
Der Personenfernverkehr auf der Schiene ist in den USA unterentwickelt. Jetzt investiert Amtrak in eine neue Flotte. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland mit Links zu spannenden Geschichten: Österreich verschärft den Kampf gegen die Raser – und in Phoenix ist ein autofreies Viertel entstanden, das die Bewohner begeistert.
von Stefan Ehrbar
5. Januar 2024
Amtrak modernisiert die Flotte
Die National Railroad Passenger Corporation – besser bekannt unter dem Namen Amtrak – ist in den USA für einen grossen Teil des spärlichen Personenfernverkehrs verantwortlich. Vor der Krise beförderte die Gesellschaft etwa 32 Millionen Passagiere pro Jahr – so viele, wie alleine die SBB in einem Monat zählte.
Nun macht die Firma einen Schritt nach vorne. Wie diese Woche das Portal Eisenbahn.blog berichtete, leitet Amtrak eine Ausschreibung für die Modernisierung der eigenen Langstreckenflotte ein.
Die Beschaffung, die ein Volumen von mehreren Milliarden US-Dollar haben dürfte, werde durch das Bipartisan Infrastructure Law der Regierung unter Präsident Joe Biden finanziert.
Die neue Flotte soll laut Tony Coscia, dem Präsidenten von Amtrak, helfen, den Service zu modernisieren und Verbesserungen im Bereich der Sitze, der privaten Abteile, beim Verpflegungsservice, bei der Zugänglichkeit und beim Reiseerlebnis ermöglichen. Die Beschaffung folgt auf einen sogenannten Request for Information, an dem sich letztes Jahr mehrere Hersteller beteiligt hatten und Informationen zu möglichen Lösungen bereitstellten.
Wie das Portal railway-news.com schreibt, will Amtrak mit der neuen Flotte auch die betriebliche Effizienz und Nachhaltigkeit erhöhen sowie die Fahrgastzahlen steigern. Die Beschaffung sei nur eine von mehreren Investitionen zur Verbesserung des Fernverkehrs.
Bereits bekannt ist, dass Amtrak 125 neue Fernverkehrs-Lokomotiven beschafft, die sauberer, schneller und effizienter sein sollen. Zudem werden 28 Millionen US-Dollar in die Modernisierung von 400 doppelstöckigen Superliner-Wagen und 49 Viewliner-Wagen investiert. Weiter werden bis Ende Jahr 63 stillgelegte Triebwagen restauriert und repariert.
Die Auslieferung der neuen Flotte soll voraussichtlich in den frühen 2030er-Jahren erfolgen. Jim Mathews, der Präsident und CEO der Rail Passengers Association sagt, die Veröffentlichung dieser Ausschreibung sei «der Startschuss für die grösste Beschaffung von Rollmaterial seit den 1940er Jahren, als die New York Central sich an drei Hersteller wandte, um einen Grossauftrag über mehr als 700 Wagen zu erhalten.»
Die Fahrgäste der Bahn verdienten ein sicheres, modernes, sauberes, zuverlässiges und aufregendes Fahrerlebnis, und die Ankündigung sei ein wichtiger Schritt, um dies für kommende Generationen zu gewährleisten.
Jetzt zieht auch Österreich Raserautos ein
Die Schweiz kennt ein hartes Anti-Raser-Gesetz. Als Raser gilt, wer beispielsweise in einer 30er-Zone mindestens mit 70 Kilometern pro Stunde unterwegs ist oder auf einer 80er-Strecke mit mindestens 140 Kilometer pro Stunde. Solche Vergehen können mit Freiheitsstrafen, langjährigem Entzug des Führerausweises oder Einbezug und Verwertung des Autos bestraft werden.
Nun legt auch Österreich im Kampf gegen Raser einen Gang zu. Wie das Portal orf.at berichtet, können «Extremraser» ab 1. März ihr Auto verlieren. Als solcher gilt, wer innerorts die Höchstgeschwindigkeit um mindestens 80 Kilometer pro Stunde überschreitet oder um mindestens 90 Kilometer pro Stunde ausserorts. Wenn das Auto nicht dem Raser gehöre, werde in den jeweiligen Fahrzeugpapieren ein lebenslanges Lenkverbot für den Fahrer eingetragen.
In solchen Fällen könne das Fahrzeug zwar beschlagnahmt, aber nicht für verfallen erklärt und versteigert werden. Das gelte auch für Leasing- und Mietautos. Generell ist laut dem Artikel ab März ein dreistufiges System vorgesehen, das von der vorläufigen Beschlagnahme bis zum sogenannten Verfall des Fahrzeugs reicht.
