
Mit der Netzentwicklungsstrategie 2040 bauen die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) ihr Netz für bis zu 2,5 Milliarden Franken aus und um. Der Studienbericht zeigt, welche Ziele damit verfolgt werden, welche Massnahmen wann umgesetzt werden sollen und wohin die neue Limmattalbahn verlängert werden könnte.
von Stefan Ehrbar
4. März 2024
Das Tram- und Busnetz in der Stadt Zürich wird ausgebaut. Ende Januar gaben die VBZ bekannt, wie. Im Rahmen der «Netzentwicklungsstrategie 2040» (NES 2040) wurde das künftige ÖV-Angebot und der dafür nötige Infrastrukturbedarf definiert. Ziel ist es, die Kapazitäten bis ins Jahr 2040 um 40 Prozent zu steigern. Denn nicht nur soll die Stadt Zürich bis dann um 100’000 Einwohnerinnen und Einwohner wachsen, auch sollen 40’000 Arbeitsplätze hinzukommen und das Netto-Null-Ziel erreicht werden.
Die Realisierung dieser Ausbauten wurde in drei Etappen unterteilt. Mobimag stellt im Folgenden die wichtigsten Massnahmen aller Etappen vor und welche Ziele damit erreicht werden sollen. Diese Informationen stammen im Wesentlichen aus dem Schlussbericht der Planungsbüros Rapp und Metron, der am Ende des Artikels heruntergeladen werden kann.
Die Massnahmen der ersten Etappe sind jene, die zuerst umgesetzt werden sollen – zum Teil bereits ab 2025. Die zweite Etappe soll ab 2040 umgesetzt werden, die dritte in den 2050er-Jahren. Werden alle Massnahmen umgesetzt, dürfte dies 1,9 bis 2,5 Milliarden Franken kosten.
Zur ersten Etappe gehören in baulicher Hinsicht neben dem Tram Affoltern und der Tramtangente Nord vor allem die Tramspange Hardturm und die Tramverbindung Bahnhof Altstetten. Damit kann vom Hardturm neu nach Altstetten gefahren werden – und auf der Europabrücke sollen Trams neu die Gleise überqueren können.
- Tram Affoltern: Dieses Tram zwischen Brunnenhof und Holzerhurd wird ab 2026 gebaut und soll Ende 2029 in Betrieb gehen. Es war bereits Bestandteil der vorherigen Netzentwicklungsstrategie. Es ersetzt den 32er-Bus auf dem Abschnitt Bucheggplatz-Holzerhurd. Befahren wird die Strecke nach Affoltern vom Tram 11. Das Tram 15 fährt neu ab Brunnehof bis Auzelg und ersetzt dort das Tram 11. Der 32er-Bus fährt neu nur bis Bucheggplatz, wird aber zunächst nur in den Hauptverkehrszeiten bis zur ETH Hönggerberg verlängert und ersetzt die Verdichtungsfahrten der Buslinie 69.
- Tramtangente Nord: Anschliessend soll in den 30er-Jahren die Tramtangente Nord realisiert werden, also Tramgleise von Affoltern via Regensbergbrücke und Bahnhof Oerlikon nach Bahnhof Stettbach. Damit soll auch das Zentrum Oerlikon gestärkt werden und die Kapazität erhöht werden. Befahren werden soll diese Tramtangente von der neuen Tramlinie «N», die grösstenteils die Buslinien 61 und 62 ersetzen wird.
- Die Buslinie 32 soll nach Inbetriebnahme der Tramtangente Nord ab ETH Hönggerberg bis Waidhof und Mühlacker verlängert werden und dort die Buslinien 37, 61 und 62 ersetzen sowie neue Direktverbindungen in Richtung Langstrasse schaffen.
- Die Tramlinie 9 soll mit der Tramtangente Nord von Altried bis Bahnhof Wallisellen oder Richtung Dübendorf verlängert werden und so eine Direktverbindung aus Schwamendingen nach Wallisellen oder Dübendorf ermöglichen.
- Im Raum Altstetten wird ein neues Buskonzept eingeführt. Die Linie 35 wird vom Bahnhof Altstetten bis Werdhölzli verlängert und ersetzt dort die Linie 78. Diese wird neu nach Heizenholz geführt und ersetzt zwischen Altstetten und Heizenholz die Linie 89. Diese wiederum wird bis Unterengstringen verlängert und ersetzt die Buslinie 304. Damit wird Unterengstringen an eine städtische Buslinie angebunden.
