So erlebt eine Reporterin eine Nachtzug-Reise // Die Angst vor den Google-Robotertaxis // Wie sich Paris zur Velostadt mausert

Die Waymo-Taxis kommen nach Los Angeles. Sind sie ein Risiko? Bild: Waymo

Nachtzüge werden immer beliebter. Eine Reporterin eines Wirtschaftsblatt kann das nicht verstehen. Ausserdem im Blick aufs Ausland mit Links zu spannenden Geschichten: Die Google-Robotertaxis fahren bald auch in Los Angeles – und Paris nutzt die Olympischen Spiele, um zur Velo-Vorzeigestadt zu werden.

von Stefan Ehrbar
15. März 2024

So erlebt eine Reporterin eine Nachtzug-Reise

Nachtzüge sind im Trend. Gerade eben diese Woche bekräftigte die SBB anlässlich ihrer Jahresmedienkonferenz erneut, das Netz mit neuen Verbindungen ab Zürich nach Rom und Barcelona ausbauen zu wollen, wenn die vorgesehene finanzielle Förderung im CO2-Gesetz bleibt.

Doch auch wenn die Nachfrage stimmt: Die Qualität tut es nicht immer. Die Nachtzüge, die derzeit in Mitteleuropa verkehren und im Wesentlichen von der österreichischen ÖBB betrieben werden, fallen immer wieder mit Verspätungen, fehlendem und altem Rollmaterial auf. Das zeigt sich auch in einer neuen Reportage.

Eine Reporterin von «Business Insider» ist mit dem Nachtzug von Wien nach Venedig gefahren und hat ihre Erfahrungen über die elfstündige Fahrt niedergeschrieben.

Bezahlt hatte die Reporterin 80 Euro für die Fahrt in einer Kabine mit Sechserkojen. «Doch ein paar Überraschungen auf dem Weg liessen mich zu dem Schluss kommen, dass diese Fahrt die eingesparte Zeit nicht wert war», heisst es im Artikel. Das habe schon am Bahnhof in Wien Meidling begonnen. «Ich kam 90 Minuten vor meinem Zug um 21:35 Uhr an, und die Wartebereiche waren so überfüllt, dass ich keinen einzigen freien Sitzplatz finden konnte.»

Für neun Euro habe sie dann den Zugang zur ÖBB-Lounge gekauft und sei überrascht gewesen, dort keinen einzigen anderen Fahrgast anzutreffen.

Aus dem Text geht hervor, dass die Reporterin keine besonders geübte Bahnfahrerin ist. So hielt sie es etwa für sehr verwirrend, dass verschiedene Teile des Zuges zu verschiedenen Zielen führen und sie in den korrekten Wagen einsteigen muss.

Schockiert gewesen sei sie über die Grösse des Abteils. «Laut ÖBB wurde meine Kabine so gebaut, dass sechs Personen auf einer Fläche von 6,8 Quadratmetern Platz finden. Ich hatte erwartet, dass sie klein sein würde. Aber als ich sie mit eigenen Augen sah, wurde mir klar, dass 6,8 Quadratmeter kleiner sind, als ich dachte», schreibt sie. Sie habe sich eingeengt gefühlt.

«Die Fahrt war so holprig und unbequem, dass ich nur mit Mühe einschlafen konnte», heisst es in der Reportage. «Da ich ein flaches Bett im Abteil hatte, sowie Bettlaken und ein Kissen, die vom Zug zur Verfügung gestellt wurden, dachte ich, dass ich eine ordentliche Mütze Schlaf bekommen würde.» Das sei aber nicht der Fall gewesen. «Ich bekam nur ein paar Stunden Schlaf und wachte mehrmals in der Nacht auf, weil andere Reisende das Zimmer betraten und verliessen oder weil der Zug ruckelte.»

Die Angst vor den Google-Robotertaxis

Die Google-Tochter Waymo hat von den kalifornischen Behörden die Bewilligung erhalten, in den nächsten Monaten den Betrieb mit den führerlosen Roboter-Taxis im County Los Angeles aufzunehmen. Das erfüllt einige Einwohnerinnen und Einwohnern mit Sorge.

Das berichtet diese Woche das Portal «LA Taco». Nach Phoenix und San Francisco wird Los Angeles die dritte US-Stadt sein, in der die Robotertaxis unterwegs sein werden. «Die Expansion von Waymo in andere US-Städte stösst jedoch auf Widerstand», heisst es im Artikel. Denn fahrerlose Taxidienste, darunter Waymo und Cruise von G.M., seien in jüngster Zeit in «Aufsehen erregende Kollisionen verwickelt» gewesen, die erneut Sicherheitsbedenken ausgelöst hätten.

