BLT-Chef Andreas Büttiker bringt 500 neue Velos und sagt: «Keiner will mehr Fehler machen» (Abo)

BLT-Chef Andreas Büttiker. Bild: BLT

Andreas Büttiker ist Direktor der Baselland Transport AG (BLT). Über 150’000 Menschen nutzen durchschnittlich jeden Tag die Trams und Busse des Unternehmens. Im Interview sagt der 60-Jährige, warum er 500 Velos auf die Basler Strassen stellt, wieso die BLT produktiver ist als die BVB und aus welchen Gründen er am selbst fahrenden Bus zweifelt.

Interview: Stefan Ehrbar

Herr Büttiker, im November haben Sie gesagt, die BLT werde wegen ihrer Reserven keine Bundesgelder in Anspruch nehmen. Ist das mit der erneuten Verlängerung der Corona-Massnahmen immer noch der Fall?
Das galt für das Jahr 2020. Welche Haltung Bund und Kantone im Umgang mit Reserven in Zukunft einnehmen, wissen wir im Moment noch nicht. Die Transportunternehmen wurden aufgefordert, bis Ende April eine angepasste Offerte für das Jahr 2021 einzureichen. Darin werden insbesondere die deutlich tieferen Einnahmen abgebildet.


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Wann rechnen Sie mit einer Rückkehr zu einer Auslastung wie vor Corona?
Das ist differenziert zu betrachten. Ich glaube, dass sich der nationale Freizeitverkehr relativ rasch erholen wird. In den Verbunden haben wir hingegen relativ viele Pendler. Vor allem im städtischen Bereich rechne ich mit einer langsamen Erholung über mehrere Jahre, weil viele Menschen ihr Mobilitätsverhalten umgestellt haben und auf das Velo oder E-Bike umgestiegen sind.

Die BLT transportiert viele Pendler. Gerade die Pharma- und Dienstleistungsbranche setzen stark auf Homeoffice und werden das wohl auch nach der Pandemie tun. Mit welchen langfristigen Effekten auf die Passagierzahlen rechnen Sie?
Die Grenzen von Homeoffice sind offensichtlich. Kreativität, welche nur durch den persönlichen Austausch entsteht, bleibt auf der Strecke. Zudem ist der Mensch ein soziales Wesen. Natürlich wird ein Teil Homeoffice bleiben. Vor allem dürften Sitzungen über Distanz vermehrt per Video erfolgen. Ich bin aber überzeugt, dass die Mobilitätsnachfrage wieder steigen wird. Der Mensch vereinsamt in den eigenen vier Wänden.

Das Velofahren, Sie haben es angesprochen, wird auch dank E-Bikes zur Alternative zum Pendeln mit dem ÖV, gerade jetzt in Coronazeiten. Mit welchem Verlagerungseffekt muss der ÖV langfristig rechnen?
Gerade im städtischen Umfeld dürfte dies einen wesentlichen Einfluss haben. Hinzu kommt, dass die Velowege immer mehr ausgebaut und sicherer werden. Das ist gut so. Als BLT haben wir mit Pick-e-Bike auf diesen Trend reagiert und bieten unseren Kunden integrierte Mobilitätslösungen an.

Wie viel Freude macht die Firma? Wie soll es mit ihr weitergehen?
Pick-e-Bike beflügelt uns. Wir lernen sehr viel und sind überzeugt, dass hierfür eine Nachfrage vorhanden ist. Natürlich wurde wegen Corona das Angebot weniger genutzt. Auch mussten wir feststellen, dass sich dieses Sharing-Modell ohne Unterstützung von Sponsoren und der öffentlichen Hand kaum langfristig finanzieren lässt. Wir sind auf jeden Fall so zuversichtlich, dass wir ein eigenes, sharingtaugliches E-Bike entwickeln liessen und im Mai mit 500 neuen Fahrzeugen auf den Markt kommen.

Die BLT musste Ende 2019 einen Versuch mit selbst fahrenden Bussen zurückstellen. Die Technologie sei noch nicht ausgereift, sagten sie damals. Wann rechnen Sie damit, dass es so weit ist?


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