«Personen, die im Ort 60 km/h und Überland 70 km/h zu schnell unterwegs sind, kann künftig das Auto ganz weggenommen werden», heisst es im Artikel. «Bei mehr als 80 km/h (Ortsgebiet) bzw. 90 km/h (Freiland) an Geschwindigkeitsüberschreitungen soll unter bestimmten Umständen schon ein einmaliger Verstoss zum Verfall des Fahrzeugs führen können. Bei der Versteigerung gehen 70 Prozent der Erlöse an den Verkehrssicherheitsfonds, der Rest an die jeweilige Gebietskörperschaft.»
Das österreichische Verkehrsministerium rechnet laut dem Artikel mit bis zu 445 Fällen pro Jahr, in denen es zu einer behördlichen Beschlagnahme des Fahrzeugs und in der Folge zu einem Verfall kommen könnte.
Österreich ist nicht alleine mit der härteren Gangart. Auch Italien oder Tschechien verschärfen die Bussen, mit denen Verkehrssünder rechnen müssen. Laut dem Österreichischen Automobilclub ÖAMTC sei es zudem auch in Polen ab März möglich, bei bestimmten Verstössen wie Alkohol am Steuer Autos zu beschlagnahmen und einzuziehen.
Der erste autofreie Ortsteil in den USA
Ausserhalb der US-Metropole Phoenix, der Hauptstadt des Bundesstaates Arizona, ist ein autofreier Stadtteil entstanden. Die Bewohner seien «bisher begeistert», berichtete vor kurzem der «Guardian».
Das 17 Hektar grosse Viertel heisst Culdesac. Früher befanden sich dort laut dem Artikel eine Autowerkstatt und einige verfallene Gebäude. Nun lade das Viertel US-Amerikaner dazu ein, «auf eine Art und Weise zu leben, die ausserhalb flüchtiger Erlebnisse im College, in Disneyland oder auf Reisen nach Europa nur selten vorkommt: eine begehbare, von Menschenhand geprägte Gemeinschaft ohne Autos.»
Anfang des Jahres seien die ersten 36 Bewohnerinnen und Bewohner eingezogen, es sollen dereinst rund 1000 Menschen werden, wenn alle zwei- und dreistöckigen Gebäude bezogen sind. Dies soll bis Ende 2025 der Fall sein.
«Eine fast schon verblüffende Abweichung von der US-Norm besteht darin, dass den Bewohnern keine Parkplätze zur Verfügung stehen und sie aufgefordert werden, ihre Autos abzuschaffen», heisst es im Artikel. «Die Wohnungen sind auch mit Einrichtungen wie einem Lebensmittelgeschäft, einem Restaurant, einem Yogastudio und einem Veloladen verbunden, die normalerweise durch strenge städtische Bebauungsvorschriften von den Wohnungen getrennt sind.»
Hinter dem Viertel steckt die Firma Culdesac. CEO Ryan Johnson wird im Artikel damit zitiert, er sei durch das Leben und Reisen in Länder wie Ungarn, Japan oder Südafrika inspiriert worden. Johnson, der selbst aus Phoenix stammt, sagt, er lebe seit 13 Jahren ohne Autos, besitze aber mehr als 60 E-Bikes.
«Heutzutage bauen wir in den USA nur zwei Arten von Wohnungen: Einfamilienhäuser, die einsam sind und einen mühsamen Arbeitsweg haben, oder wir bauen diese mittelhohen Projekte mit doppelt belasteten Korridoren, und die Leute gehen meist nur zu Fuss zu ihrem Auto, und das führt dazu, dass die Leute weniger von ihren Nachbarn wissen», so Johnson.
Für viele sei die Zeit im College die einzige gewesen, in der sie in einer begehbaren Nachbarschaft gelebt hätten. Die Menschen seien in solchen aber glücklicher, gesünder und sogar wohlhabender.
Die Gebäude der Siedlung sind laut dem Artikel in mediterranem Würfelzuckerweiss mit ockerfarbenen Akzenten gehalten und eng aneinander gereiht, um einladende Innenhöfe zu schaffen.
In diesem Teil der Welt sei auch wichtig, dass die Anordnung Schatten spendet. An einem Tag, an dem die Temperaturen auf 48 Grad Celsius gestiegen seien, wurden laut dem Artikel in Culdesac auf dem Trottoir durch geschickte Architektur nur Temperaturen von 32 Grad Celsius gemessen.
Die Bewohner von Culdesac hätten die Gemeinsamkeit, ohne Auto zu leben und könnten die Art von Zufallsbegegnungen haben, die den sozialen Zusammenhalt fördern, wird Johnson zitiert, der selbst im Viertel lebt. «Als wir anfingen, sagten die Leute: ‹Was macht ihr denn da? Ihr werdet keine Baugenehmigung bekommen. Die Nachfrage wird nicht da sein», wird er zitiert. «Stattdessen erhielten wir eine einstimmige Genehmigung, und die Nachfrage ist gross. Die Anwohner lieben es.»
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