First Class besser gebucht als vor Krise // Neue Nachtzüge in Europa // Bahn teurer als Flug

Im April 2022 soll ein neuer Nachtzug von Brüssel nach Prag starten. Bild: Tom Grünbauer / Unsplash

Die Erholung der Aviatik schreitet schnell voran: Bei der Lufthansa ist die First Class schon wieder besser gebucht als vor der Krise. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland: Ein neuer Nachtzug zwischen Amsterdam und Prag kann definitiv starten – und ein österreichischer Politiker zeigt im Selbstversuch Probleme der Bahn auf.

von Stefan Ehrbar
5. November 2021

Rasche Erholung der Aviatik


Sie möchten werbefrei lesen? Jetzt kostenlos testen!

Sowohl die Lufthansa als auch ihre Tochter Swiss konnten diese Woche bessere Geschäftszahlen präsentieren als in den letzten eineinhalb Jahren zuvor. Auch wenn das Jahr 2021 mit einem grossen Verlust abgeschlossen werden dürfte, ist der Aufwärtstrend unübersehbar. Im dritten Quartal gelang es beiden Airlines, einen kleinen operativen Gewinn zu schreiben.

«Die Buchungszahlen steigen und steigen», sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr laut einem Bericht des Portals aero.de am Mittwoch bei der Präsentation der Quartalszahlen. Insbesondere von der Öffnung der US-Grenzen für geimpfte Einreisende aus den Schengen-Staaten (und damit auch der Schweiz) ab Montag erhofft sich die Airline-Gruppe viel, ist doch der Nordamerika-Markt der wichtigste Langstreckenmarkt der Gruppe. Von einer «überproportionalen Bedeutung» des US-Geschäfts sprach die Lufthansa diese Woche.

Noch immer wird zwar kurzfristiger gebucht als vor der Krise – doch zwei Kennzahlen lassen aufhorchen: In der Business Class liegt das Minus laut Spohr nur noch bei zwölf Prozent gegenüber der Vorkrisenzeit, die First Class sei sogar 8 Prozent besser gebucht als vor Corona. Trotzdem kein Thema ist für Lufthansa die Reaktivierung ihrer grössten Passagierflugzeuge des Typs A380.


Sie möchten werbefrei lesen? Jetzt kostenlos testen!

Wie Zahlen von Eurocontrol zeigen, führte die Lufthansa per Donnerstag im Schnitt der letzten 7 Tage 34,0 Prozent weniger Flüge durch als 2019 zur selben Zeit, der höchste Wert seit Monaten. Bei der Tochter Swiss betrug das Minus 34,9 Prozent (mehr dazu im Mobilitäts-Monitoring von Mobimag).

Die Swiss rechnet damit, das Angebot im kommenden Jahr auf mindestens 70 Prozent von vor der Krise erhöhen zu können, wie ihr Finanzchef Markus Binkert diese Woche sagte. Einen positiven Einfluss dürfte auch die Öffnung weiterer Länder wie Thailand oder Singapur für geimpfte Schweizer Reisende haben.

Details zu neuen Nachtzügen

Das niederländische Startup European Sleeper kann ab nächstem Jahr den geplanten Nachtzug von Brüssel und Amsterdam über Berlin nach Prag aufnehmen. Wie das Unternehmen diese Woche mitteilte, wurden die entsprechenden Trassen von den Netzgesellschaften Infrabel (Belgien), ProRail (Niederlande), DB Netz (Deutschland) und Správa železnic (Tschechien) gesprochen.

In Zusammenarbeit mit dem tschechischen Partner Regiojet würden nun die Details der neuen Nachtzugverbindung ausgearbeitet, schreibt die Firma. Seit diesem Sommer arbeiten die niederländische Firma European Sleeper und das belgische Startup Moonlight Express zusammen daran, diese neue Verbindung anbieten zu können.


Sie möchten werbefrei lesen? Jetzt kostenlos testen!

Noch sind die Details wie der genaue Fahrplan mit allen Zwischenhalten, die Preise und ein exaktes Startdatum unbekannt. Gemäss Angaben auf der Website dürfte der Nachtzug in Brüssel starten und vor seiner Ankunft in Prag in Antwerpen, Roosendaal, Rotterdam, Amsterdam, Hannover, Berlin, Dresden, Bad Schandau, Děčín und Ústí nad Labem Halt machen.

Der Start der neuen Verbindung wird auf den April 2022 angekündigt. Kunden erwarten gemäss Angaben auf der Website günstige Preise, gratis WLAN, kostenloser Kaffee, die Möglichkeit zur Velomitnahme und verschiedene Komfortstufen. Der tschechische Anbieter Regiojet, der das Rollmaterial stellen wird, ist die grösste private Eisenbahngesellschaft in Osteuropa.


Sie möchten werbefrei lesen? Jetzt kostenlos testen!

Bereits früher, nämlich auf den Fahrplanwechsel am 11. Dezember, startet die Nachtzugverbindung der ÖBB und SBB von Zürich über Basel nach Amsterdam. Fürs Erste auf unbestimmte Zeit verschoben wurde hingegen die Einführung der Nachtzugverbindung von Zürich über Bern nach Rom und auch der auf 2024 geplante Nachtzug von Zürich über Genf nach Barcelona ist noch nicht in trockenen Tüchern.

Mit dem Zug oder Flugzeug an die Klimakonferenz?

Yannick Shetty ist Abgeordneter der österreichischen Partei NEOS. In einem Selbstversuch, über den das Portal heute.at berichtet, hat er sich mit dem Zug auf den Weg zur 26. Weltklimakonferenz im schottischen Glasgow gemacht.

Der Politiker fuhr mit dem Nightjet von Wien nach Amsterdam und von dort mit dem Eurostar nach London. Von London reiste Shetty auf dem letzten Abschnitt mit dem Zug weiter nach Edinburgh, wo sein Hotel liegt.


Sie möchten werbefrei lesen? Jetzt kostenlos testen!

Die Reisedauer betrug gemäss dem Artikel 18 Stunden und 32 Minuten. Dafür bezahlte Shetty einen Preis von 508,58 Euro (umgerechnet 536 Franken). Für die Rückreise nimmt der Politiker das Flugzeug von Glasgow nach Wien. Das kostet ihn 19 Euro (umgerechnet 20 Franken), die Reisedauer wird 2 Stunden und 35 Minuten betragen – allerdings bis zum Flughafen Wien, nicht in die Stadt.

«Solange der Unterschied hinsichtlich Preis und Fahrtdauer zwischen Fliegen und Zugfahren so absurd gross ist, wird sich das Mobilitätsverhalten der Menschen nicht ändern», wird Shetty zitiert.


Sie möchten werbefrei lesen? Jetzt kostenlos testen!

Allerdings scheint dieser Selbstversuch nicht geeignet, ein generelles Fazit zur Situation der Bahn in Europa zu ziehen. Auf Strecken mit einer derart langen Fahrzeit wählen sowieso die meisten Passagiere das Flugzeug. Entscheidender dürfte sein, wie gut die Bahn auf Strecken mit einer Fahrzeit von maximal vier bis sechs Stunden abschneidet. Allerdings ist das Fazit auch für solche Strecken ernüchternd, wie eine Studie der Umweltorganisation Greenpeace zeigt, über die Mobimag letzte Woche berichtete.


Sie möchten werbefrei lesen? Jetzt kostenlos testen!

Schreiben Sie einen Kommentar

Diesen Artikel kommentieren