So viele Autos könnten E-Bikes ersetzen // Florenz bezahlt fürs Velofahren // Westbahn fährt bald nach Stuttgart

Die Westbahn baut ihre Angebot aus. Bild: Westbahn

Viele Autofahrten finden auf kurzen Distanzen statt. E-Bikes könnten viele davon ersetzen. Ausserdem im Blick aufs Ausland mit Links zu spannenden Geschichten: Florenz bezahlt seine Bürgerinnen und Bürger bald fürs Velofahren – und im internationalen Zugverkehr gibt es Verbesserungen unter anderem dank neuen Westbahn-Verbindungen.

von Stefan Ehrbar
17. Mai 2024

So viele Autos könnten E-Bikes ersetzen

Die meisten Autofahrten finden auf kurzen Strecken von wenigen Kilometern statt. Wenn nur schon ein kleiner Teil davon durch Fahrten mit dem E-Bike ersetzt werden könnte, wären deutlich weniger Autos auf den Strassen unterwegs – mit positiven Folgen für die Verkehrssicherheit, die Lärmbelastung und die Umwelt.

Um den Effekt abschätzen zu können, hat das US-amerikanische Rocky Mountain Institute (RMI) einen sogenannten E-Bike-Calculator entwickelt. Er soll Entscheidungsträgern in Städten helfen, die ökologischen und wirtschaftlichen Vorteile einer Umstellung von Kurzstreckenfahrten vom Auto auf das E-Bike zu quantifizieren.

Über das Tool berichtet vor kurzem das «Momentum Mag». Wie es im Artikel heisst, biete es einen datengestützten Ansatz zur Bewertung des Potenzials von E-Bikes bei der Reduzierung von Emissionen und der Verbesserung der Mobilität in Städten.

Elektroautos seien oft im Fokus der Städte, wenn es um die Reduzierung von Emissionen geht. Dabei werde die Lösung, mehr auf E-Bikes zu setzen, oft übersehen – obwohl diese einen erheblichen Einfluss haben könnten.

Im Artikel wird der Effekt anhand von Berechnungen für die 10 bevölkerungsreichsten Städte der USA ausgeführt. Das RMI habe mit seinem Kalkulator berechnet, welche Folgen es hätte, wenn nur schon 25 Prozent der Autofahrten auf Distanzen von unter 5 Meilen (3,1 Kilometer) durch E-Bike-Fahrten ersetzt würden.

Dies würde demnach den Fahrzeugverkehr in den zehn Städten um durchschnittlich 3 Prozent reduzieren, was einer Verringerung des Fahrzeugbestands um mehr als 388’000 Fahrzeuge entspreche.

Die Nutzer wiederum könnten dadurch jeden Monat insgesamt 91 Millionen US-Dollar einsparen, weil sie weniger Geld für Treibstoffe und die Wartung ihres Autos ausgeben müssten.

Es gibt aber auch einen sozialen Nutzen. «Auch wenn der Rechner dies nicht direkt misst, kann man davon ausgehen, dass die breite Einführung von E-Bikes zu einer verbesserten Gesundheit und wirtschaftlichen Mobilität führen kann», heisst es im Artikel. «E-Bikes können dazu beitragen, die Feinstaubbelastung (PM2.5) und Stickoxide (NOx) in der Luft zu reduzieren, was sich positiv auf die öffentliche Gesundheit auswirkt. Darüber hinaus bieten E-Bikes erschwingliche Transportmöglichkeiten und verbessern die wirtschaftliche Mobilität.»

Florenz bezahlt fürs Velofahren

Die italienische Stadt Florenz will 1,2 Millionen Euro zur Verfügung stellen, um Autofahrer zu motivieren, auf ihrem täglichen Weg zur Arbeit das Auto gegen das Velo einzutauschen.

Darüber berichtete kürzlich das Portal themayor.eu. Das Programm beginnt laut dem Artikel am 3. Juni und wird vorerst ein Jahr lang laufen. Ziel sei es, die Mobilitätsgewohnheiten in Richtung nachhaltigere und gesündere Verkehrsmittel zu lenken. Das Anreizprogramm trägt den Namen «Pedala, Firenze ti premia» («Tritt in die Pedale, Florenz belohnt dich»). Es bietet den Teilnehmenden die Möglichkeit, pro Monat bis zu 30 Euro zu erhalten.

Teilnehmerinnen und Teilnehmer erhalten bis zu 25 Cent pro Kilometer, den sie auf einem Velo innerhalb der Gemeinde Florenz zurücklegen.

