunden unterwegs sind und wie sich diese Zahl seit dem Jahr 1998 entwickelt hat.
von Stefan Ehrbar
27. Juni 2023
Im Jahr 2022 waren die Passagierzahlen der SBB wegen den Nachwirkungen der Coronakrise – Stichworte Homeoffice und Massnahmen – noch immer deutlich unter dem Wert des Jahres 2019. Doch das stimmt nicht überall, wie kürzlich veröffentlichte Daten der SBB zeigen.
Durch den Gotthard-Basistunnel reisten im Jahr 2022 etwa deutlich mehr Menschen als noch 2019. Dasselbe gilt auch für verschiedene Messtellen im Tessin – etwa vor Bellinzona, Melide und im Ceneri-Basistunnel.
Das Tessin ist damit die grosse Ausnahme. Der Verein «Swissrailvolution» hat dafür eine Erklärung. Dank dem Gotthard-Basistunnel seien die Passagierzahlen seit dessen Eröffnung im Jahr 2016 um 50 Prozent gestiegen, schreibt er auf Twitter. Davon seien 60 Prozent Umsteiger vom Auto. Auf der Alpennordseite wiederum zeige sich in den Daten zwar der positive Effekt von Bahn 2000, seit diesem Ausbauschritt stagnierten die Zahlen aber.
Mit ein Grund für die stark gestiegenen Passagierzahlen im Tessin dürfte aber auch sein, dass das ÖV-Angebot im ganzen Kanton per Ende 2020 stark ausgebaut wurde. Von einer «echten Revolution» sprach etwa die bei der SBB für die Region Süd zuständige Roberta Cattaneo im Interview mit Litra.
Doch wie sieht es auf anderen Abschnitten im Schweizer Schienennetz aus? Wo fahren die meisten Menschen durch und wie haben sich diese Zahlen in den letzten Jahren entwickelt? Mobimag hat die Zahlen der SBB im Detail analysiert.
Die meistbefahrene Messstelle war im Jahr 2022 jene in Effretikon ZH, die einen durchschnittlichen Tagesverkehr (DTV) von knapp 87’000 Passagieren aufwies. Vor der Coronakrise dürften es dort über 100’000 Passagiere täglich gewesen sein. Auf Platz 2 folgte 2022 die Messtelle beim Heitersberg-Tunnel, auf Platz 3 jene bei Mattstetten.
Etwas anders sieht die Rangliste aus, wenn betrachtet wird, wie sich diese Zahlen zwischen 1998 und 2022 entwickelt haben. An erster Stelle steht dann Zofingen, wo heute über doppelt so viele Passagiere unterwegs sind als noch 1998. Auf dieselben Werte kommen die Messtellen Ceneri, Melide und Lötschberg. Gegenüber 1998 gut 190 Prozent des Passagierniveaus wird beim Lötschberg, Heitersberg und bei Coppet gezählt. Das schwächste Wachstum hingegen wurde im Wallis verzeichnet: Bei den Messtellen Simplon, Visp und Martigny nahmen die Passagierzahlen in dieser Zeitperiode nur gerade um 40 Prozent zu.
Wird die Entwicklung zwischen 1998 und 2019 betrachtet, um die Folgen der Coronapandemie auszuklammern, ändert sich an dieser Rangliste nicht viel: Die Messtellen Zofingen, Heitersberg und Lötschberg führen, an letzter Stelle folgen dann die Stellen Simplon, Gotthard und Visp. Der Gotthard taucht in dieser Liste auf, weil das starke Wachstum dort erst nach 2020 begann und die Passagierzahlen in den Jahren 1998 lange Jahre sogar tiefer lagen als 1998.
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