Obwohl der Verkehr stagniert, will der Bund Autobahnen massiv ausbauen – sorgt er damit für Mehrverkehr? (Abo)

Müssen die Autobahnen weiter ausgebaut werden? Bild: Patrick Federi/Unsplash

Der Bund will die Autobahnen auf verschiedenen Abschnitten in St.Gallen, Bern oder in der Westschweiz ausbauen. Neue Zahlen zeigen aber, dass dort weniger Fahrzeuge unterwegs sind als noch vor wenigen Jahren – und wo neue Spuren gebaut werden, nimmt die Nachfrage stark zu. Deshalb wird die Kritik an den Infrastruktur-Projekten lauter.

von Stefan Ehrbar
2. April 2024


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Es ist nur eine neue Spur pro Richtung auf knapp sechs Kilometern Autobahn, aber die Kosten sind alles andere als bescheiden: Für 253 Millionen Franken will das Bundesamt für Strassen (Astra) die Autobahn A1 beim Grauholz in Bern von sechs auf acht Spuren erweitern. Die tatsächliche Summe dürfte weit höher liegen, denn die Mehrwertsteuer und die Preissteigerungen seit 2020 sind noch nicht berücksichtigt. Zudem soll die Autobahn zwischen Schönbühl BE und Kirchberg BE für weitere 239 Millionen Franken von vier auf sechs Spuren erweitert werden.

Bei anderen Projekten greift die öffentliche Hand noch tiefer in die Kasse. Für einen neuen Rheintunnel der A2 in Basel will das Astra über 2 Milliarden Franken investieren, für die zweite Röhre des Fäsenstaubtunnels in Schaffhausen 470 Millionen Franken. In St.Gallen will der Bund für über 1,3 Milliarden Franken eine dritte Röhre des Rosenbergtunnels erstellen. Diese Projekte hat das Parlament bereits bewilligt. Für den Bypass Luzern wiederum dürften mindestens 1,7 Milliarden Franken fällig werden. Der Bund begründet die Ausbauten auch mit der Zunahme des Verkehrs. Nun stellt sich aber die Frage: Braucht es sie überhaupt?


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Ein Blick auf die jüngsten Verkehrsdaten, die vor wenigen Tagen vom Astra veröffentlicht wurden, zeigt nämlich: Der Verkehr auf den betroffenen Abschnitten wächst kaum noch an. Im Gegenteil: Beim Grauholz waren letztes Jahr weniger Fahrzeuge unterwegs als 2019 und damit dem letzten Jahr vor der Coronakrise – aber auch weniger als 2016, 2017 und 2018. Für die A1 bei St.Gallen stehen keine Daten für 2018 und 2019 zur Verfügung, aber die Messwerte des letzten Jahres waren tiefer als jene der Jahre 2014 bis 2017. Im Reussporttunnel der A2 bei Luzern wurden 2023 weniger Fahrzeuge gezählt als 2018 und 2019. Auf der Schwarzwaldbrücke bei Basel wurde der höchste Wert der letzten zehn Jahre im Jahr 2016 gemessen.

Selbst im Vergleich der letzten zehn Jahre sind die Zunahmen bescheiden – mit Ausnahme von Schaffhausen, wo der Verkehr um 10,1 Prozent zunahm. Auf den anderen Abschnitten legte er hingegen innert zehn Jahren nur im einstelligen Prozentbereich zu und damit deutlich weniger stark als die Mobilität insgesamt oder die Bevölkerungszahl. Mit der Coronakrise lässt sich dies nicht erklären. Diese sorgte in den Jahren 2020 bis 2022 für Rückgänge. Im vergangenen Jahr waren aber keine Massnahmen mehr in Kraft, im öffentlichen Verkehr wurden gar neue Rekordwerte erreicht.


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