Der Kanton Zürich prüft neue Standorte für Abstellanlagen – diese Orte kommen in Frage

Wohin mit all den Zügen? Bild: Patrick Federi / Unsplash

Der Widerstand gegen geplante neue Service- und Abstellanlagen für die Zürcher S-Bahn ist gross. Deshalb will der Kanton Zürich noch einmal über die Bücher. Klar ist aber schon jetzt: Eine neue Serviceanlage wird im Zürcher Oberland zu stehen kommen. Mobimag zeigt, welche Standorte nun wieder möglich sind.

von Stefan Ehrbar
20. September 2021

Ganze 2300 Einwendungen gab es aus der Bevölkerung gegen die geplanten neuen Service- und Abstellanlagen der Zürcher S-Bahn in Eglisau, Hombrechtikon und Bubikon, wo die mit Abstand grösste Anlage zu stehen kommen soll. Das gab der Zürcher Baudirektor Martin Neukom (Grüne) an einer Medienkonferenz letzte Woche bekannt.

Der grösste Widerstand entzündete sich an der geplanten Serviceanlage in Bubikon, die etwa 80’000 Quadratmeter Land umfassen soll. Geplant war eine Anlage mit zehn beidseitig eingebundenen Abstellgleisen mit insgesamt 4’400 Metern Länge und eine Instandhaltungshallte mit fünf Standplätzen à 150 Meter (Mobimag berichtete).

Die neuen Anlagen sind nötig, weil mit dem nächsten Ausbauschritt der Bahninfrastruktur bis 2035 das Angebot der Zürcher S-Bahn weiter ausgebaut wird. Die beiden bestehenden Serviceanlagen in Zürich-Herdern und Oberwinterthur haben nicht genügend Kapazitäten für alle neuen Züge.

Beschafft werden 60 neue Kompositionen. Der Abstellbedarf steigt damit laut der SBB um 36 Prozent. Ein Teil davon kann in den bestehenden Anlagen abgestellt werden. Für Rollmaterial mit der Länge von drei Kilometern bieten diese aber nicht genügend Platz. Zudem reichen die Kapazitäten der bisherigen Anlagen für den Service der Züge nicht aus, weshalb es auch eine neue Serviceanlage braucht.

Der Widerstand gegen diese geplante Serviceanlage in Bubikon war am heftigsten. «Die Einwendungen sind zum Teil nachvollziehbar. Wir haben darum entschieden, den Prozess neu zu starten», so Neukom. Deshalb werden die drei Standorte aus der Richtplan-Revision herausgelöst und neue Varianten geprüft. Vor allem die Gemeinden sollen nun stärker einbezogen werden. «Wir öffnen den Variantenfächer noch einmal und beziehen die Gemeinden ein», sagte Neukom vor den Medien. In etwa zwei Jahren sollen die Standorte bekannt sein, worauf dann eine separate Richtplan-Revision für die Anlagen folgen soll.

Doch welche Standorte kommen für die neue Service-Anlage in Frage?

Klar ist, dass die kombinierte Service- und Abstellanlage in Nähe der Abgangs- und Endbahnhöfe mehrerer Linien zu stehen kommen muss. Zürich fällt als Standort weg, denn würden die S-Bahn-Linien dort verstärkt oder verkürzt, würde die Kapazität auf der Stammstrecke Zürich Stadelhofen – Zürich HB – Zürich Hardbrücke zu stark eingeschränkt. Statt wie künftig geplant alle 2 Minuten könnte dann nur noch alle 4 bis 5 Minuten ein Zug auf der wichtigsten Strecke der Zürcher S-Bahn verkehren. Klar ist auch, dass alle Linien, die in Winterthur durchfahren oder dort enden, auch künftig in Oberwinterthur gewartet werden sollen. Es braucht also einen Standort, der von mehreren Linien bedient wird, die nicht durch Winterthur fahren. «Im Netz der Zürcher S-Bahn ist dieses Potenzial nur im Zürcher Oberland vorhanden», heisst es in einem Erklärvideo der SBB. Doch wenn Bubikon nicht mehr gesetzt ist – welche Standorte im Oberland kommen sonst in Frage?

Eine mögliche Antwort darauf liefert die bereits vorhandene Studie der SBB, mit welcher sie das Potenzial verschiedener Standorte überprüft hat. Im Wesentlichen hat die Bahn folgende Standorte im Zürcher Oberland evaluiert:

  • Standort Bossikon an der Bahnlinie Wetzikon – Hinwil
  • Standort Dürnten an der ehemaligen Bahnlinie Bubikon – Hinwil
  • Standort Wolfhausen an der ehemaligen Bahnlinie Bubikon – Hombrechtikon – Uerikon
  • Standort Winterhalden an der Bahnlinie Bubikon – Rüti ZH
  • Standort Täusi an der Bahnlinie Rüti ZH -Jona

In der Evaluation schloss Bubikon auf dem Platz 1 ab, der Standort Winterhalden auf dem Rang 2 und der Standort Bossikon auf dem Rang 3. Alle anderen Standorte wurden ausgeschlossen, etwa, weil dort gewisse gesetzliche Vorgaben nicht erfüllt werden könnten.

Möglicher Standort Winterhalden. Bild: SBB

Gut möglich also, dass die Wahl im zweiten Anlauf auf Winterhalden oder Bossikon zu liegen kommt. Für Winterhalden spricht laut SBB, dass der Standort beidseitig von Richtung Wetzikon und Rapperswil eingebunden werden kann und dass er die Weiler Winterhalden und das Quartier Guldistud nur mässig tangiert. Dagegen spricht, dass eine Wiese in der Naturschutzzone aufgehoben werden müsste und die Anlage zu 80 Prozent auf Fruchtfolgeflächen zu liegen käme.

Möglicher Standort Bossikon. Bild: SBB

Für den Standort Bossikon spricht laut SBB, dass er beidseitig von Wetzikon und Hinwil eingebunden werden kann und den benachbarten Weiler Bossikon nur mässig tangiert. Gegen ihn spricht, dass die Anlage nicht von Rapperswil direkt angefahren werden könnte und sie in Schutzgebieten und Landschaftsschutzzonen zu liegen käme.

Möglich ist allerdings auch, dass ein völlig neuer Standort evaluiert wird. Denkbar wäre auch ein Standort im Nachbarkanton St. Gallen, etwa zwischen Jona und Schmerikon. Vielleicht allerdings kommt der Kanton nach zwei Jahren erneuter Prüfung auch zum Schluss, dass Bubikon trotz des Widerstands der am besten geeignete Standort wäre.

Die ausführliche Evaluation möglicher Standorte findet sich in dieser Präsentation der SBB.

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