Camper überschreitet Grenzwerte um das 16-fache // Nachtzug-Ausbau gerät ins Stocken // Schluss mit Plug-In-Förderung

Beliebt, aber nicht gerade sauber: Wohnmobile. Bild: Melina Kiefer / Unsplash

Viele Autos stossen zu viel Stickoxide aus. Dazu gehören trotz Softwareupdates und Nachbesserungen auch beliebte Camper-Modelle. Ausserdem im Blick aufs Ausland: Der Ausbau des Nachtzug-Netz ab Berlin gerät ins Stocken und Deutschland will Schluss machen mit der Förderung von Plug-In-Hybriden.

von Stefan Ehrbar
3. Juni 2022

Autos überschreiten Grenzwerte massiv

Die Stickoxid-Emissionen verschiedener Dieselfahrzeuge überschreiten die Grenzwerte weiterhin massiv. Das berichtet spiegel.de mit Verweis auf Abgasmessungen, welche die Deutsche Umwelthilfe (DUH) bei verschiedenen Modellen durchgeführt hat.

Besonders hoch fiel die Überschreitung der Grenzwerte demnach beim Wohnmobil-Modell Fiat Ducato aus, dem meistverkauften in diesem Segment in Deutschland. Das getestete Fahrzeug überschreite den geltenden Stickoxid-Grenzwert um das 16-Fache. Für den Carthago Chic E-Line I 64 XL QB gelte ein Grenzwert von 125 mg/km. Gemessen wurden allerdings 1996 mg/km.

Das deutsche Kraftfahrt-Bundesamt teilt im Artikel mit, es habe ebenfalls Messungen am Fiat-Modell vorgenommen, die den Verdacht auf das Vorhandensein unzulässiger Abschalteinrichtungen nahegelegt hätten. Diese Einschätzung sei der Typgenehmigungsbehörde in Italien überreicht worden, welche das Vorhandensein einer solchen Einrichtung bestätigte, aber mit Motorschutzaspekten begründe.

Doch auch bei Fahrzeugen mit Motoren und Abgastechnik aus dem VW-Konzern wurden viel zu hohe Werte gemessen. Bei einem Audi A5 3.0 TDI wurden die Stickoxid-Grenzwerte etwa um mehr als das 13-fache überschritten, so die DUH. Selbst Fahrzeuge mit einem freigegebenen Softwareupdate überschritten die Grenzwerte noch teilweise um das fünffache.

Die DUH hat auch die CO2-Emissionen von Plug-In-Hybrid-Fahrzeugen gemessen. Die Resultate waren ebenfalls ernüchternd. Eine wirksame Marktüberwachung sei überfällig, wird DUH-Geschäftsführer Jürgen Resch zitiert.

Ausbau des Nachtzug-Netz ab Berlin stockt

Ab dem 12. Juni fährt der Nachtzug von Berlin nach Wien weiter bis nach Graz. Doch dabei bleibt es fürs Erste. Die Schaffung neuer Routen sei nämlich schwieriger als erwartet, schreibt die «Berliner Zeitung» in einer Analyse.

«Wir wussten, dass es nicht einfach wird», sagt etwa Chris Engelsman von der Firma European Sleeper, die ihren neuen Nachtzug zwischen Brüssel, Amsterdam, Berlin und Prag ursprünglich in diesem Sommer auf die Schiene bringen wollte. Ein neues Startdatum will die Firma nun nicht mehr nennen – um weitere Enttäuschungen zu vermeiden, wie Engelsman zitiert wird. Sicher sei aber, dass es in den kommenden Wochen nicht klappen werde.

Die Hoffnung bleibe, dass die Premierenfahrt dieses Jahr möglich bleibe. Der Fahrplan sei zwar mit den nationalen Schienennetzbetreibern festgelegt worden. Doch bei anderen Dingen gebe es noch viel zu tun. So ist laut der Zeitung etwa die Verfügbarkeit von Rollmaterial eine Herausforderung.

European Night Sleeper will mit dem tschechischen Unternehmen Regiojet zusammenarbeiten, das weiterhin hinter dem Projekt steht. Regiojet hatte auch die Lancierung eines Nachtzugs von Berlin nach Ljubljana und Zagreb angekündigt, der aber nun erneut verschoben werden könnte. Und auch zum geplanten Nightjet der ÖBB von Berlin nach Brüssel und Paris gibt es laut der Zeitung noch immer keine Details. Die ÖBB will kein Startdatum nennen.

«Es gibt nicht genug Wagen, für die Nutzung von Strecken und Stationen fallen hohe Gebühren an, unterschiedliche nationale Regelungen erschweren internationalen Zugverkehr: Fachleute nennen viele Gründe, warum der Ausbau des Nachtzugnetzes so langsam vorangeht», schreibt die Zeitung. Wo es Nachtzug-Angebote gebe, würden diese aber gut genutzt.

Stoppt Deutschland die Plug-In-Hybrid-Förderung?

Die Kaufprämie für Plug-In-Hybride in Deutschland soll gemäss Medienberichten Ende 2022 auslaufen. Das berichtet das Portal electrive.net. Die Grünen und diverse Umweltverbände sehen die Förderung sowieso kritisch, weil sie nicht davon abhängt, wie viel Plug-In-Hybride elektrisch oder mit dem Verbrennermotor fahren.

Den Plug-In-Hybriden soll aber offenbar die vorteilhafte Dienstwagenbesteuerung erhalten bleiben. Sie werden mit 0,5 Prozent des Nettolistenpreis pro Monat besteuert, Verbrenner mit einem Prozent. Der tiefere Satz soll nicht an die reale elektrische Fahrleistung gekoppelt sein.

Noch ist offen, ob diese Regelung so umgesetzt wird, denn die SPD als grösster Partner der Koalitionsregierung will offenbar die Kaufprämie bis 2024 oder 2025 beibehalten, auch mit Rücksicht auf Autohersteller und Gewerkschaften.

Plug-In-Hybrid-Fahrzeuge schneiden in Sachen Emissionen relativ schlecht ab, wenn sie mit klassischen Verbrennern verglichen werden. Eine Studie zeigte, dass die Hybride privater Fahrer mehr als doppelt so viel CO2 ausstossen, als es im offiziellen Testzyklus der Hersteller angegeben wird. Bei Dienstwagen sind die Werte gar viermal so hoch (Mobimag berichtete).

Laut den Forschern müsste sich die Reichweite der elektrischen Antriebe der Plug-In-Fahrzeuge fast verdoppeln und die Nutzung deutlich ändern, damit die Plug-In-Hybride gegenüber klassischen Verbrennern überhaupt einen Klimavorteil haben. 

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