
Die Deutsche Bahn und die SNCF wollen ihre Zusammenarbeit ausbauen – mit schnellen TGV- und ICE-Verbindungen, aber auch im Regionalverkehr. Ausserdem im Blick aufs Ausland: Ein Experte sagt, wie ein guter Veloweg aussieht und die FAZ argumentiert für ein Tempolimit auf deutschen Autobahnen.
von Stefan Ehrbar
27. Mai 2022
Neue TGV und ICE von Berlin nach Paris
Die Deutsche Bahn und die SNCF wollen enger zusammenarbeiten. Einerseits soll der vor 15 Jahren gestartete Schnellverkehr mit ICE- und TGV-Zügen zwischen Frankfurt, Stuttgart und Paris ausgebaut werden, berichtet das Portal schiene.de.
Zudem gebe es Gespräche zu weiteren Schnellverbindungen von Deutschland nach Südfrankreich. Eine weitere neue Verbindung zwischen Berlin und Paris soll Ende 2023 oder im Lauf des Jahres 2024 starten. Die Fahrzeit von Berlin über Frankfurt und Strassburg nach Paris mit TGV- oder ICE-Zügen soll rund sieben Stunden betragen.
Im Jahr 2021 haben laut Angaben der Deutschen Bahn schon die Hälfte der Reisenden zwischen Frankfurt und Paris die Bahn genommen, zwischen Stuttgart und Paris sogar neun von zehn Reisenden. Auf welchen Strecken künftig weiter ausgebaut werden soll, kommunizierten die Bahnen allerdings nicht.
Ausgeschlossen von den Ausbauten ist die Strecke zwischen Köln und Paris, welche von der SNCF-Tochter Thalys betrieben wird. Eine Integration der Züge in das Ticketsystem von DB und SNCF ist nicht geplant.
Nicht nur im Fern-, sondern auch im Regionalverkehr sind Ausbauten geplant – besonders zwischen der französischen Grenzregion sowie Rheinland-Pfalz, dem Saarland und Baden-Württemberg. Auf den Strecken von Strassburg über Wissembourg nach Neustadt und von Strassburg von Karlsruhe sollen beispielsweise stündlich Regionalzüge fahren. Welches Unternehmen diese Züge betreiben wird, ist noch nicht klar.
So sieht ein guter Veloweg aus
«Bessere Veloinfrastruktur führt zu freieren Strassen»: Das sagt Christian Rudolph, Leiter der Stiftungsprofessur Radverkehr in intermodalen Verkehrsnetzen an der TH Wildau in einem Interview mit welt.de. Seine Professur wird vom deutschen Verkehrsministerium unterstützt.
Eine Veloinfrastruktur, die Fehler toleriere, zeichne sich durch einige Aspekte aus: So müssten abmarkierte Velostreifen eine ausreichende Breite aufweisen, damit Velofahrer nicht gleich in den Autoverkehr gerieten, wenn sie Schlaglöchern oder Falschparkierern ausweichen müssen oder einen anderen Velofahrer überholen. Dieses Thema gewinne an Bedeutung: Durch die immer stärkere Verbreitung von Elektrovelos stiegen die Geschwindigkeitsdifferenzen innerhalb der Gruppe der Velofahrenden.
Eine physische Trennung von Velo- und Autoverkehr etwa durch einen Bordstein oder Elemente wie Poller, die auch das Parkieren auf Velowegen verhindern, sei vorzuziehen, so Rudolph. Er spricht sich auch für vermehrtes Tempo 30 aus: «Die Geschwindigkeit des Kfz-Verkehrs spielt eine wesentliche Rolle, ob sich Menschen auf dem Fahrrad sicher fühlen. Daher begrüsse ich sehr die Forderung nach einer Regelgeschwindigkeit von maximal 30 km/h innerorts. Erste Erfahrungen in Brüssel zeigen, dass die Anzahl der Unfälle sinkt und der Verkehr dabei sogar flüssiger rollt als vorher.»
Auch Autofahrer profitierten von einer besseren Veloinfrastruktur: Bessere Velowege führten zu mehr Fahrten mit dem Velo, das führe zu weniger Autofahrten und damit zu freieren Strassen, sagt Rudolph. «Mal ganz davon abgesehen, dass die meisten Kfz-FührerInnen, die einen Unfall mit einem Radfahrenden verursacht haben, in psychologische Behandlung müssen.»
Gerade für staugeplagte Pendlerinnen und Pendler könnten Elektrovelos künftig auch auf längeren Wegen das Auto ersetzen, sagt er.
Darum nützt ein Tempolimit dem Klima
Ein Tempolimit auf den Autobahnen stünde Deutschland gut an: Das schreibt die «Frankfurter Allgemeine Zeitung» in einem Beitrag. Einerseits wird das mit dem Ziel der Unabhängigkeit von russischem Öl und Gas begründet: Langsamere Autos verbrauchen weniger. Der Luxemburger Energieminister Claude Turmes rechnet etwa mit einer Einsparung von 2,5 Millionen Fass Öl, würde europaweit ein Tempolimit eingeführt sowie autofreie Wochenenden in grossen Städten.
Auch über den Krieg hinaus sei aber ein generelles Tempolimit überfällig, so die FAZ. Nach einer Studie des Umweltbundesamts könne Tempo 130 auf Autobahnen die jährlichen CO2-Emissionen um 1,5 Millionen Tonnen senken, bei Tempo 120 wären es sogar zwei Millionen Tonnen. Auch wenn dies insgesamt ein marginaler Beitrag sei, zähle doch jede Tonne im Kampf gegen die Klimakrise.
Zudem könnte auch die Zahl der Unfälle gesenkt werden, so die Zeitung – und selbst in einer Umfrage unter Anhängern des Automobil-Clubs ADAC habe sich die Hälfte der Befragten für ein Tempolimit ausgesprochen. 77 Prozent der Autofahrer führen auf Strecken ohne Tempolimit zudem heute schon langsamer als Tempo 130.
Ohnehin werde sich das Mobilitätsverhalten der Deutschen stark verändern. «Wenn unsere E-Autos erst von Computern gesteuert werden, die auf der Autobahn autonom beschleunigen, Abstand halten und affektlos und effizient Stau vermeiden, dann dürfte dies den Stellenwert des Autos weiter profanieren: weg vom emotionalisierten Distinktionsmerkmal hin zu einem Fortbewegungsmittel unter vielen.»
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