Der Schweizer Automarkt durchschritt im Jahr 2021 erneut ein Tal der Tränen. Tesla konnte von der Schwäche der Konkurrenz profitieren und sich in der Verkaufsparade erstmals Rang 1 sichern. Im internationalen Vergleich kommt die Schweiz in Sachen Elektroautos nicht an andere Länder heran – und CO2-Sünder verkaufen sich weiterhin gut.
von Stefan Ehrbar
11. Januar 2022
Das Jahr 2021 war für Schweizer Autohändlerinnen und -händler eines zum vergessen. Das zeigen die letzte Woche veröffentlichten Verkaufsstatistiken von Auto-Schweiz, die von Mobimag ausgewertet und mit europäischen Daten angereichert wurden.
Zwar wurden 0,7 Prozent mehr Autos immatrikuliert als im Jahr 2020, aber mit 238’481 Fahrzeugen gut 23 Prozent weniger als 2019 (311’466). Laut dem Branchenverband Auto-Schweiz liegt das an Lieferschwierigkeiten aufgrund des Mangels an elektronischen Bauteilen bei der Produktion der Fahrzeuge und internationalen Transporteinschränkungen. Tatsächlich mussten Autokäuferinnen und -käufer in der Schweiz im vergangenen Jahr teils monatelang auf einen bestellten Neuwagen warten.
Erstmals belegt mit dem Tesla Model 3 ein Elektroauto den ersten Rang. Mit über 5’000 verkauften Fahrzeugen wurden von keinem anderen Modell so viele verkauft wie vom Elektroauto aus Kalifornien. In absoluten Zahlen konnte das Tesla Model 3 gegenüber 2020 zwar nur um 23 Fahrzeuge zulegen, gleichzeitig wurden aber vom Škoda Octavia 918 Fahrzeuge weniger verkauft als im Vorjahr, womit das jahrelang meistverkaufte Auto der Schweiz auf Platz 2 abrutschte.
Am meisten Plätze gutgemacht hat ein anderes Elektroauto, nämlich das Modell ID.3 von VW. Gegenüber 2020 kletterte der Autobauer aus Wolfsburg um 58 Plätze nach vorne und konnte sein Elektrofahrzeug erstmals in der Top 20 platzieren. Ebenfalls einen sehr grossen Sprung nach vorne machte Hyundai mit seinem Modell Tucson: Der neu lancierte Kompakt-SUV machte 42 Plätze gut und landete 2021 auf Platz 19. Um 20 Plätze nach vorne wiederum rutschte Škoda mit seinem Kleinwagen-Modell Fabia, das neu Platz 17 belegt. In den Top 20 am stärksten verloren hat die GLC-Klasse von Mercedes-Benz: Von Platz 8 im Jahr 2020 ging es auf Platz 16 für das Fahrzeug mit der schlechtesten Klimabilanz in der Top 20. Mit 72 Tonnen CO2 über eine durchschnittliche Lebensdauer ist das Luxusauto für 2,5 mal mehr Emissionen verantwortlich als ein Tesla Model 3.
In untenstehender Tabelle sind die Verkaufszahlen des Jahres 2021, die Platzierungen im Jahr 2021 und die Veränderung gegenüber dem Vorjahr sowie die CO2-Emissionen der Modelle aufgelistet.
Der Anteil der rein elektrischen Autos an den Neuzulassungen lag 2021 mit 13,3 Prozent 5,1 Prozentpunkte über dem Anteil des Vorjahres. Plug-In-Hybride steigerten ihren Anteil um drei Prozentpunkte auf 9,1 Prozent, Mild-Hybride wiederum legten um 8,3 Prozentpunkte auf 21,9 Prozent zu. Insgesamt waren im Jahr 2021 damit 44,3 Prozent der neu zugelassenen Autos zumindest teilweise elektrisch betrieben. Mit nur noch 0,1 Prozent Anteil beinahe keine Rolle mehr spielen hingegen mit Erdgas betriebene Fahrzeuge.
Auch wenn sich Auto-Schweiz in einer Mitteilung rühmt, dass sich die Schweiz damit einen Platz in den Top 10, «vielleicht sogar in den Top 5» Europas bei den alternativen Antrieben erarbeitet habe, zeigt der europaweite Vergleich ein eher ernüchterndes Bild. Das gilt umso mehr für ein wohlhabendes Land wie die Schweiz, in dem sich deutlich mehr Menschen die in der Anschaffung immer noch teureren Elektroautos leisten könnten.
Vergleichszahlen liegen derzeit erst für die ersten drei Quartale vor. In diesen war der Anteil der rein elektrisch betriebenen Fahrzeuge an den Neuzulassungen in Deutschland, Österreich, den Niederlanden, Norwegen und Schweden höher als in der Schweiz, bei den Plug-In-Hybriden lagen Deutschland, die Niederlande, Norwegen, Schweden und Belgien vor der Schweiz. Die Schweiz bewegt sich zwar über dem EU-Durchschnitt, aber der Abstand zu den Vorreitern wie Schweden oder Norwegen ist gross. Dort hatten Elektroautos zuletzt gemäss dem Portal Cleantechnica.com einen Marktanteil von 62,1 Prozent an den Neuzulassungen und Plug-In-Hybride einen von 21,9 Prozent.
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