Kommt der Direktzug Belgrad – Zürich? // Das bringt ein Tempolimit für die Bahn // Dänemark will CO2-freie Inlandflüge

Bald per Direktzug erreichbar? Die serbische Metropole Belgrad. Bild: Nikola Aleksic / Unsplash

Bald schon soll es wieder direkte Züge von Zürich über Ljubljana und Zagreb nach Belgrad geben. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland: Würden die Züge in Deutschland langsamer fahren, wären die positiven Folgen gross, sagen mehrere Forscher – und Dänemark will schon ab 2030 nur noch grüne Inlandsflüge.

von Stefan Ehrbar
7. Januar 2022

Direkte Züge Serbien – Schweiz geplant


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Ab 2023 soll ein täglicher Direktzug von Belgrad über Zagreb und Ljubljana nach Zürich seinen Betrieb aufnehmen. Das berichtet diese Woche die serbische Zeitung «Večernjih Novosti».

Nebojša Bojović von der Universität Belgrad wird damit zitiert, dass die Direktzüge auf der Strecke von Belgrad nach Ljubljana nach einer längeren Pause schon diesen Frühling wieder starten sollen. Zunächst soll auf der Strecke drei- bis viermal wöchentlich ein Nachtzug fahren. Ein solcher sei ideal für Geschäftsreisende geeignet, die nach Slowenien wollten.

Der Preis für eine einfache Fahrt soll nur etwa 20 Euro (umgerechnet 21 Franken) betragen. Zunächst soll die Strecke im Rahmen eines Tests betrieben werden und danach bei genügend Publikumsinteresse in einen dauerhaften Betrieb überführt werden.

Um die Geschwindigkeit der Züge zu erhöhen, wären Ausbauten notwendig. Diese sei derzeit nicht zufriedenstellend. Es seien aber bereits Projekte eingeleitet worden, um die Situation zu verbessern.

Er hoffe, dass im ersten Quartal 2022 eine Linie in Richtung Ljubljana und später eine in Richtung Villach in Österreich eingerichtet wird, wird Bojović zitiert. Im Jahr 2023 sollen dann zwei weitere tägliche Verbindungen auf der Route folgen – eine nur nach Ljubljana, eine andere als Verlängerung weiter nach Zürich. Angelockt werden sollen auch Reisende, die derzeit auf das Flugzeug oder Busse angewiesen sind.


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Um die Pläne umzusetzen, müssten laut Bojović mindestens zwei Lokomotiven angemietet werden, die mit verschiedenen Stromsystemen zurecht kommen, damit sie an der Grenze zu Slowenien nicht zeitraubend gewechselt werden müssten.

Am Projekt sind laut dem Bericht Mitarbeitende der serbischen Eisenbahnen beteiligt. Es hätten bereits mehrere Treffen mit den Zuständigen aus den Nachbarländern stattgefunden.

Zu Zeiten der Republik Jugoslawiens verkehrten zwischen Belgrad und Ljubljana laut der Zeitung fünf Züge täglich.

Braucht es ein Tempolimit für die Bahn?

Die neue deutsche Regierung will den Schienenverkehr stärken. Bis im Jahr 2030 soll die Verkehrsleistung im Personenverkehr verdoppelt werden. Zwischen Metropolen ist ein Halbstundentakt vorgesehen, auch die Verbindungen ins Ausland und zwischen Zentren sollen ausgebaut werden. Der Anteil des Güterverkehrs auf der Schiene soll von 18 auf 25 Prozent steigen.

Eine Gruppe von Verkehrsexperten um den Raumplaner Heiner Moheim, der ein Raumplanungsinstitut leitet und emeritierter Professor der Universität Trier ist, fordert nun eine Harmonisierung der Durchschnittsgeschwindigkeiten der Züge bei etwa 120 Kilometern pro Stunde. Das berichtet das Portal klimareporter.de. Bis 2030 könnte die Kapazität der Bahn damit verdreifacht werden, rechnen sie vor.

Dank der Harmonisierung könnten Züge in einem dichteren Takt und energieeffizienter fahren. Maximal sollen laut dem Konzept noch 200 Kilometer pro Stunde statt wie bisher 300 gefahren werden. Im Gegenzug soll im Fernverkehr mindestens ein Halbstunden-Takt eingeführt werden, auf Hauptachsen wie Hamburg-Hannover oder Berlin-Erfurt sogar ein Zehnminuten-Takt.


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Die Überlegung dahinter: Wenn Fern-, Regional- und Güterverkehre mit ähnlichen Geschwindigkeiten verkehren, kommt es zu weniger Problemen in der Fahrplangestaltung und im Betriebsablauf. Zwar wären Fahrzeiten länger, aber die Reisezeiten dank besseren Reiseketten und dichteren Takten trotzdem kürzer. Der Güterverkehr wäre zudem zuverlässiger und schneller.

Heute würden einige wenige Grossprojekte einen grossen Teil der Investitionen absorbieren. Für das Gesamtnetz würden sie aber wenig bringen, monieren die Forscher. Mit diesem Geld könnten stattdessen in der Fläche mehr Überhol-Gleise, Weichen oder digitale Stellwerke gebaut werden und Konflikte zwischen Güter- und Personenverkehr entzerrt werden.

Im Verkehrsministerium wird der Plan verhalten aufgenommen. Auch von anderer Seite gibt es Kritik. Der baden-württembergische Verkehrsminister Winfried Hermann (Grüne) sagt, eine solche Homogenisierung sei praktisch selten umsetzbar.

CO2-freie Inlandsflüge in Dänemark

Die dänische Regierung will, dass bis zum Jahr 2030 alle Inlandsflüge frei von fossilen Brennstoffen durchgeführt werden. Spätestens 2025 sollen die ersten Flüge mit «grünem» Treibstoff starten, wobei sich die Regierung nicht auf eine konkrete Technologie festgelegt hat. Möglich sind also sowohl synthetische Kraftstoffe als auch batterieelektrisch betriebene Flugzeuge.


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Ob letztere bereits bis 2030 zur Verfügung stehen, ist laut dem Portal electrive.net offen. Zudem werden auch synthetische Kraftstoffe kritisiert, weil der Energiebedarf für ihre Produktion hoch ist. Zudem sind sie noch teuer und werden noch nicht in ausreichend hohem Volumen produziert.

Gänzlich auf Inlandflüge verzichten will die dänische Regierung nicht. Reisen sei Leben, sagte Ministerpräsidentin Mette Frederiksen in ihrer Neujahrsansprache. Man wolle es aber grün machen.

Auch Schweden will einen CO2-freien Inlandflugverkehr. In Norwegen sollen solche Flüge bis 2040 nur noch von elektrisch betriebenen Flugzeugen durchgeführt werden.


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