Die Zitate der Woche: «Vermeiden, verlagern, verträglich gestalten – das kann ich nicht mehr hören. Das ist eine überholte Lehre»

Hat das Auto in der Stadt eine Zukunft? Bild: Patrick Federi/Unsplash

Jede Woche wirft Mobimag einen Blick auf die wichtigsten Zitate. Dieses Mal mit dem Direktor von Auto Schweiz, der eine Zukunft für das Auto in den Städten sieht, der Voi-Schweiz-Chefin, die Kritik an ihren E-Scootern kontert und einem Luzerner Nationalrat, der wegen dem Durchgangsbahnhof den Bund angreift.

von Stefan Ehrbar
17. Mai 2023

Die Zitate der Woche

Wir sollten mit den vorhandenen Kapazitäten arbeiten, anstatt immer mehr zu bauen. […]Der Kanton sollte das Angebot steuern, anstatt immer nur auf die Nachfrage zu reagieren. […] Stadt und Kanton versuchen es so lange mit dem Stadttunnel, bis die Bevölkerung Ja sagt. […] Viele Politiker wollen bauen, um sich bei ihrer Wählerschaft beliebt zu machen.

Der Bauingenieur Philipp Kissling, früherer Präsident der Zuger Sektion des Ingenieurverbands, zum geplanten Bau von zwei Strassentunnels im Kanton Zug für eine Milliarde Franken (zentralplus.ch)

Es ist bedauerlich, dass im Konzept Romandie 25 gewisse Grundsätze der Bahn 2000 fallengelassen werden. […] Der gute Anschluss vom Jurabogen in Lausanne wurde seit der Einführung des Taktfahrplans 1982 nie infrage gestellt. […] Wer fährt da noch mit dem Zug nach Südfrankreich oder Barcelona?

Hans Meiner, früherer SBB-Mitarbeiter und Mitglied des «Spinnerclubs», der den Schweizer Taktfahrplan konzipierte, zum Fahrplan 2025 der SBB in der Westschweiz (nzz.ch)

Hätten Menschen mit einem Handicap eine gleich starke Lobby wie die Bauern im Parlament in Bern, gäbe es heute keine Fragen, ob die Bushaltestellen alle hindernisfrei sind. Wir sind schwach unterwegs. Wir haben keine Unterstützung. Zudem fehlt den Behindertenorganisationen, namentlich der Procap-Fachstelle für hindernisfreies Bauen, einfach das Personal und das Geld, um wirklich mehr zu bewirken. Im Fall von Procap ist es tragisch, weil man befürchtet, bei einer zu starken Opposition die finanzielle Unterstützung vom Kanton zu gefährden.

Josef Jakober, Rollstuhlfahrer und Geschäftsführer einer Firma für Rehatechnik aus dem Kanton Schwyz zur Umsetzung des Behindertengleichstellungsgesetzes im ÖV in seinem Kanton (luzernerzeitung.ch)

Die Milliarden, die Rösti für neue Autobahnspuren spricht, waren sowieso für die Strasse bestimmt. Der Bahn geht kein Franken verloren. Zudem lebt in der Vergangenheit, wer beim Gedanken an künftige Autobahnen unwillkürlich den Gestank von Abgasen riecht. Bereits 2035 dürften 90 Prozent der neuen Autos einen Elektroantrieb haben, so schätzt es der Branchenverband Swiss E-Mobility. Auf den Autobahnspuren, die Rösti heute fordert, wird es morgen nicht brummen, sondern surren.

Jonas Projer, Chefredaktor der «NZZ am Sonntag», in einem Kommentar zum Autobahnausbau, den Bundesrat Albert Rösti (SVP) forciert (magazin.nzz.ch)

Wir können die Lebensdauer der Gefährte auf fünf Jahre erhöhen. […]  Ein Voi-Scooter produziert in Zürich 29 Gramm CO2 pro Personenkilometer – also etwa gleich viele Schadstoffe wie eine entsprechende Fahrt im ÖV. […] Damit ein friedliches Nebeneinander möglich ist, benötigt es Regulierungen.

Voi-Schweiz-Chefin Katharina Schlittler wehrt sich gegen Kritik an den E-Scootern (blick.ch)

Am Anfang hat sich Bundesrat Rösti noch zurückgehalten. Jetzt zeigt er sein wahres Gesicht als Lobbyist der Strasse. […] Wenn wir Netto-Null erreichen wollen, müssen wir auf den öffentlichen Verkehr und das Velo setzen und nicht Autobahnen ausbauen.

Grünen-Nationalrätin Marionna Schlatter zur Verkehrspolitik von Albert Rösti (magazin.nzz.ch)

In den rot-grünen Städten möchte man das Auto nicht mehr. Wir müssen uns also überlegen, mit welchen Lösungen wir da profitabel dabei sein können. Velos und Trottinetts sind es bisher sicher nicht, damit verdient niemand Geld. Was wären also andere gute Lösungen? […] Vermutlich ist es das Leichtfahrzeug, das kleiner und zweckmässig motorisiert ist. Solche Wege müsste man wohl angehen. Vielleicht ist es aber innerstädtisch auch eine grosse Rolltreppe wie am Flughafen. Möglicherweise auch auf zwei Etagen, dann können auf der oberen Ebene die Velos fahren. Mir fehlen in der Diskussion etwas die innovativen Ansätze. Den mantraartig wiederholten Dreisatz des Städteverbandes – vermeiden, verlagern, verträglich gestalten – kann ich nicht mehr hören. Das ist eine überholte Lehre, die aber alle Verkehrsplaner herunterbeten.

Andreas Burgener, Direktor von Auto-Schweiz, zu seiner Vorstellung von Verkehrspolitik und Autos in Städten (weltwoche.ch)

Das zieht sich wie ein roter Faden durch die ganze Geschichte des Durchgangsbahnhofs Luzern. Das Bundesamt für Verkehr (BAV) und die SBB geben immer wieder Lippenbekenntnisse ab und sagen, das Projekt sei nicht gefährdet. Doch weiterhin fehlt ein klares Bekenntnis, die Probleme beim Knoten Luzern zu lösen. Das verunsichert.

Der Luzerner Mitte-Nationalrat Leo Müller zur geplanten Realisierung des Luzerner Durchgangsbahnhofs in Etappen (luzernerzeitung.ch)

Wir dachten, beim BAV würden alle nötigen Dokumente liegen und die Bewilligungen für die weiteren Teilstücke kämen demnächst. […] Dass die Bewilligung gefälscht war, ist dann aber sehr rasch aufgefallen.

Peter Jans, Vorsteher der Technischen Betriebe der Stadt St. Gallen, äussert sich zur Verzögerung bei neuen Oberleitungen für Busse, die auf eine gefälschte Baubewilligung zurückgehen (tagblatt.ch)

Für den Kanton Zürich ist ein Infrastrukturausbau auf der Bahnlinie Zürich-Aarau im Zeithorizont 2045 bis 2050 richtig und wichtig. Ein solcher Ausbau ist Voraussetzung für weitere Angebotsschritte der bereits heute stark genutzten Zürcher S-Bahn im wachsenden Limmattal.

Die Zürcher Volkswirtschaftsdirektorin Carmen Walker Späh (FDP) zum geplanten Bahntunnel Zürich-Altstetten – Rupperswil, der 7 Milliarden Franken kosten dürfte (limmattalerzeitung.ch)

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