Widerstand gegen Brenner-Zubringer // Bahn bei Städtereisen auf Erfolgskurs // San Francisco wird zur Teststadt für Roboter-Taxis

Befindet sich im Bau: Der Brenner-Basistunnel. Bild: bbt-se.com

Im Jahr 2032 soll der Brenner-Basistunnel eröffnet werden. Ob es auch beim deutschen Zubringer klappt, ist aber offen. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland mit den Links zu spannenden Geschichten: Die Bahn gewinnt bei Städtereisen Marktanteile gegenüber dem Flugzeug – und San Francisco wird zum Mekka der Roboter-Taxis.

von Stefan Ehrbar
18. August 2023

Widerstand gegen Brenner-Zubringer

Im Jahr 2023 soll der Brenner-Basistunnel der Eisenbahn in Betrieb gehen, der dannzumal längste Eisenbahntunnel der Welt. Zwischen Italien und Deutschland ist der Pass zwischen Österreich und Italien der meistbefahrene Verbindung. Doch bei den Zulaufstrecken gibt es Probleme.

Zwar haben Italien, Deutschland und Österreich schon im Jahr 1994 den «Vertrag von München» abgeschlossen, der den Bau der Zubringerstrecken regeln sollte. Österreich habe den grössten Teil der Strecken auf seinem Gebiet auch schon ausgebaut, berichtet das Portal tagesschau.de. In Deutschland aber gebe es erst Pläne.

Zunächst müsste der Bundestag nun die Finanzierung regeln, dann würde es zu einem Planfeststellungsverfahren kommen. Selbst in einem optimistischen Szenario werden die Strecken auf deutscher Seite aber deutlich nach der Inbetriebnahme des Brenner-Basistunnels in Betrieb gehen – wenn überhaupt. Denn der Widerstand gegen das Vorhaben ist gewaltig.

«Eine für 230 Stundenkilometer ausgebaute Schnellfahrstrecke soll laut aktuellem Vorhaben von Grafing bei München an Rosenheim vorbei bis kurz vor Kufstein führen», heisst es im Artikel. «Was die Bürger nicht verstehen: Güterzüge fahren üblicherweise nur 120 Stundenkilometer schnell. Warum muss eine Strecke, die überwiegend dem Güterverkehr dienen soll, als Rennstrecke entstehen?»

Für die geplanten acht täglichen Personenzüge von München nach Verona wiederum würde die Neubaustrecke nur Fahrzeitverkürzungen von sechs Minuten bringen – im Gegensatz zum Brenner-Basistunnel und seinen Zulaufstrecken in Italien und Österreich, der eine Stunde Fahrzeitverkürzung mit sich bringt.

Zudem sei die Strecke so geplant, dass die Personenzüge der ÖBB zwischen Kufstein und Rosenheim die Neubaustrecke nur auf wenigen Kilometern mitbenutzen könnten und damit nur wenig davon profitieren würden.

Die Deutsche Bahn begründet die Planung laut dem Artikel damit, dass die Schnellfahrstrecke politisch gewollt sei. Das deutsche Bundesverkehrsministerium wiederum verweist darauf, dass in Europa vereinbart worden sei, Neubaustrecken als Schnellfahrstrecken zu planen. Zudem reiche die bestehende Strecke für die zu erwartende Zahl der Güterzüge nicht aus.

Die neue Strecke soll bis zu zehn Milliarden Euro kosten. Kritiker warnen auch, dass zwischen München und dem Beginn der Neubaustrecke ein neues Nadelöhr entstehen könnte.

«Kritiker des Projektes sind zuversichtlich, dass Sie die Neubaustrecke verhindern können», heisst es im Text. Spätestens im Planfeststellungen müsse die DB nachweisen, dass es zur Bewältigung des Verkehrs keine sinnvolle Alternative gebe. Daran werde die DB scheitern, hoffen Kritiker.

Bahn holt bei Städtereisen auf

Gute Nachrichten für die Verkehrswende: Die Beliebtheit der Bahn als Verkehrsmittel für Städtereisen hat deutlich zugenommen – zumindest in Deutschland. Das berichtet die Nachrichtenseite wdr.de.

Bahnfahrten in die sechs Grossstädte Berlin, Hamburg, München, Köln, Düsseldorf und Leipzig hätten in den ersten sechs Monaten im Vorjahresvergleich deutlich zugenommen. Je nach Stadt betrage der Anstieg laut Zahlen der Deutschen Bahn (DB) zwischen 18 und 29 Prozent.

Selbst im Vergleich zum ersten Halbjahr 2019 sei noch ein Zuwachs verzeichnet worden, wenn auch ein schwächerer. Das ist insofern erstaunlich, als dass die Konkurrenz der Airlines etwa in der Schweiz noch immer nicht auf dem Vorkrisenstand angelangt ist (siehe Mobimag-Monitoring). Die Zahlen deuten deshalb auf einen Marktanteils-Gewinn der Bahn hin.

