Das Beratungsunternehmen Deloitte hat berechnet, welchen Anteil der Wege in europäischen Städten verschiedene Verkehrsmittel aufweisen. Zürich schneidet beim ÖV besonders gut ab, wird aber von Warschau und Moskau geschlagen. In anderen Bereichen schneiden Schweizer Städte schlechter ab.
von Stefan Ehrbar
30. August 2021
Welche Stadt in Europa hat den höchsten Anteil des öffentlichen Verkehr und den tiefsten des Autoverkehr an den zurückgelegten Wegen? Die Antwort überrascht. Es ist weder Kopenhagen noch Zürich noch Berlin, sondern die russische Metropole Moskau.
Dort werden laut einer Studie von Deloitte 78 Prozent der Wege mit dem öffentlichen Verkehr zurückgelegt. Das ist einsame Spitze: Keine der 16 untersuchten europäischen Städte kommt auf einen ähnlich hohen Wert – und auch keine der Schweizer Grossstädte. Auf Platz zwei folgt beim Anteil des ÖV Warschau mit 47 Prozent, die Bronzemedaille geht an Zürich mit 41 Prozent.
Das zeigt eine Auswertung der Zahlen von Deloitte und der Schweizer Städte durch Mobimag. Die Zahlen von Deloitte beziehen sich auf die Jahre 2020 und 2018, jene der Schweizer Städte auf das Jahr 2015. Zudem gibt es leichte Unterschiede in der Methodik, weswegen die Zahlen nicht eins zu eins vergleichbar sind.
Bei den Schweizer Städten gilt im Wesentlichen die Gleichung: Je grösser, desto höher der Anteil des ÖV und je tiefer der Anteil des Autoverkehrs. Beim Veloverkehr hingegen spielen andere Faktoren eine Rolle: Hier schwingt Basel vor Winterthur und Bern obenaus, Zürich kommt nur auf einen Anteil von 8 Prozent des Velos an den Wegen mit dem Ziel und Start im Stadtgebiet. Die folgende Grafik zeigt die Anteile verschiedener Verkehrsmittel in Schweizer Städten auf:
Während der ÖV, das zu Fuss gehen und das Velofahrern häufig auch von der Politik gefördert werden, versuchen viele Städte Europas, den Anteil des Autoverkehrs zu minimieren.
In der Schweiz ist er in Zürich mit 25 Prozent Anteil an den Wegen am tiefsten. In St. Gallen hingegen wird fast jeder zweite Weg mit dem Auto zurückgelegt.
Im europaweiten Vergleich schneiden die Schweizer Städte in dieser Kategorie hervorragend ab, vor allem, wenn ihre kleine Grösse berücksichtigt wird. In Zürich, Basel und Bern ist der MIV-Anteil bei 30 Prozent oder tiefer. Unter den untersuchten Städten erreichten diese Werte im Deloitte-Ranking nur noch Berlin (30%), Kopenhagen (26%), Moskau (19%) und Paris (25%).
Ebenfalls sehr gut schneiden Schweizer Städte beim ÖV ab. Zürich und Bern gehören mit mit 41 und 38 Prozent zur Spitzengruppe und werden nur noch von Moskau und Warschau übertroffen.
Beim Veloverkehr schneiden Schweizer Städte ebenfalls vergleichsweise und möglicherweise überraschend gut ab. Spitzenreiter Basel rangiert mit seinen 12 Prozent hinter Berlin (13%), Kopenhagen (41%) und Rotterdam (23%).
Für Fussgänger hingegen scheinen andere europäische Städte deutlich attraktiver zu sein. Das erstaunt, sind doch diese Städte deutlich grösser. Der Schweizer Spitzenreiter Zürich kommt auf 26 Prozent – deutlich weniger als Barcelona (42%), Berlin (31%), Oslo (29%) und Paris (46%). Basel, Luzern und St. Gallen mit je 24 Prozent werden zusätzlich von London und Manchester (je 25%) geschlagen, Bern und Winterthur (je 23%) liegen zudem gleichauf mit Lissabon. Die vollständigen Daten finden Sie in untenstehender Grafik.
Schreiben Sie einen Kommentar