UK: Kinder können zu selten mit Velo in Schule // Polen will Fernverkehr liberalisieren // So gefährlich sind hohe Autos für Fussgänger

Kriegen die polnischen Intercity-Züge bald Konkurrenz? Bild: Oleksandr Hladchenko/Unsplash

Wenn Kinder nicht mit dem Velo oder zu Fuss zur Schule gehen und auf der Strasse spielen können, leidet ihre Gesundheit. Davor wird in England nun gewarnt. Ausserdem im Blick aufs Ausland mit Links zu spannenden Geschichten: In Polen könnte der Inlands-Fernverkehr liberalisiert werden – und hohe Autos sind laut einer Studie viel tödlicher für Fussgänger.

von Stefan Ehrbar
26. Januar 2024

UK: Mangel an Spielplätzen und Velowegen

Die physische und psychische Gesundheit von Kindern leidet, wenn sie sich in ihrem Umfeld wenig bewegen können und keinen Platz zum Spielen etwa auf Spielplätzen haben. In England warnen nun mehrere Verbände, dass dringender Verbesserungsbedarf bestehe.

Der «Guardian» zitiert etwa Alice Ferguson von der Organisation «Playing Out», die sagt, im Vergleich zu früheren Generationen sei das Leben von Kindern unglaublich eingeschränkt. Es finde viel öfter drinnen, isoliert und inaktiv statt, was vor allem auf Veränderungen in der äusseren Umgebung zurückzuführen sei.

Um diesen Trend umzukehren, müsste die Regierung die Strassen sicherer und die Wohngegenden kinderfreundlicher machen, damit diese jeden Tag nach draussen gehen und spielen könnten, sagt Ferguson. In vielen Ländern wie Deutschland, Norwegen oder Schweden gebe es bereits nationale Strategien oder Leitlinien, um die Städte kinderfreundlicher zu gestalten.

Auf kommunaler Ebene gibt es laut dem Artikel Programme zur Verbesserung der Städte für Kinder unter anderem in Barcelona, Freiburg i.B., Gent, Paris oder Rotterdam. Clive Betts, ein Abgeordneter der Labour-Partei und Vorsitzender des Ausschusses für Wohnungsbau und Gemeinwesen sagt, man wolle nun mehr darüber erfahren, wie Kinder und Jugendliche ihre Freiräume erlebten und welche politischen Massnahmen helfen könnten, Strassen, Siedlungen und Dörfer zu schaffen, die Kindern einen aktiven Lebensstil ermöglichen.

Dem Appell angeschlossen haben sich die Verbände Playing Out, Save the Children UK und Wildlife and Countryside Link. In ihrem Statement heisst es, Kinder wollten draussen und aktiv sein, mit Freunden spielen und zu Fuss oder mit dem Velo zur Schule gehen.

Allerdings würden sie auf Hindernisse stossen, die sie daran hinderten, das zu tun. «Die Politik der Regierung hat einige der Ursachen dafür nicht angegangen – und in einigen Fällen hat sie das Problem sogar noch verschärft. Eine auf Kinder ausgerichtete Politik für die gebaute Umwelt könnte das Leben, die Gesundheit und das Wohlbefinden von Kindern verändern», heisst es in der Mitteilung.

Es gebe wirksame und kostengünstige Massnahmen, die fast sofort umgesetzt werden könnten. Die Organisationen sind mit ihrer Warnung nicht alleine: Letztes Jahr hatte schon das Royal College of Paediatrics and Child Health einen Bericht veröffentlicht, in dem es heisst, dass die Gesundheit der Kinder in den ärmsten Gemeinden Englands «erschreckend» sei.

Jahrzehntelang habe es die Politik versäumt, Orte zu schaffen, die eine gesunde Entwicklung und das Wohlbefinden von Kindern förderten. Verkehrsgeprägte Stadtteile, minderwertige Wohnanlagen, schlecht gestaltete Siedlungen und ein Mangel an Parks und Grünflächen hätten der Gesundheit der Kinder geschadet und ihre Lebensqualität beeinträchtigt.

Polen will den Schienen-Fernverkehr liberalisieren

In Polen soll es bald Konkurrenz zu den Intercity-Zügen der Staatsbahn PKP geben. Das hat der Infrastruktur-Minister Piotr Malepszak in einem Interview mit der Zeitung Rzeczpospolita angekündigt.

Darin hielt er mit Kritik an der PKP nicht zurück. So versichere die Bahn jeweils, für den Winter bereit zu sein. Doch wenn ein paar Zentimeter Schnee fallen, dann zeige sich, dass dies nicht stimme. Deshalb müsse man der Wahrheit ins Auge sehen. Es gebe viele Probleme bei der Infrastruktur und beim Rollmaterial. Gewisse Fahrzeugtypen hätten sehr hohe Ausfallquoten. Die Bereitschaft seitens der PKP, dies ernst zu nehmen, vermisse er bisher. Darum sei nun ein guter Zeitpunkt, in verschiedenen Bereichen Änderungen anzustossen.

