Diese internationalen Züge fördert die EU // So gefährlich sind Abgase fürs Gehirn // Emissionen: «kleine, reiche Gruppe» verantwortlich

Fährt der Flixtrain bald nach Zürich? Bild: Flixtrain

Die EU-Kommission will internationale Zugverbindungen fördern, auch nach Zürich. Doch kann sie das überhaupt? Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland mit den Links zu spannenden Geschichten: Dieselabgase schädigen laut einer Studie Gehirnfunktionen – und die Bekämpfung des Klimawandels sollte laut neuen Daten bei den Reichsten beginnen.

von Stefan Ehrbar
3. Februar 2023

Diese Zugverbindungen will die EU fördern

Im Rahmen des Projekts «Connecting Europe» will die Europäische Union den Schienenverkehr in Europa fördern. Diese Woche hat die EU-Kommission bekanntgegeben, welche 10 Pilotprojekte für die Verbesserung bestehender Verbindungen oder die Einführung neuer im Speziellen unterstützt werden sollen.

Es gehe darum, die grenzüberschreitenden Verbindungen zu verbessern, indem diese schneller und günstiger werden und in einem dichteren Takt angeboten werden, heisst es in der Mitteilung.

Laut der zuständigen Transport-Kommissarin Adina Vălean müsse der Bahnverkehr besser und schneller auf die Nachfrage nach nachhaltiger Mobilität reagieren. Darum wolle die Kommission den Bahngesellschaften helfen, neue internationale Zugsverbindungen zu etablieren, und zwar in der Nacht und am Tag.

Nach einer «sorgfältigen Evaluierung» hat die EU-Kommission 10 Projekte ausgesucht, eines davon mit Bezug zur Schweiz. Dabei stellen sich allerdings Fragen.

Konkret sollen folgende Projekte von den genannten Antragsstellern gefördert werden:

  • Neue Verbindungen zwischen Ungarn, Österreich und dem westlichen Rumänien (Ungarisches Transportministerium)
  • Verbindungen Deutschland-Dänemark-Schweden, etwa der neue Nachtzug Stockholm-Kopenhagen-Berlin und ein Tageszug Hamburg-Göteborg (SJ, Snälltaget, České dráhy, Flixtrain)
  • Neuer Nachtzug Paris-Mailand-Venedig (Midnightrain)
  • Neue Verbindung Zürich-München (Flixtrain)
  • Neue Verbindung resp. Verlängerung München-Wien-Budapest (Westbahn)
  • Ausbau der Verbindungen Amsterdam-London (NS in Zusammenarbeit mit Eurostar)
  • Neuer Nachtzug Amsterdam-Barcelona (European Sleeper)
  • Neue Verbindungen Rom-München und Mailand-München (DB/FS)
  • Neue Verbindungen Lissabon-A Coruña und Lissabon-Madrid (ILSA)
  • Neue Verbindungen zwischen Katalonien und Südfrankreich (Ferrocarrils de la Generalitat de Catalunya)

Diese Vorschläge seien von den Behörden und dem Eisenbahnsektor bei der EU-Kommission eingereicht worden, heisst es in der Mitteilung. Dies geschah als Reaktion auf den Aktionsplan zur Förderung des internationalen Personenverkehrs, der im Dezember 2021 angenommen wurde.

Die Kommission werde nun die hinter den 10 Projekten stehenden Behörden und Betreiber auffordern, die Projekte zu starten, heisst es weiter. Die Kommission werde helfen, Hindernisse in der Praxis abzubauen.

Insbesondere bei der neuen Flixtrain-Verbindung zwischen München und Zürich stellen sich grosse Fragezeichen. Einerseits sind auf der Strecke, die auch die Eurocity-Züge der SBB und der DB zwischen München und Zürich zurücklegen, kaum mehr freie Trassen für solche Verbindungen verfügbar. Hier wäre allenfalls eine Führung über Kempten möglich. Allerdings würde sich auch auf dem Schweizer Streckenabschnitt die Frage nach freien Trassen stellen. Andererseits stellt sich die Frage, wie die EU-Kommission respektive Flixtrain diese Verbindung überhaupt realisieren wollen. Die Schweiz hat ihr Schienennetz nicht für den internationalen Personenverkehr geöffnet, auch wenn dies im 1999 unterzeichneten Landverkehrsabkommen von der Schweiz zugesichert wurde. Ohne eine Zusammenarbeit mit der SBB ist eine solche Verbindung also nicht realisierbar.

So gefährlich sind Diesel-Abgase

Wer sich verkehrsbedingter Luftverschmutzung aussetzt, muss schon nach wenigen Stunden mit einer Beeinträchtigung der Gehirnfunktion rechnen. Zu diesem Schluss kommt eine neue Studie.

Die Arbeit von Forschern der kanadischen University of Victoria und der University of British Columbia wurde vor kurzem im Magazin «Environmental Health» veröffentlicht. Während bereits bekannt sei, dass die Belastung durch Luftverschmutzung Auswirkungen auf die menschliche Gesundheit habe, seien die neurobiologischen Grundlagen dafür noch nicht bekannt, schreiben die Autoren. Ihre Studie schliesse diese Lücke.