- Die Tramlinie 6 wird ab dem Hauptbahnhof bis Letzigrund und später bis Hermetschloo verlängert, zuerst möglicherweise nur in den Stosszeiten. Damit soll die erwartete Überlastung auf der Badenerstrasse der Linie 2 abgebaut werden.
- Die Tramlinie 4 soll über den Bahnhof Altstetten hinaus nach Hermetschloo verlängert werden. Damit können grosse Teile von Altstetten und der Kreis 5 umsteigefrei verbunden werden.
- Die Tramlinie 8 soll vom Hardturm zum Bahnhof Altsteten Nord verlängert werden.
- Eine neue Tramlinie H soll in den Stosszeiten zwischen Wollishofen via Enge, Bellevue und Hochschulen zum Hauptbahnhof verkehren und mehr Kapazität im Hochschulgebiet bereitstellen.
- Im Süden Zürichs wird das Tramnetz schon ab Ende 2025 neu gestaltet und diverse Linien verkehren auf neuen Strecken. Mehr dazu im separaten Mobimag-Artikel.
- Trolleybuslinien sollen vom Milchbuck zur Universität Irchel verlängert werden, weil dort mehr Beschäftigte und Studierende erwartet werden. Welche Linien betroffen sind, ist noch nicht klar.
In der zweiten Etappe ab 2040 soll der Fokus dann auf dem sogenannten inneren Ring liegen. Zwischen Albisriederplatz und Milchbuck respektive Universität Irchel braucht es mehr Kapazität, zwischen Zürich West und den nördlichen Stadtquartieren soll es neue Verbindungen geben.
Kernstück des inneren Rings ist eine neue Tramverbindung über die Hardbrücke, die entweder via Rosengartenstrasse zur Universität Irchel führt oder unterirdisch via Bahnhof Wipkingen und Schaffhauserplatz zur Universität Irchel.
Konkret sind in dieser Etappe folgende neue Angebote geplant:
- Eine neue Tramlinie «A» soll von Hermetschloo, Altstetten und Flurstarsse her kommend via Hardbrücke, Irchel und Bahnhof Oerlikon nach Seebach verkehren und damit neue Direktverbindungen aus Oerlikon und Seebach in Richtung Kreis 5 und Kreis 9 schaffen und die Innenstadt entlasten.
- Eine neue Tramlinie «B» soll von Triemli via Hubertus und Hardbrücke her kommend via Irchel nach Schwamendingen und Hirzenbach verkehren und damit Direktverbindungen aus Schwamendingen und Hirzenbach in Richtung Kreis 5 und Kreis 9 ermöglichen.
- Die Tramlinie 9 soll ab Talwiesenstrassse via Gutstrasse und Flurstrasse zum Bahnhof Altstetten verkehren und so neue Verbindungen zwischen Albisrieden/Sihlfeld und Innenstadt schaffen. Zudem soll so die Polyzentrik gestärkt werden.
- Die Tramlinie 17 soll vom Bahnhof Wiedikon zum Triemli verlängert werden und auf dem letzten Abschnitt die Linie 9 ersetzen.
Ein sehr grosses Infrastrukturvorhaben steht mit dem Tramtunnel unter dem Hönggerberg dann in der dritten Phase ab 2050 an. Dieser soll den sogenannten «äusseren Ring» schliessen und etwa auf der Höhe Glaubtenstrasse in Zürich-Nord beginnen und vor der Europabrücke in Zürich-West enden. Unterirdische Stationen sind unter der ETH Hönggerberg und unter dem Meierhofplatz geplant.
Die dritte Phase, deren Planung noch am wenigsten weit fortgeschritten ist, sieht folgende neue Angebote vor:
- Die Tramlinie 6 soll von Altstetten kommend durch den Hönggerbergtunnel bis Bahnhof Oerlikon verlängert werden.
- Die Tramlinie 9 soll von Altstetten kommend durch den Hönggerbergtunnel ebenfalls bis Bahnhof Oerlikon geführt werden.
- Die Tramlinie «A» soll von Seebach nach Kloten und weiter bis an den Flughafen geführt werden und den Bus 768 ersetzen.
- Eventuell könnte auch die Limmattalbahn zur ETH Hönggerberg verlängert werden, was eine Direktverbindung aus dem Limmattal zur Hochschule ermöglichen würde.
Die Dokumente zu den Vorhaben können hier abgerufen werden:
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