Die Eurocity-Züge auf der Strecke Zürich-München erfreuen sich wachsender Beliebtheit, seit die Reisezeit auf dreieinhalb Stunden verkürzt wurde. Teilweise sind die Züge überfüllt. Abhilfe schaffen könnte eine Taktverdichtung. Das Bundesamt für Verkehr will nun die Deutschen davon überzeugen.
von Stefan Ehrbar
12. Juli 2022
«Dieser Zug ist ausgebucht»: Wer an Auffahrt mit dem Eurocity von München nach Zürich reisen wollte und keine Reservierung hatte, der hatte Pech. Denn auf verschiedenen Verbindungen war kein Sitzplatz mehr frei. Das ist symptomatisch: Seit alle sechs täglichen Eurocity-Verbindungen pro Richtung seit drei Monaten mit einer kürzeren Fahrzeit von dreieinhalb statt vorher vier Stunden angeboten werden, füllen sich die Züge.
Hinzu kommt, dass dieses Jahr sowieso wieder häufiger gereist wird und die Züge zuletzt pünktlicher verkehrten. Auch preislich sind die Eurocitys attraktiv: Teils gibt es einfache Fahrten für 32 Franken. Die zunehmende Beliebtheit zwingt die Bahnen zum Handeln. So werden die Eurocitys im Fahrplan für die Strecke vom Zürcher Hauptbahnhof an den Zürcher Flughafen nicht mehr angezeigt, damit nicht noch mehr Passagiere mit guten Alternativverbindungen die Züge füllen.
Doch mittelfristig wird der Erfolg zum Problem. Wegen zu kurzer Perrons auf dem deutschen Streckenabschnitt können die Züge des Typs Astoro nämlich nicht in Doppelkomposition bis München fahren. Die Kapazität kann also bis auf weiteres nicht ausgebaut werden.
Nun stellt sich die Frage, ob die Strecke bereits wieder ausgebaut werden soll – und zwar so, dass ein Stundentakt ermöglicht werden kann. Das entspräche einer Verdoppelung des Angebots. Erste Abklärungen laufen bereits – auch auf politischer Ebene. Mobimag hat nachgefragt.
Das Bundesamt für Verkehr (BAV) hat dies untersuchen lassen. Studien sollen aufzeigen, welche Infrastrukturen ausgebaut werden müssen, um einen Stundentakt der Eurocity-Züge zu ermöglichen.
Im erläuternden Bericht zur Perspektive Bahn 2050 und zum Stand der Ausbauprogramme hat der Bund nun die Ergebnisse vorgestellt. «In Deutschland besteht ein Konzept für einen deutschlandweit abgestimmten Takt-fahrplan («Deutschlandtakt»)», heisst es. «Dort ist die Verbindung Zürich–München bislang weiterhin als zweistündliche Fernverkehrsverbindung vorgesehen.»
Im Rahmen mehrerer Studien sei untersucht worden, welche Infrastrukturmassnahmen auf deutschem Gebiet beziehungsweise auf der Ausbaustrecke München–Lindau für einen Stundentakt der internationalen Verbindung Zürich–München erforderlich seien. «Die Bedürfnisse des Regional- und Güterverkehrs sind dabei zu berücksichtigen. Die überwiegend eingleisige Strecke zwischen Lindau und Buchloe bzw. die Strecke Buchloe–München müsste demnach abschnittsweise auf Doppelspur (insgesamt rund 25 km) ausgebaut werden, zudem ist eine Optimierung der Fahrgeschwindigkeit erforderlich.»
Eine erste Grobkostenschätzung gehe von Investitionen von rund 250 Millionen Euro aus. «Der Ausbau der internationalen Verbindung Zürich–München wurde und wird im Lenkungsausschuss Schweiz–Deutschland regelmässig behandelt», schreibt der Bund. «Mit der Vereinbarung vom 25. August 2021 über die Sicherung der Leistungsfähigkeit des Zulaufs der neuen Eisenbahn-Alpentransversale (NEAT) in der Schweizerischen Eidgenossenschaft wurde die Möglichkeit aufgenommen, Fachgruppen zu grenzüberschreitenden Themen einzusetzen. Zur Thematik «EC-Stundentakt Zürich–München» wurde eine solche Fachgruppe eingesetzt, welche die Analysen und Gespräche fortführt.»
Gemäss einem Sprecher des BAV sollen nun auch Gespräche mit dem deutschen Bundesministerium für Digitales und Verkehr erfolgen.
Und auf deutscher Seite? Besteht dort überhaupt Interesse an einem Ausbau zum Stundentakt? Mobimag hat diese Fragen gestellt – und keine Antwort erhalten. Das zuständige Ministerium hat mehrfache Anfragen nicht beantwortet. Ein gutes Zeichen ist das wohl nicht, wobei spekuliert wird, dass die Schweiz zumindest eine Vorfinanzierung prüfen will.
Die SBB wiederum prüft nun laut der NZZ immerhin Sofortmassnahmen: So überlegt sie, an Freitagen (nach München) und Sonntagen (nach Zürich) jeweils einen siebten täglichen Zug anzubieten. Ebenfalls geprüft wird laut dem Bericht eine Reservationspflicht für die Hauptreisezeit.
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