Für die Studie wurde eine randomisierte, doppelblinde Expositionsstudie mit 25 gesunden Erwachsenen (14 Männer und 11 Frauen im Alter zwischen 19 und 49 Jahren) durchgeführt. Nach der Exposition mit den Dieselabgasen wurden MRT-Aufnahmen gemacht und mit jenen einer Kontrollgruppe, der normale Luft vorgesetzt wurde, verglichen.

Die Resultate sind erschreckend. Wer Dieselabgasen ausgesetzt wurde, zeigte «unmittelbare, auf die Verschmutzung zurückzuführende Verschlechterungen der funktionellen Konnektivität des Ruhezustandsnetzwerk», schreiben die Autoren. Darunter wird ein Netzwerk interagierender Hirnregionen verstanden, das aktiviert wird, wenn es keine Stimulation von aussen gibt.

Dieses Netzwerk ist laut der Studie besonders anfällig auf Alterung, Toxizität und Krankheiten. Beim Vergleich der Gruppen nach der Exposition zeigte sich, dass die Dieselabgase zu einer Abnahme der funktionellen Konnektivität führten. Die genauen Auswirkungen seien nicht bekannt, dürften aber angesichts des geringen Ausmasses der Veränderungen bescheiden sein, heisst es in der Studie. Das bedeutet aber nicht Entwarnung, denn in der Studie wurden die Probanden nur geringen Mengen ausgesetzt. «In der realen Welt ist die Exposition oft dauerhafter, insbesondere in Regionen der Welt, in denen hohe Abgaswerte nicht ungewöhnlich sind», heisst es in der Studie.

Im täglichen Leben können sich die Auswirkungen etwa manifestieren, indem die Gedächtnisleistung oder die Produktivität abnehmen. Die nachgewiesenen Veränderungen könnten ein Risiko für die berufliche Leistungsfähigkeit darstellen, so die Autoren. Damit seien sie relevant für die öffentliche Gesundheit – und ein wichtiges Argument für die Regulierung der Luftverschmutzung.

Emissionsdividende: Kluft innerhalb der Länder wächst

Die Kluft bei den ausgestossenen Emissionen ist mittlerweile innerhalb verschiedener Länder grösser als zwischen ihnen. Eine relativ kleine Gruppe wohlhabender Menschen trägt unverhältnismässig stark zu den Emissionen bei. Das schreibt der «Guardian».

Demnach sind die Unterschiede zwischen den Wohlhabenden und Armen innerhalb desselben Landes mittlerweile grösser als die Unterschiede zwischen den Ländern. Diese Erkenntnis sei ein weiterer Beweis für die wachsende Kluft zwischen der «Verschmutzungselite» der Reichsten und der relativ geringen Verantwortung für Emissionen des Rests der Bevölkerung.

Zudem könnten ärmere Menschen problemlos ihre Emissionen erhöhen und mehr Wohlstand erreichen, wenn reiche Menschen und einige Entwicklungsländer ihre Emissionen reduzierten.

Diese Kluft ist laut dem Artikel besonders relevant, weil sich die globale Politik noch immer vor allem auf Unterschiede zwischen Industrie- und Entwicklungsländern fokussiere. Stattdessen sollte das Verhalten der wohlhabendsten Menschen stärker reguliert werden. Diese hätten nämlich einen weit grösseren CO2-Abdruck als bisher angenommen.

Die Zeitung beruft sich auf den «Climate Inequality Report» des «World Inequality Lab», das vom Wirtschaftswissenschaftler Thomas Piketty geleitet wird.

Während die Ungleichheiten bei den Emissionen zwischen den Ländern zwar nach wie vor gross seien, werden die Gesamtungleichheit bei den globalen Emissionen bei einigen Indikatoren inzwischen hauptsächlich durch Ungleichheiten innerhalb der Länder erklärt.

Besonders dringend müssten Entwicklungsländer ihre Steuersysteme reformieren, um mehr Mittel von den Reichen umzuverteilen. Die Autoren des Berichts schlagen dazu sogenannte «windfall taxes» vor, die hierzulande unter dem Begriff «Übergewinnsteuer» derzeit etwa im Zusammenhang mit Energiekonzernen diskutiert werden, die dank der gestiegenen Energiepreise Rekordgewinne einfahren. Solche Steuern könnten laut dem Bericht dazu beitragen, CO2-arme Investitionen zu finanzieren.

«Die Konsum- und Investitionsmuster der Verursacherelite, die so ungleich zum Klimawandel beitragen, müssen reduziert beziehungsweise umgelenkt werden», wird Peter Newell zitiert, Professor für internationale Beziehungen an der Universität Sussex. «Das ist eine enorme Herausforderung.»

Wenn die Emissionen bei den Reichsten reduziert würden, könne dies auch CO2-Raum freisetzen, um Menschen aus der Armut zu befreien.

Schreiben Sie einen Kommentar

Diesen Artikel kommentieren