Jeden Mittwoch wirft Mobimag einen Blick auf die wichtigsten Ereignisse in der Welt der Schweizer Mobilität der vergangenen Tage. Diese Woche mit Kritik an den Gegner der Margarethenverbindung in Basel, einem Kampf der Lobbyisten um das Basler Herzstück und den Luzerner Durchgangsbahnhof und einem Auto-Vertreter, der eine Lade-Offensive fordert.
von Stefan Ehrbar
12. Juni 2024
BLT-Chef kritisiert Gegner des Margarethenstich
Seite einem Jahr leitet Frédéric Monnard die Baselland Transport AG (BLT). In einem Interview mit der «Basler Zeitung» verteidigt er die Pläne der Regierungen beider Basel, den 2017 vom Baselbieter Stimmvolk abgelehnten Margarethenstich, eine Tramverbindung in Binningen BL, unter dem Namen Margarethenverbindung neu zu lancieren. Dieses Mal würde der Kanton Basel-Stadt die Mehrheit der Kosten tragen. Es gebe kaum ein Projekt schweizweit, das ein annähernd so gutes Kosten-Nutzenverhältnis habe, sagt er. Die Verbindung koste nur noch neun Millionen Franken, der Kanton Baselland müsse weniger als eine Million Franken bezahlen. Die stark befahrene Innenstadt könne entlastet werden und die Leimentaler müssten auf dem Weg zum Bahnhof nicht noch einen Bogen durch die Innenstadt machen. Zwar führe er gute Gespräche mit Kritikerinnen und Kritikern. Aber: «Zugleich muss ich auch sagen: Wo sind denn die umsetzbaren Lösungsansätze der Gegner, die sich so sehr über die Margarethenverbindung aufregen? Da kommt nichts.»
Andreas Burgener will Lade-Offensive
Andreas Burgener war 20 Jahre Direktor des Importeurverband Auto-Schweiz. Nun geht er in den Ruhestand. In einem Interview mit dem SRF hat er sich noch einmal zu seinen wichtigsten Anliegen geäussert. Dazu zählt eine Offensive beim Ausbau der Ladeinfrastruktur für Elektroautos. «Wir brauchen unbedingt Ladestationen zu Hause, aber auch am Arbeitsplatz. Für Mieterinnen und Mieter ist es heute schwierig bis unmöglich, ihr Elektroauto zu Hause aufzuladen», sagt er. «Da in der Schweiz rund 60 Prozent der Menschen zur Miete wohnen, ist das eine schwierige Ausgangslage. Wie soll ich diese Leute überzeugen, ein Elektroauto zu kaufen, wenn sie es einerseits nicht zu Hause laden können und es andererseits immer noch teurer ist als herkömmliche Autos.» Derzeit würden nicht so viele Elektroautos verkauft wie prognostiziert. Auch eine Liberalisierung des Strommarktes, damit Kundinnen und Kunden ihren Anbieter frei wählen können, hält Burgener für eine wichtige Forderung.
Winterthur gegen Stadtklima-Initiativen
Die Stimmberechtigten der Stadt Winterthur haben am Sonntag zwei Stadtklima-Vorlagen abgelehnt: Die «Gute-Luft-Initiative» und die «Zukunftsinitiative». Sie forderten, dass innert zehn Jahren mindestens fünf Prozent der heutigen Strassenfläche zu Baum- und Grünfläche umgewandelt werden muss, die Zukunfts-Initiative wollte weitere fünf Prozent den Fussgängern, Velofahrern und dem ÖV zuschlagen. Angenommen mit 50,3 Prozent Ja-Stimmen wurde hingegen der Gegenvorschlag zur Zukunftsinitiative, auch der Gegenvorschlag zur Gute-Luft-Initiative fand mit 52,9 Prozent Ja eine Mehrheit. Nun müssen bis 2033 40’000 Quadratmeter Strassenraum zu Grünfläche umgewandelt werden, weitere 80’000 Quadratmeter sollen primär für Fussgängerinnen und Fussgänger, Velofahrer und den öffentlichen Verkehr nutzbar gemacht werden. Bis 2040 kommen weitere 40’000 Quadratmeter Grünfläche und 90’000 Quadratmeter für Langsamverkehr und den ÖV hinzu.
Basel und Luzern: Kampf der Grossprojekte
In der nächsten Botschaft zum Bahnausbau, die der Bundesrat voraussichtlich 2026 verabschieden will, werden wegen Nachbesserungen am derzeit laufenden Ausbauschritt 2035 weniger Mittel für neue Grossprojekte zur Verfügung stehen. Die beiden teuersten davon, das Basler Herzstück und der Durchgangsbahnhof Luzern, stehen deshalb in Konkurrenz zueinander. Die «Basler Zeitung» schreibt, dass ein erbittertes Lobbying der Regionen begonnen habe, und zwar bei den Politikerinnen und Politikern, nicht bei den Experten. «Denn Experten hin oder her: Die Politik entscheidet, was gebaut wird.» Dabei falle auf, dass Luzern wesentlich aktiver sei als Basel und auch die grössere Hausmacht hinter sich vereinen könne. Allerdings sei die Uneinigkeit unter Zentralschweizer Parlamentariern grösser als unter den Nordwestschweizern, die sich unisono für das Herzstück aussprechen.
Der Albulatunnel ist eröffnet
10 Jahre dauerte der Bau, am vergangenen Samstag wurde er eröffnet: Der neue Albulatunnel zwischen den Bündner Gemeinden Bergün und Bever. Er ersetzt den über 100 Jahre alten ursprünglichen Tunnel, der nun zum Fluchtstollen für Notfälle umfunktioniert wurde. Der neue Tunnel ist 5,9 Kilometer lang. Fast 250’000 Kubikmeter Material wurden laut SRF für den Bau aus dem Berg gesprengt. Heute sollen die ersten Züge durch den Tunnel fahren, und zwar mit bis zu 120 Kilometern pro Stunde. Jährlich dürften etwa 1,5 Millionen Passagiere die Züge ins Engadin und zurück durch den Tunnel nutzen. Die Baukosten von 407 Millionen Franken übernahm vollständig der Bund. Die Bahnverbindung ins Oberengadin ist eine Strecke unter dem Schutz des Unesco-Welterbe.
Parlament will Bargeld im ÖV
Die ÖV-Branche überlegt sich, bis Mitte der 2030er-Jahre an den Automaten kein Bargeld mehr zu akzeptieren. Denn mit dem Bargeld gehen hohe Kosten einher. Diese Pläne haben nun allerdings die Politik aufgeschreckt. Am Montag hat nach dem Nationalrat auch der Ständerat eine Motion von Manuela Weichelt (Grüne) angenommen. Sie fordert den Bundesrat dazu auf, eine Vorlage auszuarbeiten, die dafür sorgt, dass Verkehrsbetriebe auch in Zukunft Bargeld akzeptieren. Allerdings sieht die Motion auch die Möglichkeit vor, dass dies über den Einsatz von Prepaid-Guthabenkarten geschieht, die beispielsweise an Verkaufsstellen in Bahnhöfen gekauft werden können. Aus diesem Grund unterstützt auch der Bundesrat das Vorhaben.
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