Flixbus fährt ab der Schweiz wieder an 600 Orte – doch die Reisenden fehlen dem Fernbus-Riesen

Flixbus ist wieder häufiger unterwegs. Bild: SofiLaya / Pixabay

Vor der Krise expandierte Flixbus mit seinem Fernbus-Netz rasant und machte der Bahn auf Strecken wie Zürich – München ernsthafte Konkurrenz. Nun erholt sich das Geschäft mit den günstigen Busreisen langsam – aber die Planbarkeit ist gering, und die Passagiere zögern noch.

18. Oktober 2021
von Stefan Ehrbar

Sie tauchen wieder auf Schweizer Strassen auf, die grünen Busse des Fernbus-Anbieters Flixbus. Am Mittwoch, 29. September fuhren alleine ab dem Halt beim Zürcher Hauptbahnhof 22 Busse des Anbieters ab – nach Rom, Berlin München oder Lyon.

Das ist allerdings wenig im Vergleich zu vor der Krise, als die Busse teilweise im Minutenabstand die Haltestellen in der Schweiz verliessen – von Zürich über St. Gallen und Basel bis Genf. Alleine die Verbindung von Zürich nach München wurde teilweise im Stundentakt angeboten.

Davon ist Flixbus nun weit entfernt. Das Netz sei gegenwärtig zwar nur minimal kleiner als im September 2019 vor der Pandemie, schreibt eine Sprecherin auf Anfrage von Mobimag. Aber: «Die Anzahl der angebotenen Fahrten in die oder aus der Schweiz hat sich im Vergleich zu September 2019 etwas mehr als halbiert. Die Zahl der Fahrgäste liegt aktuell noch deutlich hinter jener von 2019 zurück.»

Derzeit werde ein Streckennetz angeboten, das aus der Schweiz knapp 600 Verbindungen abdecke. Es zeige sich ein stetiger Anstieg der Buchungen. «Die Nachfrage kommt langsam zurück», so die Sprecherin. Aber: «Auch wenn immer mehr Menschen bereits geimpft sind, befinden wir uns jedoch nach wie vor in einer globalen Pandemie, die Reisendenzahlen sind noch nicht auf dem Niveau der Zeit vor COVID-19.»

Die Sprecherin gibt sich optimistisch. «Menschen werden wieder reisen wollen, die Fragen nach einer nachhaltigen Mobilität der Zukunft sind relevanter denn je. Dabei wird auch der Fernbus eine entscheidende Rolle spielen.»

Die verschiedenen Flixbus-Tochtergesellschaften in Europa haben auch während der Coronakrise neue Routen aufgelegt, die durch die Schweiz führen. Das zeigt ein Blick in das TU-Verzeichnis des Bundesamt für Verkehr (BAV), in welchem alle Bewilligungen für grenzüberschreitende Verbindungen verzeichnet sind. 

Dazu gehört etwa eine Verbindung von Zürich nach Lissabon, die seit vergangenem Sommer angeboten wird und laut der Flixbus-Sprecherin «gut angenommen wurde und seither durchgängig am Netz ist». Ebenfalls beantragt wurde von Flixbus Italia eine Verbindung von Genf über Mailand und Verona nach Ljubljana, die allerdings noch nicht angeboten wird. Ebenfalls dieses Jahr bewilligt wurde eine Verbindung von Mailand über Lugano, Winterthur, Kreuzlingen und Strassbourg nach Luxemburg.

Ein Problem von Flixbus bleibt die schlechte Planbarkeit. Flixbus selbst besitzt keine Fahrzeuge, sondern arbeitet mit lokalen Buspartnern zusammen (darunter keine aus der Schweiz). Es werden nur Linien gefahren, die sich auch rechnen – und Verbindungen können mit diesem Modell sehr flexibel eingestellt oder heraufgefahren werden. Aus Sicht des Kapazitätsmanagements ist das von Vorteil für Flixbus und seine Partner. Für Passagiere kann dies aber eine schlechte Planbarkeit bedeuten – und das Risiko von Annullationen und Umbuchungen mit sich bringen.

Daran wird sich so schnell auch nichts ändern. «Aktuell befinden wir uns in der Planung des Schweizer Streckennetzes für nächsten Sommer», schreibt die Flixbus-Sprecherin. «Ob Strecken permanent gestrichen werden, lässt sich zum jetzigen Zeitpunkt nicht sagen. Dass eine Verbindung aus betrieblichen Gründen entfällt, ist möglich, genauso kann sie im nächsten Jahr wieder an das Streckennetz angebunden werden.»

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