Die aktuelle Luftfahrt-Übersicht: Neue Wetter-Apps ermöglichen Zugriff auf Echtzeitdaten. Airbus plant, das ZEROe-Programm bis zum Ende des Jahrzehnts zu starten, mit einer Inbetriebnahme im Jahr 2035. Airlines müssen mehr Fluggastdaten mit Behörden teilen.
von Peider Trippi
23. Mai 2024
BA setzt auf Wetter-Apps der nächsten Generation
Heute arbeiten die Flugbesatzungen mit manuell erstellten Wetterberichten. Diese werden von den Wetterbüros der Flughäfen im Laufe des Tages erstellt. Somit arbeiten die Piloten auf einem Langstreckenflug mit teils «veraltetem» Datenmaterial. Mit den neuen Wetter-Apps wird es möglich, in Echtzeit die aktuelle Wetterentwicklung in die Planung der Flugabschnitte im Cockpit und in die Flugplanung am Boden einzubinden.
Dies trägt während dem Flug neben besserem Flugkomfort insbesondere auch zu effizienteren und Treibstoff sparsameren Höhen und Routen bei. So können Schlechtwetterzonen und ungünstige Windverhältnisse frühzeitig und zeitnah erkannt werden.
Die App-Technologie GUIDOR wurde von British Airways mit dem Hersteller SkyConseil so entwickelt und konfiguriert, dass sie genau den Anforderungen des eigenen, umfangreichen Streckennetzes entspricht und Vorteile für den gesamten Kurz- und Langstreckenbetrieb bietet.
Die GUIDOR-App gibt den Piloten der Fluggesellschaft einen optimierten Zugriff auf die Wetterdaten von The Weather Company und einen umfassenden Einblick in die Wetterbedingungen entlang der Flugrouten sowohl vor dem Abflug als auch während des Flugs. Bei weiteren Updates wird die WLAN-Konnektivität an Bord genutzt, um Wetteraktualisierungen während des Fluges in Echtzeit zu erhalten. So kann die Situations-Awareness weiter verbessert werden.
Das Integrated Operations Control Center von British Airways – der operative Knotenpunkt, der für einen reibungslosen Betrieb der Fluggesellschaft sorgt – verwendet die App WSI Fusion bei den Flugplanungsteams. Fusion ist eine globale Echtzeit-Lösung zur Flugverfolgung und bietet einen frühzeitigen Einblick in sich ändernde Flug-, Flughafen- und Luftraumbedingungen. Mit Fusion können Disponenten, Betriebspersonal und Manager den Flugfortschritt mit globaler Flugverfolgung überwachen. Dabei wird die Planung verbessert, indem die Arbeitsabläufe und das Situationsbewusstsein optimiert werden.
Im September 2021 startete British Airways sein Nachhaltigkeitsprogramm BA Better World, mit dem Ziel, Nachhaltigkeit in den Mittelpunkt aller Aktivitäten zustellen, und mit einem klaren Fahrplan, um bis 2050 Netto-CO2-Null-Emissionen zu erreichen. British Airways ist Gründungsmitglied der Airline-Allianz Oneworld, die rund 1.000 Ziele auf der ganzen Welt bedient.
- Mehr zur GUIDOR-App: www.skyconseil.fr/guidor/. Diese Wetter-App ist für Piloten auch bei Apple abrufbar.
- Die WSI Fusion-Beschreibung steht als PDF in Englisch zur Verfügung. https://www.weathercompany.com/wp-content/uploads/2024/01/Fusion-solution-sheet-FINAL.pdf
Airbus ZEROe-Programm geht 2028 an den Start
Airbus hat weitere Details zu seinem ZEROe-Programm bekannt gegeben, das der Hersteller im September 2020 angekündigt hatte. Das Unternehmen erforscht derzeit zwei Wasserstofftechnologien. Einerseits die direkte Verbrennung von flüssigem Wasserstoff und anderseits die Nutzung in einer Brennstoffzelle, um Wasserstoff in Strom umzuwandeln und so als Elektroantrieb zu nutzen.
Zurzeit sind vier ZEROe-Konzepte in der Planung: Ein Kurzstrecken Turboprop-Flugzeug für unter 100 Passagiere und einer Reichweite von 1600 Kilometern. Für den Schub sorgen zwei Hybrid-Wasserstoff-Turboprop-Triebwerke, die achtblättrige Propeller antreiben. Bereits haben Fluggesellschaften wie Wizz Air Interesse an diesem Flugzeug angemeldet (Mobimag berichtete). Das Speicher- und Verteilungssystem für flüssigen Wasserstoff befindet sich hinter dem hinteren Druckschott. Beim ZEROe-Mittelstreckenflugzeug für 150 bis 200 Passagiere und einer Reichweite über 3200 Kilometer sind zwei Hybrid-Wasserstoff-Turbofan-Triebwerken vorgesehen.
Ein gleiches Wasserstoff-Antriebskonzept ist für die Blended Wing Flugzeug angedacht. Der außergewöhnlich breite Innenraum des Blended-Wing-Körpers eröffnet vielfältige Möglichkeiten zur Wasserstoffspeicherung und -verteilung. Hier befinden sich die Flüssigwasserstoff-Speichertanks unterhalb der Flügel des geplanten Mittelstreckenflugzeuges. Als viertes ZEROe-Projekt steht ein elektrisches Kurzstrecken-Flugzeug in Entwicklung. Es basiert auf einem vollständig elektrischen Antriebssystem auf der Basis von Brennstoffzellen.
