
Anfang Mai brannte in Zürich ein Gelenkbus bei der ETH Hönggerberg aus. Es ist nicht das erste Mal: Die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) verzeichnen seit 2013 bereits fünf Brände bei Bussen dieses Modells. Lausanne musterte die Modelle nach einer Serie aus. Die Zürcher hingegen sehen keinen dringenden Handlungsbedarf.
von Stefan Ehrbar
22. Mai 2023
Etwa 60 Passagiere befanden sich in einem VBZ-Bus, als er am 2. Mai bei der Haltestelle ETH Hönggerberg Feuer fing und vollständig ausbrannte. «Dank weitsichtigem Handeln des Buschauffeurs konnten die Passagiere den Bus rechtzeitig verlassen», schrieb die Organisation Schutz und Rettung Zürich auf Twitter.
Dabei sei hoher Sachschaden entstanden. Aufwändige Nacharbeiten und eine komplizierte Fahrzeugbergung waren die Folge. «Das Feuer verschlang den Bus innert Kürze», schrieb ein ETH-Professor, der den Brand offensichtlich beobachtet hatte. «Es ist erstaunlich, dass niemand verletzt wurde.»
Das Spezielle daran: In den letzten zehn Jahren ist es bereits der fünfte Brand eines Busses des Modells N4522 von Neoplan alleine in Zürich. Im Jahr 2017 hatten auch zwei Busse des Typs, die für die Lausanner Verkehrsbetriebe (TL) im Einsatz waren, gebrannt. Die Lausanner hatten damals Konsequenzen gezogen und die betroffene Serie ausgemustert.
«Die siebzehn Busse, von denen jeder in zehn Dienstjahren schon fast 600’000 Kilometer hinter sich hatte, wären in drei Jahren ohnehin ausgemustert worden und befanden sich in der Reserve für besondere Einsätze», teilten die TL damals der Zeitung «24 heures» mit. Ersetzt wurden die Busse mit Bussen des Herstellers MAN, der Neoplan übernommen hatte.
Sechs Jahre später sind die Busse in Zürich immer noch im Einsatz. Laut Zahlen der VBZ-Website sind 47 Exemplare unterwegs, davon 10 aus einer ersten Serie, die 2003 gebaut wurde, und 37 aus einer zweiten Serie mit Baujahren ab 2005. Handlungsbedarf sehen die VBZ nicht.
Die Ursache des Brands vom Mai dieses Jahres sei noch unklar, sagt Sprecher Leo Herrmann. «In der Vergangenheit handelte es sich in der Regel um eine brennbare Flüssigkeit, die sich an einer heissen Oberfläche entzündete. Allerdings waren es jeweils verschiedene Flüssigkeiten, Austrittsorte und -Ursachen.»
Die VBZ stellten kein erhöhtes Brandrisiko bei den Neoplan-Fahrzeugen fest. Die Ursachen für die bisherigen Brände seien denn auch unterschiedlich gewesen:
- Am 18.10.2013 führte ein Gelenkwellenabriss am Automatikgetriebe zur Beschädigung des Getriebeölkühlers. Dadurch trat ein Ölnebenstrahl aus, der sich am Turbolader/der Abgasperipherie entzündete.
- Am 1.4.2015 trat wegen einer Leckage innerhalb des Hydrostatsystems ein Hydraulikölnebel aus, «welcher durch die Kühlluftumwälzung transportiert wurde und sich an der Abgasführung entzündete».
- Am 18.5.2016 führte eine Undichtigkeit an der Lenkhydraulik-Druckleitung aufgrund einer versteckten Scheuerstelle zu sprühend austretendem Hydrauliköl, welches sich im nahegelegenen Abgasrohr entzündete.
- Am 4.5.2021 war ein defekter Alternator Grund für einen Brand.
- Die Brandursache vom 2.5.2023 ist noch unklar.
Auch wenn die Brandursachen jeweils keinen Zusammenhang hatten, so dürfte doch das Sicherheitsempfinden in den Bussen unter der Serie gelitten haben. Allzu lange müssen die Passagiere nicht mehr damit fahren. «Die verbleibenden Neoplan-Busse dürften plangemäss Ende 2023 ausgemustert und durch Elektrobusse ersetzt werden», sagt Herrmann.
Geld erhalten die VBZ für die Behebung der Schäden nicht mehr vom Hersteller. Die Gewährleistungszeit für die Fahrzeuge ist ausgelaufen.
1 Trackback / Pingback