Diese Bahnhöfe verloren während der Pandemie am meisten Benutzer – und diese Veränderungen gab es im Ranking

Der Bahnhof Zürich Hardbrücke musste zuletzt unten durch. Bild: Claudio Schwarz / Unsplash

Eine Auswertung von neuen Zahlen zeigt, welche SBB-Bahnhöfe in den zwei Jahren der Pandemie am meisten Benutzerinnen und Benutzer verloren haben. Glimpflich davon kam das Tessin. An einem Bahnhof in der Westschweiz hingegen gingen die Zahlen um fast 57 Prozent zurück.

von Stefan Ehrbar
26. April 2022

Die Coronakrise hat die Passagierzahlen im öffentlichen Verkehr einbrechen lassen. Doch nicht alle Regionen und Bahnhöfe haben gleich stark gelitten. Das zeigt eine Auswertung von Zahlen, welche die SBB vor kurzem veröffentlicht hat.

Für 25 grosse Bahnhöfe erhebt die Bahn die Zahl der Bahnhofbenützer pro Werktag. Diese Zahl entspricht nicht zwangsläufig den Benützern einer ÖV-Dienstleistung, sondern beinhaltet auch Personen, die beispielsweise am Bahnhof einkaufen oder diesen durchqueren. Nicht alle grösseren Bahnhöfe werden ausgewertet – so fehlen Daten etwa für die Bahnhöfe Zürich Flughafen, Uster, Lenzburg und Stettbach.

Die Auswertung der Zahlen durch Mobimag zeigt, welche Bahnhöfe im Jahr 2021 im Vergleich zum Vorkrisenjahr 2019 prozentual am meisten Benutzerinnen und Benutzer verloren haben.

An der Spitze der Rangliste steht dabei wenig überraschend der Bahnhof Genève-Aéroport. Um 57 Prozent ging die Zahl der Nutzer zurück. Dies erstaunt nicht, ist doch der Flugverkehr während der Pandemie noch stärker eingebrochen als der ÖV. Zudem kann der Bahnhof am Genfer Airport auch nicht mit einer ÖV-Drehscheiben-Funktion aufwarten wie etwa sein Zürcher Pendant.

Auf Platz 2 folgt der Bahnhof Zürich Hardbrücke. Um 40 Prozent auf 33’000 ging die Zahl der Nutzer im Jahr 2021 im Vergleich zu 2019 zurück. Ebenfalls fast 40 Prozent Rückgang verzeichnete der Bahnhof Luzern, der noch auf 102’000 Nutzer pro Werktag kam (statt 167’000).

Die vollständige Übersicht der 25 grossen Bahnhöfe finden Sie in untenstehender Tabelle.

Dass die beiden Tessiner Bahnhöfe Bellinzona und Lugano am Schluss der Rangliste mit einem Rückgang von nur 13 respektive 15 Prozent stehen, erstaunt nicht. Mitten in der Krise, per Dezember 2020, wurde das ÖV-Angebot im Kanton Tessin stark ausgebaut. Damit wollte der Kanton den ÖV-Anteil erhöhen und von der Eröffnung des Ceneri-Basistunnels profitieren. Während der Kanton im Jahr 2020 noch 65,2 Millionen Franken in den ÖV investierte, waren es 2021 laut der Budgetplanung 95,6 Millionen Franken. Nächstes Jahr sollen es gar 98 Millionen Franken werden. 

Dieser Ausbau dürfte mehr Menschen auf Bahn und Bus gebracht haben, was den Rückgang etwas gebremst haben dürfte. Andererseits hat das Tessin aber auch davon profitiert, dass viele Schweizerinnen und Schweizer im Jahr 2021 ihre Ferien im Inland und besonders häufig im Tessin verbrachten. Im Jahr 2019 verzeichnete der Kanton Tessin laut Zahlen des Bundesamt für Statistik 2,3 Millionen Logiernächte. Im Jahr 2021 waren es mit 2,9 Millionen deutlich mehr. In der ganzen Schweiz hingegen ging die Zahl der Logiernächte von 39,6 Millionen auf 29,6 Millionen zurück, wie eine Auswertung von Mobimag zeigt. Mit dem Ticino Ticket erhalten Gäste von Hotels, Jugendherbergen und Campingplätzen zudem kostenlosen Zugriff auf den ÖV im Südkanton.

Ein ähnlicher, touristisch bedingter Effekt könnte auch beim Bahnhof Chur zum Tragen gekommen sein, der nur einen Rückgang von 21 Prozent zu verkraften hatte.

«Klassische» Pendlerbahnhöfe in Gebieten mit viel Dienstleistungsbetrieben und Büros - etwa Zürich Hardbrücke, Luzern oder Olten – verzeichneten hingegen überdurchschnittlich hohe Rückgänge. Dies dürfte vor allem am gestiegenen Homeoffice-Anteil und dem Rückgang der damit einhergehenden Pendlerbewegungen zurückzuführen sein.

Die Coronakrise hat auch die Rangliste der grössten Bahnhöfe durcheinandergewirbelt. Der Hauptbahnhof Zürich war zwar 2021 wie 2019 der grösste Bahnhof der Schweiz, der Abstand zu Bern als zweitplatziertem Bahnhof schwand aber deutlich. Im Jahr 2019 hatte Zürich noch 131'000 Nutzer pro Werktag mehr zu verzeichnen als der Bahnhof der Bundesstadt, im Jahr 2021 waren es nur noch 57'000 mehr. 

Während der Bahnhof St. Gallen im Jahr 2019 noch auf Rang 10 lag, rutschte er 2021 auf Rang 12 ab. Auch Olten verlor zwei Plätze. Die Rangierung pro Jahr lässt sich in obenstehender Tabelle mit Klick auf die jeweilige Oberzeile darstellen.

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