Keinen direkten Effekt auf diese Zunahme hatte laut dem Artikel das Deutschlandticket, das für 49 Euro im Monat die Fahrt im öffentlichen Nahverkehr in ganz Deutschland ermöglicht. Berücksichtigt für die Auswertung wurde nur der Fernverkehr.

Dass die Bahn auf Kosten der Airlines zulegen konnte bei den Städtereisen, darauf deuten auch Zahlen des Bundesverbands der Deutschen Luftverkehrswirtschaft hin. Das Sitzplatzangebot für Flug-Verbindungen innerhalb Deutschlands sei im ersten Halbjahr nämlich erst bei knapp der Hälfte des Vorkrisenstands gelegen.

Weiterhin sehr beliebt für Städtereisen ist das Auto. Das zeigen Zahlen der Berliner Tourismusorganisation Visit Berlin. Die Zahl der Autofahrten inklusive Mietwagen in die deutsche Hauptstadt habe zuletzt fast so stark zugenommen wie die Zahl der Bahnfahrten.

San Francisco als Teststadt für Robotertaxis

Die kalifornische Metropole San Francisco wird laut einem Artikel des Portals watson.ch zu einem «einzigartigen Testfeld für Robotaxi-Dienste». Die US-Stadt positioniert sich als Eingangstor zum Silicon Valley bereits seit längerer Zeit als Vorreiter bei autonomen Fahrdiensten.

Die Firmen Waymo und Cruise haben laut dem Artikel die grundsätzliche Erlaubnis erhalten, zahlende Fahrgäste im gesamten Stadtgebiet rund um die Uhr auch ohne Sicherheitsfahrer zu befördern. Das habe die kalifornische Regulierungsbehörde CPUC entschieden – und sich damit über die Widerstände der Verkehrsbetriebe von San Francisco und einiger Einwohnerinnen und Einwohner hinweggesetzt.

Nach Milliarden-Investitionen der Firmen in die neuen Technologien könnten damit erstmals in grossem Stil auch die Akzeptanz und der Erfolg von Fahrdiensten, die auf autonom fahrenden Fahrzeugen basieren, getestet werden.

Ein Roboter-Taxi könne 20 Stunden pro Tag fahren, sagte Cruise-Chef Kyle Vogt kürzlich. In grossen Städten sehe er Potenzial für mehrere Tausend führerlose Autos.

Eine Diskussion wird neben den sozialen Aspekten – so dürften etwa viele Jobs wegfallen – auch um das Thema Sicherheit geführt. Während Befürworter sich einen Sicherheitsvorteil von Robotertaxis erhoffen, warnen Gegnerinnen und Gegner davor, dass die Software noch nicht ausgereift sei. Zudem könnten führerlose Autos Rettungsdienste behindern und Kreuzungen verstellen.

Cruise durfte bereits bisher mit führerlosen Fahrzeugen in San Francisco unterwegs sein, aber nur nachts dafür Geld verlangen. Die Firma gehört zu General Motors. Waymo wiederum, einer Google-Tochter, war dies bisher untersagt.

Cruise-Chef Vogt sagte laut dem Artikel, wenn selbstfahrende Autos in einer Stadt wie San Francisco mit ihrem Nebel, Hügeln und Verkehr funktionierten, dann klappe es überall. Cruise will auch in andere Städte in den USA expandieren.

«Die Entscheidung der CPUC öffnet die Tür zur kommerziellen Nutzung neuartiger Robotaxis ohne Lenkrad und Pedale», heisst es im Artikel. «Jetzt verwenden Cruise und Waymo zu selbstfahrenden Autos umgebaute Elektrofahrzeuge, sie bereiten aber Autos mit Platz nur für Fahrgäste vor.» Auch die zu Amazon gehörende Firma Zoox wolle solche Fahrzeuge auf die Strasse bringen.

Auch dank neuer Software und neuen Plattformen soll bald die «magische Grenze» von Kosten von unter einem Dollar pro Meile mit Robotertaxis geknackt werden. Ab dieser sei es für die meisten Menschen günstiger, ein Robotertaxi zu benutzen statt ein eigenes Auto zu besitzen.

Gleichzeitig, so heisst es im Artikel, habe die Euphorie in den letzten Jahren abgenommen. Es habe sich gezeigt, dass praktikable Lösungen für führerlose Robotertaxis mehr Geld und mehr Zeit für die Entwicklung bräuchten als ursprünglich angenommen.

Schreiben Sie einen Kommentar

Diesen Artikel kommentieren