«Es ist geplant, auch Pendler zu belohnen, die bereits jetzt das Velo für ihre täglichen Fahrten nutzen», heisst es im Artikel. Diese können bis zu 15 Cent pro Kilometer erhalten. Diejenigen, die sich neu dafür entscheiden, ihr Auto zugunsten dem Velo stehen zu lassen, erhalten damit aber etwas mehr.

Seit dieser Woche können sich Interessenten registrieren lassen. Die Registrierung erfolgt über die Pin Bike App. Nach der Registrierung wird den Velofahrern ein Gerät zugeschickt, das die tatsächliche Nutzung des Velos aufzeichnet.

Der regelmässige Tagesverdienst ist laut dem Artikel nicht der einzige Anreiz. Die Stadt Florenz kündigt an, den 200 Nutzern, die auf der App die meisten Punkte durch verschiedene «tugendhafte Handlungen» sammeln, darunter die Anzahl der mit dem Velo zurückgelegten Kilometer sowie die Teilnahme an Veranstaltungen und Fragebögen, jeden Monat einen Bonus von 100 Euro zukommen zu lassen.

Westbahn fährt bald nach Stuttgart

Der österreichische Bahnbetreiber Westbahn will in Deutschland expandieren. Seit April 2022 fährt der Zugbetreiber fünfmal täglich zwischen München und Wien. Nun will er auch Stuttgart ansteuern. Das berichtet diese Woche das Portal merkur.de.

Demnach will die Westbahn ab Ende des Jahres die Züge nach München zwei Mal täglich nach Stuttgart verlängern. Das sagte laut dem Artikel Westbahn-Manager Thomas Posch. Die Fahrt von München über Augsburg, Günzburg und Ulm soll gut zwei Stunden dauern. Eine attraktive Direktverbindung Wien-Stuttgart existiert bisher nicht.

Die 2011 gegründete Westbahn startete mit Fernverkehrs-Zügen auf der Strecke Wien-Salzburg. Die Verlängerung der Züge via Rosenheim nach München lohnt sich laut Posch: Bei über 120 Millionen Euro Umsatz im Jahr 2023 seien rund zehn Millionen Euro Gewinn abgefallen.

Die Verbindung nach München nutzten demnach im vergangenen Jahre 300’000 Fahrgäste. Die Westbahn will diese Zahl verdoppeln. Allerdings sieht Posch ein Problem: die schlechte Infrastruktur in Deutschland. Seit die Westbahn in Deutschland unterwegs sei, sei ihre Pünktlichkeit von 95 auf 85 Prozent gesunken. Es gebe kaum einen Tag, an dem es kein Problem gebe.

Auf der Strecke nach Stuttgart sollen auch Fahrgäste im Besitz eines Deutschlandtickets von den Westbahn-Zügen profitieren können. Sie sollen einen «deutlichen Rabatt» erhalten. Das Angebot soll noch diesen Monat aufgeschaltet werden.

Eine gute Nachricht für Reisende auf internationalen Zügen kam diese Woche auch von anderer Seite. Im September soll endlich der Aufbau einer neuen einheitlichen Onlineplattform für 22 europäische Bahnen starten, das sogenannte Open Sales and Distribution Model (OSDM). Das berichtet welt.de.

Zu den involvierten Bahnen gehören alle grossen Staatsbahnen, darunter die DB, die ÖBB, die SBB, die SNCF, die PKP und Trenitalia.

«Das neue System soll verlässliche Zugauskünfte, durchgehende Fahrkarten und Reservierungen über alle Grenzen hinweg bieten», heisst es im Artikel. «An der Buchungsplattform haben Bahnbetreiber und andere Reisedienstleister unter Führung des internationalen Eisenbahnverbandes UIC mehrere Jahre geschraubt. Bis der Bahnkunde davon profitiert, wird es aber noch dauern: Die Implementierung des neuen Systems in die Rechner der Bahnen ist auf mehr als ein Jahr veranschlagt. Die Website für den Zugang ist noch nicht bekannt.»

Im Endausbau sollen sämtliche bisherigen Online-Verkaufssysteme von 22 europäischen Bahnen und weiteren Vertriebsunternehmen mit eigenen Buchungsplattformen in das neue System integriert werden. Marco Kampp, bei DB Fernverkehr für das internationale Geschäft zuständig, sagt: «Unser Kunde kann seine Reise in einem übersichtlichen Dialog planen und vorbereiten – so wie er es bei Flügen, Ferienreisen oder Mietwagen gewohnt ist.»

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