Zug statt Flug: Der Test in Europa // Zentrum von Glasgow wird autofrei // So wird Fussverkehr gefördert

Das Zentrum von Glasgow soll autofrei werden. Bild: Adam Marikar / Unsplash

Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) ist mit der Bahn durch Europa gefahren. Sein Fazit: Es braucht mehr gemeinsame Planung und bessere Buchungsportale – wobei nicht alle Bahnen schlecht abschneiden. Ausserdem im Blick aufs Ausland: Das Zentrum von Glasgow soll autofrei werden und Paris ist das Mekka der Fussgänger.

von Stefan Ehrbar
10. Dezember 2021

So schneidet die Bahn in Europa ab


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Der Verkehrsclub Deutschland (VCD), der sich «für eine umweltverträgliche, sichere und gesunde Mobilität» einsetzt, hat die Bahn in Europa getestet. Die nationalen Grenzen seien im Fernbahnverkehr deutlich, hiess es an der Vorstellung des Berichts, über welche spiegel.de berichtet. Fehlende Verknüpfungen im Schienennetz und eine fehlende europäische Ticketplattform erschwerten den Umstieg vom Flugzeug und Auto auf die Bahn.

Im Test wurden sechs Strecken inklusive zweier Nachtzugverbindungen ab den grössten deutschen Bahnhöfen nach Rom, Marseille, Amsterdam, Budapest, Stockholm und Danzig untersucht. Analysiert wurden die Fahrzeiten, die Preise der Tickets und die Buchungsmöglichkeiten.


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Am Wochenende seien die Verbindungen meist teurer, heisst es. Für die Buchung rät der VCD vom Buchungsportal der polnischen Staatsbahn PKP ab, dessen Handhabung selbst frusttolerante Fahrgäste verzweifeln lasse. Das Portal von Trenitalia schneidet etwas besser ab, als gute Option genannt werden das Portal bahn.de und die private Plattform Trainline.

Auf vielen internationalen Strecken gebe es bereits gute Bahnverbindungen, aber nötig sei ein vertaktetes europäisches Fernzugliniennetz mit schnellen und lang laufenden Verbindungen, attraktiven Umsteigezeiten und gesicherten Anschlüssen.

«Spiegel.de» berichtet zudem über Verbesserungen im internationalen Verkehr per Fahrplanwechsel. So wird die Beschleunigung von drei täglichen Verbindungen zwischen Zürich und München um 30 Minuten umgesetzt werden können. Zudem gibt es mehr Züge zwischen Hamburg und Kopenhagen oder einen neuen Railjet von Frankfurt via Bodensee nach Wien.


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Glasgow will autofreies Zentrum

Die schottische Metropole Glasgow hat eine autofreie Zone im Stadtzentrum angekündigt, die Teil einer Strategie sein soll, «den öffentlichen Raum den Menschen zurückzugeben».

Wie der «Herald Scotland» berichtet, soll in den nächsten fünf Jahren ein Kernbereich geschaffen werden, der ausschliesslich dem öffentlichen Verkehr vorbehalten ist. In Glasgow gibt es bereits die erste schottische Umweltzone (Low Emissions Zone). Nun wolle die Stadt einen Schritt weiter gehen, wird Stadträtin Susan Aitken zitiert.


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Die autofreie Zone sei ein grosser Schritt. Das Stadtzentrum sei viel zu lange vom Auto dominiert worden. Die autofreie Zone werde in Zusammenarbeit mit den Unternehmen im Zentrum umgesetzt und erfolge schrittweise.

Trotzdem wird Stuart Patrick, der Vorsitzende der Handelskammer Glasgow, damit zitiert, dass er verärgert sei, dass es im Vorfeld der Ankündigung keine Konsultation der Wirtschaft und der breiteren Öffentlichkeit gegeben habe. Eine solche Zone müsse mit Daten unterlegt werden, sonst bestehe die Gefahr, dass es sich um reine Symbolpolitik handle.

Christy Mearns, Stadtratsmitglied der Grünen, sagt hingegen, die Vorschläge müssten so ehrgeizig sein wie möglich, aber es sei wichtig, dass gleichzeitig die Anbindung an den öffentlichen Verkehr verbessert werde und dieser erschwinglich sei.


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Glasgow ist nicht die erste europäische Stadt mit einem autofreien Zentrum. Schon in Brüssel, Kopenhagen oder München sind die Zentren für den Motorisierten Individualverkehr nicht befahrbar.

Warum Paris das Mekka der Fussgänger ist

In einem Interview spricht Roland Stimpel vom deutschen Lobbyverband FUSS e.V. darüber, was Verkehrsplanerinnen und Verkehrsplaner tun müssen, um Städte für zu Fuss Gehende attraktiv zu machen.

Aktive Mobilität müsse deutlich stärker gefördert werden als bisher, sagt Stimpel dem Magazin riffreporter.de. Ein grosser Gewinn wäre schon, wenn nicht immer mehr E-Scooter auf Trottoirs abgestellt würden, sondern diese freigehalten würden, sagt Stimpel.

Ein anschauliches Beispiel sei Paris, die «Fussgängermetropole Europas». Die Hälfte aller Wege werde dort zu Fuss zurückgelegt. Die Bussgelder seien mit 135 Euro (umgerechnet 141 Franken) für das Zuparkieren von Trottoirs deutlich höher als etwa in Deutschland und das werde auch regelmässig kontrolliert. Zudem regle Paris den Parkverkehr sehr konsequent und die Mietstationen für Velos stünden am Fahrbahnrand.


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Zentrales Ziel seines Verbands sei Tempo 30 überall dort, wo Menschen «ungepanzert auf der Fahrbahn unterwegs sind», so Stimpel. Das sei ein immenser Gewinn an Sicherheit für alle. Viele der heutigen Unfälle würden bei der deutlich niedrigeren Geschwindigkeit gar nicht erst passieren und deren Folgen wären nicht so schlimm, sagt Stimpel. Viele Städte würden solche Forderungen aber abwürgen.


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