Es bestehe die Notwendigkeit, präziser zu investieren. «Wir werden nicht mehr 500-600 Millionen für Strecken für vier Zugpaare pro Tag ausgeben», wird Malepszak zitiert. Zudem soll schnell Wettbewerb im Fernverkehr entstehen. «Meiner Meinung nach sollten wir kommerziellen Betreibern jetzt den Zugang zum Fernverkehr ermöglichen», so der Minister. Er glaube, dass eine gut geführte PKP mit ihren Intercity-Zügen mit ausländischen Gesellschaften konkurrenzieren könne.

Die europäischen Vorschriften würden zwar eine Öffnung des Marktes erst ab 2030 vorsehen, aber seiner Meinung nach sollte das Unternehmen früher darauf vorbereitet werden. Ausserdem sollte versucht werden, die Effizienz zu steigern.

Nick Brooks, der Generalsekretär der Allianz Allrail, in der sich private Bahnbetreiber zusammengefunden haben, hat in einem Beitrag auf Linkedin geschrieben, dabei handle es sich um eine begrüssenswerte Ansage.

Kritisch sei aber, dass der Minister von ausländischen Firmen spreche. Dabei gebe es auch polnische private Betreiber, die im Fernverkehr tätig sein könnten. Zudem sei die PKP etwa mit ihrem Frachtgeschäft auch im Ausland tätig – und Polen sei Teil des europäischen Binnenmarktes.

So gefährlich sind hohe Autos für Fussgänger

Die Zahl der tödlichen Fussgängerunfälle in den USA hat in den letzten Jahren zugenommen. Gleichzeitig sind auch die Fahrzeuge immer grösser geworden. Insbesondere die hohen Fronten können bei Unfällen gefährlich sein für Fussgänger, weil der Kontaktpunkt dann eher an der Brust oder am Kopf liegt.

Doch wie hängt die Grösse der Fahrzeuge tatsächlich mit den Unfällen zusammen? Dieser Frage ist Justin Tyndall von der University of Hawai’i in der neuen Studie «The effect of front-end vehicle height on pedestrian death risk» nachgegangen, die kürzlich im Journal «Economics of Transportation» veröffentlicht wurde.

Dafür hat Tyndall Unfalldaten mit einem öffentlichen Datensatz über die Abmessungen der Fahrzeuge zusammengeführt, um die Auswirkungen der Höhe der Autos auf die Wahrscheinlichkeit, dass ein angefahrener Fussgänger stirbt, zu berechnen.

Eine Zunahme der Fronthöhe der Fahrzeuge um 10 Zentimeter ist demnach mit einem um 22 Prozent höheren Todesrisiko verbunden. Würde eine Obergrenze für die Höhe der Fahrzeugfront von 1,25 Meter eingeführt, würde dies die Zahl der tödlichen Fussgängerunfälle in den USA um 509 pro Jahr reduzieren.

Die Höhe der Fahrzeugfront zeige in Sachen tödliche Unfälle die signifikanteste Wirkung aller Abmessungen der Fahrzeuge, heisst es in der Studie.

Reguliert werden könnte auch das Gewicht von Autos, um dem Problem entgegenzuwirken. Zwar sei der Einfluss des Gewichts gering, wenn die Höhe der Fronten berücksichtigt werde, was darauf hindeute, dass die Regulierung der Abmessungen wichtiger sei für die Sicherheit von Fussgängern. «Da die beiden Masse in der Praxis jedoch stark korreliert sind, könnten Gewichtsvorschriften positive Auswirkungen auf die Sicherheit von Fussgängern haben», heisst es in der Studie.

Die Last der tödlichen Fussgängerunfälle ist laut Tyndall nicht gleichmässig verteilt. «Ich habe herausgefunden, dass Frauen, Kinder und ältere Menschen am stärksten unter der Verschlechterung der Sicherheit durch grössere Fahrzeuge leiden. Andere Untersuchungen haben gezeigt, dass rassische Minderheiten ein höheres Unfallrisiko für Fussgänger haben.»

Das Problem wird immer grösser, da die Fahrzeuge immer grösser werden. «Während 40 % der in die Unfalldaten dieser Studie einbezogenen Fahrzeuge leichte Nutzfahrzeuge waren, fallen 78 % der 2021 in den USA verkauften oder geleasten Fahrzeuge in diese Kategorie. Innerhalb der Fahrzeugkategorien hat die durchschnittliche Grösse der Fahrzeuge ebenfalls zugenommen», heisst es in der Studie.

«Wenn Fahrzeuge aus der Flotte ausscheiden, werden die Fahrzeuge, die sie ersetzen, tendenziell grösser. Daher wird die Durchschnittsgrösse der Fahrzeuge auf den US-Strassen kurzfristig weiter zunehmen. Wie gezeigt, besteht ein eindeutiger Zusammenhang zwischen grösseren Fahrzeugen und der Sterblichkeit von Fussgängern, was darauf hindeutet, dass grössere Fahrzeuge die Sterblichkeitsrate von Fussgängern wahrscheinlich mehr in die Höhe treiben werden, als dies sonst der Fall wäre, wenn keine gesetzlichen Änderungen der Fahrzeugkonstruktionsstandards vorgenommen werden.»

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