Ende 2023 habe etwa die Konkurrenzfirma Cruise 950 fahrerlose Autos zurückrufen müssen und seine Betriebslizenz ausgesetzt, nachdem ein Fussgänger von einem seiner selbstfahrenden Fahrzeug angefahren und sechs Meter weit mitgeschleift worden war. «Dies geschah nur wenige Monate, nachdem ein Cruise-Robotaxi auf einer Kreuzung in San Francisco nicht auswich und mit einem Feuerwehrauto zusammenstiess».

Im vergangenen Dezember sei ein Waymo-Robotaxi in eine leichte Kollision mit einem Pick-up-Truck verwickelt gewesen, der auf der Mittelspur einer Strasse in Phoenix abgeschleppt wurde. Einige Minuten später sei ein weiteres Fahrzeug von Waymo mit dem gleichen Fahrzeug zusammengestossen.

Ein offizielles Startdatum für Waymo in Los Angeles gibt es noch nicht. Das Portal weist darauf hin, dass die Verkehrssicherheit in der Metropole eine immer wichtigere Stellung einnimmt. Letzte Woche stimmte etwa eine Mehrheit für den Ausbau von Velo- und Busspuren und Trottoirs (Mobimag berichtete).

Befürworter selbstfahrender Fahrzeuge argumentieren hingegen, dass menschliche Fahrer genauso anfällig für gefährliche Fahrfehler sind, wenn nicht sogar noch anfälliger. Bei mehreren Zusammenstössen hätten fahrerlose Autos nicht auf Fehler reagiert, die ursprünglich von Menschen verursacht wurden.

Wie sich Paris zur Vorzeige-Velostadt entwickelt

Dieses Jahr finden die Olympischen Spiele in Paris statt. Die Metropole will diese Gelegenheit nutzen, um die Verkehrswende voranzutreiben – mit weniger Autos, einem besseren öffentlichen Verkehr und einem Ausbau der Veloinfrastruktur.

Für seine Bemühungen erhält die französische Hauptstadt viel Lob. Diese Woche etwa beschäftigt sich das «Momentum Mag» mit dem Wandel der früher stark autozentrierten Stadt zum Velo-Mekka.

Im Vorfeld der Spiele sollen laut dem Artikel mindestens 415 Kilometer Velowege eingerichtet werden, die den Einheimischen und Besuchern rechtzeitig zu den Olympischen Spielen 2024 und als Vermächtnis für die Stadt nach deren Abschluss zur Verfügung stehen.

Zum jetzigen Zeitpunkt sind laut den französischen Behörden bereits 320 Kilometer fertiggestellt, das Ziel soll mehr oder weniger fristgerecht erreicht werden.

Zudem verweisen die Behörden darauf, dass sie auch das Angebot an Mietvelos ausbauen. Die Stadt etwa will 3000 neue Velos ihres Verleihdienstes Vélib bereitstellen, private Betreiber steuern weitere 15’000 bis 20’000 Velos hinzu. Allerdings wird das Angebot nach den Olympischen Spielen auch wieder etwas reduziert werden. Es gehe darum, das richtige Gleichgewicht zu finden.

Im Artikel wird auch die Klimapolitik von Paris gelobt. «In einem bahnbrechenden Versuch, sich in eine nachhaltigere und velofreundlichere Metropole zu verwandeln, hat Paris einen ehrgeizigen Klimaplan 2024-2030 vorgestellt», heisst es. «Diese umfassende Initiative, die dem Pariser Stadtrat im Dezember 2023 vorgelegt und dieses Jahr vom Parlament genehmigt werden soll, wird durch eine Verpflichtung zu schnellen, lokalen und gerechten Klimaschutzmassmahmen untermauert, wobei der Schwerpunkt auf wirksamen Veränderungen liegt, die die Einwohner täglich spüren.»

Im Mittelpunkt der Vision der Stadt stehe laut der Bürgermeisterin Anne Hidalgo ein übergreifender Plan, der die Veloinfrastruktur in den Vordergrund stellt und darauf abzielt, eine besser vernetzte und zugänglichere Stadtlandschaft für Velofahrer zu schaffen.

Zudem plant Paris die Einführung von «Fussgängerherzen» in jedem Bezirk, beginnend mit einer stadtweiten verkehrsberuhigten Zone bis Ende 2024. Nach dem Vorbild von Barcelonas Superblöcken sollen Bereiche für Fussgänger, Velofahrer und öffentliche Verkehrsmittel geschaffen werden und das Verhalten weg vom Auto gelenkt werden.

Im Artikel wird auch auf eine Abstimmung verwiesen, in der sich eine – wenn auch knappe und aufgrund einer sehr tiefen Stimmbeteiligung zahlenmässig kleine Mehrheit – dafür ausgesprochen hat, die Parkplätze für SUVs in Paris deutlich zu verteuern (Mobimag berichtete).

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