Christian Imark bekämpfte das CO2-Gesetz an vorderster Front. Nach seinem Erfolg an der Urne sagt der Solothurner SVP-Nationalrat im Interview, wie es beim Klimaschutz weitergehen soll, warum es einen Infrastrukturausbau im grossen Stil braucht und warum er weiterhin auf die Wasserstoff-Technologie setzen will.
von Stefan Ehrbar
23. Juni 2021
Herr Imark, das CO2-Gesetz wurde abgelehnt. Sind Sie überrascht?
Ich habe immer gesagt, dass diese Abstimmung gewonnen werden kann, wenn der Einsatz auf unserer Seite stimmt. Dass es am Ende gereicht hat, ist eine grosse Genugtuung. Die Mehrheit Bevölkerung will effizienten Klimaschutz und nicht das Geld mit beiden Händen aus dem Fenster werfen.
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Wie soll es nun weitergehen? Braucht es eine weitere Vorlage? Wie sollte diese ausgestaltet sein?
Die politischen Diskussionen werden weitergehen und wir werden mit Argusaugen darauf achten, dass der Klimaschutz effizienter wird und die Bevölkerung nicht zusätzlich belastet wird. In einer ersten Phase geht es nun darum, Elemente des bestehenden CO2-Gesetzes zu verlängern, sofern diese mehrheitsfähig sind. Anschliessend müssen wir uns über die Klimaziele und die Anrechnung der Zuwanderung unterhalten. In einer dritten Phase muss ein neues CO2-Gesetz gezimmert werden, die bestehenden Elemente müssen auf ihre Effizienz überprüft werden und durch neue Elemente ergänzt werden. Hier werden wir unsere Ideen gerne einbringen.
Sie haben einen 10-Punkte-Plan für das Klima vorgestellt. Im Bereich Verkehr sieht dieser vor, dass Personenwagen, Lastwagen und Schiffe künftig mit Erdgas oder Wasserstoff betrieben werden sollen. Was spricht dafür und was gegen Elektroautos?
Der 10-Punkte-Plan zeigt zahlreiche Lösungen für alle Bereiche auf, wie der CO2-Ausstoss der Schweiz – ohne zusätzliche Belastung der Bevölkerung – noch stärker gesenkt werden könnte. Zentral dabei ist, dass bisherige Modelle, beispielsweise zur Investitionsförderung im Gebäudebereich effizienter und auf Basis privatwirtschaftlicher Lösungen erfolgen können. Die Elektromobilität ist ein Selbstläufer und wird sich in absehbarer Zeit durchsetzen. Ob diese Lösung jedoch auch langfristig die Beste ist, wage ich zu bezweifeln. Der Aufwand zur Herstellung der Fahrzeuge ist hoch und die Gewinnung der Rohstoffe verursacht grosse Umweltschäden.
Elektroautos sind bereits viel weiter verbreitet, die Infrastruktur wird zudem ausgebaut und ist deutlich weiter als jene für Wasserstoff-Fahrzeuge. In die Entwicklung werden deutlich grössere Summen gesteckt. Ist ihr Vorhaben überhaupt praktikabel?
Die Wasserstoffmobilität ist vorderhand in diesen Bereichen interessant, wo die Elektromobilität an ihre Grenzen gelangt. Wasserstoff kann aber auch ins Gasnetz eingespeist, zum Kochen oder für Industrieprozesse eingesetzt werden. Ausserdem können mittels Methanisierung synthetische Treibstoffe hergestellt werden. Diese haben den Vorteil, dass bestehende Verbrennung-Systeme verwendet werden können.
Im Autobereich setzen grosse Hersteller aber längst voll auf das Elektroauto. So hat etwa kein deutscher Hersteller ein Wasserstoff-Modell angekündigt. Denken Sie, dass sich das ändern wird?
In anderen Ländern wird bereits im grossen Stil in Wasserstofflösungen investiert. Ich möchte aber an dieser Stelle nicht für eine einzige Technologie «Werbung» betreiben. Letztlich setzen sich die besten Technologien durch und das ist gut so.
Hat der klassische Verbrennungsmotor eine Zukunft?
Ja. Allerdings wir er mehr und mehr durch alternative Treibstoffe angetrieben.
In der NZZ hat SP-Nationalrat Roger Nordmann zu ihrem Plan gesagt, auch mit dem CO2-Gesetz hätten Projekte zur Förderung der Wasserstoff-Technologie gefördert werden können. Was entgegnen Sie darauf?
Das ist typisch für einen linken Politiker.
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„Dabei wird auch vergessen, dass der Verkehr historisch und aktuell immer eine sehr zentrale Bedeutung für die volkswirtschaftliche Entwicklung genommen hat.“ – Erstens gehört nicht nur das Auto zum Verkehr und zweitens war historisch in allen Städten die aktive Mobilität, sprich der Fuss- und Veloverkehr dominant, bevor die dafür benötigten Flächen vom Auto verdrängt wurden.