Schweizer Flughäfen und Airlines sind weiterhin unter dem Vor-Corona-Niveau – und verdienen trotzdem wieder so viel Geld wie vorher

Noch nicht so viel los wie 2019: Der Flughafen Zürich. Bild: Joergelman/Pixabay

An den Schweizer Flughäfen sind nach wie vor weniger Passagiere unterwegs als 2019 – obwohl auf der Strasse und im öffentlichen Verkehr längst wieder die alten Werte erreicht werden. Allzu sehr zu stören scheint das die Industrie nicht, denn trotz weniger transportierten Menschen schreibt sie höhere Gewinne. Das steckt dahinter.

von Stefan Ehrbar
26. Februar 2024

In den Schweizer Zügen legten die Menschen im Jahr 2023 so viele Kilometer zurück wie nie. Gegenüber dem bisherigen Rekordjahr 2019 lagen die Zahlen um 4,8 Prozent darüber, wie Zahlen des Informationsdiensts Litra zeigen. Auch auf den Autobahnen werden wieder mehr Fahrzeuge gezählt als noch 2019, und das Velofahren erlebt einen Aufschwung, wie das Mobimag-Monitoring zeigt

Doch beim Fliegen ist das Vorkrisenniveau noch immer nicht erreicht. Am Flughafen Zürich beispielsweise wurden letztes Jahr knapp 28,9 Millionen Passagiere gezählt, über 9 Prozent weniger als 2019, als mit 31,5 Millionen ein Rekord verzeichnet wurde. Ähnliche Zahlen verzeichnen die beiden anderen Schweizer Flughäfen Genf und Basel.

Die Airline Swiss führt derzeit noch immer zwischen 5 und 10 Prozent weniger Flüge durch als zur selben Zeit im Jahr 2019. Diese Entwicklung ist einerseits überraschend, hat sich doch nicht nur die Mobilität abseits von der Fliegerei wieder erholt, sondern ist auch die Schweizer Bevölkerung seit 2019 um fast fünf Prozent gewachsen. Allerdings steht die Schweiz nicht alleine da: Auch in ganz Europa werden derzeit noch immer weniger Flüge durchgeführt als 2019.

Im Vergleich der Schweizer Flughäfen zeigen sich sehr ähnliche Muster. Alle lagen im Januar zwischen 6 und 11 Prozent hinter den Passagierzahlen des Jahres 2019. Allerdings erreichten auch alle im Herbst vergangenen Jahres beinahe wieder die Vorkrisenzahlen. Am Flughafen Zürich etwa war der Oktober erstmals wieder auf Vorkrisenniveau.

Der Flughafen Zürich rechnet erst für das Jahr 2025 mit einer vollständigen Erholung. Die Entwicklung der Passagierzahlen dürfte damit wegen der Coronakrise um fünf Jahre zurückgeworfen worden sein.

Wobei dies natürlich nicht mit den Auswirkungen der Krankheit an sich zu tun hat, sondern mit verändertem Reiseverhalten. Kurz zusammengefasst lässt es sich so beschreiben: In den Ferien reisen Menschen aus der Schweiz so viel wie zuvor oder sogar mehr mit dem Flugzeug in Europa und der Welt umher. Dazwischen aber ist an den Flughäfen weniger los, weil die Geschäftsreisenden noch immer nicht vollständig zurückgekehrt sind und dies wohl auch nicht mehr werden.

In diesem Geschäftsbereich haben Video-Konferenzen einen grossen Teil der bisherigen Flüge ersetzt. Allerdings scheint das die Airlines und Flughäfen nicht gross zu stören.

Am Flughafen Zürich wurden etwa im Jahr 2023 Umsätze in den Läden, Restaurants und mit den Büromieten von 609,3 Millionen Franken erzielt. Das ist mehr als im Jahr 2019, als ein Umsatz von 601,4 Millionen Franken erzielt wurde. Das dürfte vor allem auf die im Jahr 2020 eröffnete Überbauung «The Circle» zurückzuführen sein, die neue, vom Flugbetrieb unabhängige Mieteinnahmen generiert. Auch die öffentlich zugänglichen Läden liegen umsatzmässig bereits wieder über 2019.

Zwar dürfte der Flughafen Zürich mit Gebühren für Airlines weiterhin weniger Geld verdient haben als 2019, aber ein ordentlicher Gewinn für das letzte Jahr scheint realistisch.

Auch bei der Airline Swiss sorgt das Ausbleiben von Passagieren nicht für schlaflose Nächte - im Gegenteil. In den ersten neun Monaten des Jahres 2023 hatte die Airline mit einem operativen Ergebnis von 615,9 Millionen Franken gar so viel verdient wie noch nie in ihrer Firmengeschichte. Das liegt vor allem auch an gestiegenen Ticketpreisen.

Diese sind bei weitem nicht nur auf gestiegene Kosten zurückzuführen, sondern auch darauf, dass Fluggesellschaften höhere Preise durchsetzen können. Vor knapp einem Jahr sagte Lufthansa-Chef Carsten Spohr gar, dem Konzern eile es mit dem Aufbau von Kapazität nicht, weil «die aktuell hohen Yields einfach zu viel Spass machen», wie ihn CH Media zitierte

Auch die Swiss rechnet dieses Jahr noch nicht mit einer Rückkehr zum Vorkrisenniveau. Stattdessen dürfte die Airline irgendwo zwischen 90 und 100 Prozent des 2019er-Kapazitätsniveaus zu liegen kommen. Im Sommer, wenn der Ferienverkehr stark ist, könnten die Werte vor der Coronakrise übertroffen werden.

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