
Der Nachtzug von Amsterdam nach Zürich soll künftig nach Rom weiter geführt werden. Das sagt Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga. Doch wäre eine solche Lösung überhaupt praktikabel? Das sagen die SBB und die Niederländische Bahn zur Idee.
von Stefan Ehrbar
2. Mai 2022
Seit dem 12. Dezember fährt jeden Tag ein Nachtzug von Zürich nach Amsterdam und umgekehrt. Gefahren wird er mit älteren Wagen, welche die SBB bei der deutschen Fahrzeugvermietungsfirma RDC Asset mieten. Von den Nightjet-Kompositionen der ÖBB gibt es nämlich derzeit nicht genug, um auch diesen Nachtzug damit zu bestücken.
Der Zug verlässt Amsterdam jeweils um 20.28 Uhr und kommt in Zürich um 8.05 Uhr an. In Gegenrichtung verlässt er Zürich um 21.59 Uhr und erreicht Amsterdam um 9.59 Uhr.
Nun macht Bundespräsidentin Simonetta Sommaruga (SP) mit einer Aussage zum Zug reden. «Die Niederlande möchten den Nachtzug in die Schweiz bis nach Rom weiterführen», sagt sie in einem Interview mit dem «Blick» vom 25. März. «Wir sind uns mit Holland einig, dass es mit einem einzigen Ticket möglich sein muss, mit dem Railjet von Amsterdam nach Rom zu reisen. Heute ist das im Bahnverkehr leider noch nicht selbstverständlich. Das Single-Ticket soll ein Pilotprojekt und damit Vorbild für die anderen Nachtzüge sein.»
Was ist an diesen Plänen dran – und ab wann könnte eine solche Verlängerung umgesetzt werden?
Die SBB bestätigt zwar, dass die Idee des Zugs von Amsterdam nach Rom einem Wunsch der niederländischen Bahn entspricht. Noch gebe es aber viele Fragezeichen: So würde eine solche Fahrt deutlich länger als eine Nacht dauern. Eine attraktive Verbindung über Zürich könnte vom Laufweg her schwierig sein, weil ein grosser Teil der Fahrt nicht in der Nacht, sondern tagsüber stattfinden würde. Ob sich dafür der ein und derselbe Zug mit dem auf die Nacht zugeschnittenen Rollmaterial eignen würde, ist fraglich. «Die SBB ist auf jeden Fall bestrebt, gemeinsam mit den europäischen Partner den grenzüberschreitenden Bahnverkehr weiter auszubauen. Die SBB kann unterstützen, wenn es einen Nachtzug mit Laufweg durch die Schweiz gibt», sagt Sprecher Reto Schärli.
Nicht konkret wird auch die Niederländische Staatsbahn (NS). «Wir betreiben zwei Nachtzüge von Amsterdam nach Wien und Zürich mit», sagt Sprecherin Anita Middelkoop auf Anfrage von Mobimag. «Natürlich analysieren wir immer weitere Destinationen und Möglichkeiten, das Angebot internationaler Züge zu verbessern. Es ist in diesem Fall aber noch zu früh, um konkrete Angaben zu machen.»
Ein Direktzug von Amsterdam nach Rom scheint also noch in weiter Ferne zu sein, wenn er denn überhaupt je kommt. Immerhin scheint die Zusammenarbeit immer besser zu werden. Das sagt auch Simonetta Sommaruga im Interview. «Züge waren lange eine nationale Angelegenheit», sagt sie dem «Blick». «Man hatte eigene Schienenbreiten und eigenes Rollmaterial. Man hat erst in den letzten Jahren vermehrt angefangen, gemeinsam zu planen. Vieles funktioniert schon gut. Aber es muss noch besser werden.»
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