E-Bikes überholen Elektroautos bei den Verkäufen // Autolos auf dem Land – geht das? // Privates Carsharing stockt

E-Bikes werden zu den meistverkauften elektrischen Fahrzeugen. Bild: KBO Bike / Unsplash

Die Verkäufe von E-Bikes in Europa, den USA und Asien nehmen stark zu. Sie werden immer häufiger als Alternative zum Auto genutzt. Ausserdem im Blick aufs Ausland: Das zeigt ein Selbstversuch mit Familie und ohne Auto auf dem Land und darum kommt privates Carsharing nicht in die Gänge.

von Stefan Ehrbar
22. April 2022

E-Bikes überholen Autos bei Verkäufen

E-Bikes gehören zu den umweltfreundlichsten Verkehrsmitteln überhaupt. Gerade in Städten erreichen sie häufig Geschwindigkeiten, die mit jenen der Autos mühelos mithalten können – oder sind dank Velospuren gar schneller.

Wie das Portal techhq.com berichtet, haben die Coronapandemie und steigende Benzin- und Dieselpreise nun weltweit zu einem Boom der elektrischen Velos geführt. In die USA, wo E-Bikes noch weniger verbreitet sind als in Europa, wurden im Jahr 2021 laut der «Light Electric Vehicle Association» 800’000 E-Bikes importiert – nach 450’000 im Vorjahr. Der heimische Hersteller Electrek verkaufte in den letzten beiden Jahren in den USA alleine weitere 100’000 E-Bikes.

Zum Vergleich: In der Schweiz wurden im Jahr 2020 über 170’000 E-Bikes verkauft, ein Plus von 29 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Im vergangenen Jahr stieg der Absatz nochmals um 9 Prozent auf 187’000 verkaufte E-Bikes. Dieses Jahr dürfte sich der Boom etwas abflachen, weil Lieferketten teils unterbrochen sind, Material knapp ist und zu wenige Halbleiter hergestellt werden. Diese Problematik werde sich erst 2023 auflösen, sagte Claus Fleischer, der Chef der E-Bike-Sparte von Bosch, kürzlich zu CH Media.

Weltweit dürften zwischen 2020 und 2023 laut dem Beratungsunternehmen Deloitte 130 Millionen E-Bikes verkauft werden. Damit sind E-Bikes, nicht Elektroautos, die elektrisch betriebenen Fahrzeuge, welche sich weltweit am besten verkaufen. In Europa dürften schon Mitte der Dekade sogar mehr E-Bikes verkauft werden als Autos insgesamt, also inklusive Autos mit Verbrenner-Antrieb.

Wie das Portal techhq.com schreit, hat dieser Boom auch damit zu tun, dass E-Bikes eine Alternative zum Auto für das Pendeln darstellen. Sie sind deutlich günstiger, im urbanen Umfeld häufig schneller und können kostenlos parkiert werden.

Der US-Senat könnte nun den Kauf von E-Bikes mit Steuerrabatten in den USA weiter fördern. Ein entsprechendes Gesetz wird derzeit diskutiert.

Autolos auf dem Land – wie geht das?

Wie lebt es sich als Familie mit drei Kindern und keinem Auto auf dem Land? Eine Autorin der deutschen «Tageszeitung» geht dieser Frage in einem Essay nach.

Sie ist vor etwa einem Jahr mit ihren Kindern und ihrem Partner von Berlin aufs Land gezogen – und zwar in eine Mietwohnung in einem Zweifamilienhaus mitten im Wald in Brandenburg. Von Bekannten sei sie oft gefragt worden, ob sie sich nach dem Umzug endlich ein Auto kaufe.

«Dabei waren doch die vielen Autos einer der Gründe, warum wir wegwollten. Weg aus unserer Wohnung, die gefühlt auf einer Kreuzberger Verkehrsinsel lag», schreibt sie. «Wir wollten weg von den 20 Minuten Adrenalin, zweimal täglich, wenn wir auf dem Fahrrad zur Kita fuhren, auf Strassen ohne Radweg. Autofahrer gegen Radfahrer, Radfahrer gegen Fussgänger, Busfahrer gegen alle.»

Den Satz «Auf dem Land geht es nicht ohne Auto!» habe sie seither immer wieder gehört. Er funktioniere für viele als «Universalargument gegen Veränderung». Sie habe es versuchen wollen, das Leben auch auf dem Land ohne Auto zu organisieren – trotz schulpflichtigen Kindern und Pendeln zur Arbeit.

Dafür kaufte sie sich etwa ein Lastenvelo mit elektrischer Antriebsunterstützung und einem Kasten, in dem vier Kinder unter einem Dach aus Lkw-Plane sitzen können. «Ohne den Elektromotor ginge es nicht. Würde der nicht jedem Tritt in die Pedale etwas Schubkraft verleihen, kämen wir mit 50 Kilo Grosseinkauf und 50 Kilo Kindern nicht die Hügel unserer Gegend hoch», heisst es im Text.

Im Sommer, so das Fazit der Autorin, sei das Leben ohne Auto problemlos möglich. Im Herbst und Winter, wenn es kälter wird, berichtet sie über stärkere Zweifel an ihrer Entscheidung und Probleme mit der Kälte. Dank einigen Tricks hätten sich die Probleme allerdings lösen lassen – auch wenn die Selbstzweifel nicht vollständig verschwunden seien.

Privates Carsharing kommt nicht in Gang

Dass sich mehrere Personen ein Auto teilen, dafür gibt es viele gute Gründe. Trotzdem kommt das private Carsharing nicht in die Gänge – zumindest nicht in Österreich, wie die Zeitung «Standard» schreibt.

In Österreich sind über sieben Millionen Autos zugelassen, zudem gibt es mehr als 1,3 Millionen Zweit- und Drittautos, heisst es im Bericht. Dabei seien höchstens zehn Prozent aller privaten Autos gleichzeitig unterwegs. «In Sachen Ressourcen- und Platzverbrauch ist das wenig effizient».

Neben dem Carsharing würde auch privates Carsharing, bei dem Privatpersonen mit dem Verleihen ihres Autos noch Geld verdienen könnten, eine Alternative bieten. Doch die Nutzerzahlen seien überschaubar: Nur sieben Prozent der Autofahrenden in Österreich haben laut eigenen Angaben schon einmal ein Auto von einem privaten Carsharing-Anbieter genutzt.

Dabei ist das Potenzial dafür insbesondere auf dem Land gross, wo sich grosse kommerzielle Anbieter schwieriger tun, ein profitables Carsharing-Angebot anzubieten. Es fehle unter anderem noch an einem gesetzlichen Rahmen, etwa bei steuerlichen Grenzen für Einkünfte aus dem privaten Autoverleih, schreibt die Zeitung.

Auch gebe es noch keine speziell auf privates Carsharing zugeschnittenen Versicherungsmodelle, welche im Idealfall günstiger wären und so das private Autoteilen fördern würden. Nicht zuletzt mangle es aber an gesellschaftlicher Akzeptanz, fremden Personen das eigene Auto zu leihen. Für viele sei ihr eigenes Auto eine «heilige Kuh», welche sie nicht hergeben wollen. Essenziell sei daher, zu kommunizieren, dass die Sicherheit des Autos gewährleistet ist und dass etwa Verschmutzungen leicht zugeordnet werden können. Diese würden zudem durch persönlichen Kontakt oft verhindert. Erfahrungsgemäss seien die Autos bei der Rückgabe sehr sauber.

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