Airbus erreichte Anfangs 2024 eine Reihe von Technologie- und Testmeilensteinen auf dem Weg zu seinem Ziel, bis 2035 ein wasserstoffbetriebenes Verkehrsflugzeug auf den Markt zu bringen. Viele dieser Meilensteine drehen sich um die Etablierung der Antriebsmittel, entweder über hybride wasserstoffelektrische Brennstoffzellen oder direkte Wasserstoffverbrennung. Airbus hatte 2020 ein Joint Venture mit dem Automobilzulieferer ElringKlinger AG unter dem Namen Airbus Aerostack gegründet. Das baden-württembergische Unternehmen ElringKlinger ist mit 9500 Mitarbeitenden und an 44 Standorten weltweit tätig.
Die beiden Standorte von Aerostack befinden sich in Dettingen/Erms (südlich von Stuttgart) und Taufkirchen (Raum München). Diese Betriebe entwickeln Wasserstoff-Brennstoffzellenstacks als Herzstück eines elektrischen Antriebssystems. Brennstoffzellen-Stacks entstehen durch das Stapeln einzelner Brennstoffzellen in Reihe. Dies ermöglicht eine skalierbare Stromerzeugung. Wasserstoff-Brennstoffzellen erzeugen elektrische Energie direkt aus einer elektrochemischen Reaktion zwischen Wasserstoff und Sauerstoff. Die Zellen sind hocheffizient und erzeugen während des Betriebs keine CO2- oder NOx-Emissionen, sondern nur Wärme und reines Wasser neben Strom.
Sowohl für Wasserstoffverbrennungs- als auch Brennstoffzellenantriebstechnologien sind bereits Demonstratoren gestartet worden. Darüber hinaus wurden in Frankreich, Großbritannien, Deutschland und Spanien spezielle Entwicklungszentren für die Arbeit an kryogenen Tank- und Kraftstoffsystemen (Kryogenie kommt vom griechischen Wort „Kryos“, was „Kälte“ bedeutet) eingerichtet. Das Airbus-Testflugzeug A380 MSN1 übernimmt die Führung beim Testen dieser Technologien, die für die Markteinführung eines wasserstoffbetriebenen Verkehrsflugzeugs von entscheidender Bedeutung sein werden.
Auch die hierzu notwendige Infrastruktur muss aufgebaut werden. So haben Airbus, Avinor, SAS, Swedavia und Vattenfall Anfangs 2024 ein Memorandum of Understanding (MoU) unterzeichnet, um die Machbarkeit einer Wasserstoffinfrastruktur an Flughäfen in Schweden und Norwegen zu untersuchen. Dies auch vor dem Hintergrund, dass die norwegische Kurzstrecken-Fluggesellschaft Widerøe die Indienststellung eines emissionsfreien Flugzeugs als Ersatz der veralteten Dash8-Flotte in den 30er-Jahren plant.
Neue Vorschriften für Fluggastdaten
Im Kampf gegen Terrorismus und schwere Kriminalität müssen Fluggesellschaften künftig mehr Passagierdaten mit den nationalen Behörden in der EU teilen. Durch die neuen Vorschriften wird die Handhabung von vorab übermittelten Fluggastdaten (Advance Passenger Information Data – API-Daten) dahingehend verbessert, dass Fluggäste vor ihrer Ankunft an den Außengrenzen der EU, aber auch bei Flügen innerhalb der EU, überprüft werden können. Da die Maßnahmen eine Ergänzung zur Verarbeitung von Fluggastdatensätzen (Passenger Name Records – PNR) darstellen, werden sie dazu dienen, wirksamer gegen schwere Kriminalität und Terrorismus vorgehen zu können.
Vorab übermittelte Fluggastdaten (API) enthalten Angaben zur Identität aus dem Reisedokument und grundlegende Fluginformationen. Sie werden den Behörden am Ankunftsort vor und nach dem Abflug übermittelt. Die neuen Verordnungen werden es den Strafverfolgungsbehörden ermöglichen, die API-Daten von Reisenden und Fluggastdatensätze zu kombinieren. Bei den PNR-Daten handelt es sich um einen größeren Satz von Fluggast-Reservierungsdaten, die Einzelheiten über die Reiseroute eines Fluggastes sowie Informationen über den Vorgang der Flugbuchung enthalten.
Wenn API- und PNR-Daten zusammen verwendet werden, sind sie besonders wirksam, um Reisende mit hohem Risiko zu identifizieren und das Reiseverhalten verdächtiger Personen zu bestätigen. Auch für die Grenzbehörden werden die vereinbarten neuen Vorschriften von Nutzen sein. Die Grenzbehörden werden einen vollständigeren Überblick über die an Flughäfen ankommenden Reisenden haben, deshalb werden sie in der Lage sein, vor der Landung Vorabkontrollen durchzuführen.
Die am 1. März 2024 erzielte Einigung muss von den Vertretern der Mitgliedstaaten im Ausschuss der Ständigen Vertreter (AStV) bestätigt werden, bevor die Verordnungen vom Europäischen Rat und vom Rat förmlich angenommen werden.
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