Barcelona hat einen Plan für den Umbau der Stadt – und das Auto kommt dort kaum vor. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland mit den Links zu spannenden Geschichten: So geht umweltschonende Mobilität auch auf dem Land und das sind die wichtigsten Empfehlungen für angehende Velofahrer.
von Stefan Ehrbar
14. Oktober 2022
So wird Barcelona zur Post-Auto-Metropole
«Barcelona hat einen Plan. Er heisst Barcelona Superblock und ist ein Transformationsplan, der das tägliche Leben in den Mittelpunkt stellt, den Zusammenhalt in den Vierteln fördert und den ökologischen Wandel vorantreibt»: Das schreibt die Verwaltung der katalanischen Metropole auf einer neuen Internetseite.
In einer interaktiven Grafik informiert die Behörde, welche Projekte alles geplant sind. Der Plan ziele darauf ab, eine Antwort auf die soziale, ökologische und wirtschaftliche Krise zu geben, mit der die spanische Millionenstadt konfrontiert sei.
«Das Ziel des Superblock-Modells ist es, die Spielregeln zu ändern, indem Pläne und Projekte entwickelt werden, die uns helfen, eine gesündere, integrativere, vielfältigere und produktivere Stadt zu entwerfen.» Barcelona soll eine Stadt sein, die sich erneuere und an die Bedürfnisse der Zeit anpasse – «eine freundliche und nachhaltige Stadt», heisst es auf der Internetseite.
Der Plan ist in fünf Unterkapitel gegliedert: Umgestaltung des öffentlichen Raums, Verbesserung von Stadtvierteln und Veranstaltungsorten, Reaktivierung von Gewerbe, Förderung der nachhaltigen Mobilität und Aufstockung des bestehenden Wohnungsbestands.
Mit dem Plan sei Barcelona auf dem Weg zur «Post-Auto-Metropole», schreibt die Mobilitätsexpertin Katja Diehl auf Twitter.
Zu den Massnahmen im Bereich Mobilität gehört etwa der Ausbau von Velowegen und Infrastruktur für Fussgänger, ein Ausbau des städtischen Veloverleihsystems Bicing, die Renovierung des Bahnhofs Sants, die Zusammenführung zweier Tramnetzwerke sowie die Erweiterung des Netzes und der Bau eines intermodalen Hubs La Sagrera.
So geht umweltfreundliche Mobilität auf dem Land
Im ländlichen Raum in Deutschland vermissen die meisten Menschen Mobilitätsangebote. Das geht laut dem Portal next-mobility.de aus einer Umfrage des Instituts Civey hervor. Der Naturschutzbund Deutschland hat darum zwölf Massnahmen zusammengetragen, die es auch ländlichen Regionen ermöglichen, valable Alternativen zum Auto zur Verfügung zu stellen. Diese sind zwar auf Deutschland zugeschnitten, dürften aber auch für die Schweiz von Interesse sein.
Konkret werden folgende 12 Massnahmen vorgeschlagen:
- Attraktive Fusswege schaffen – mit sicheren und beleuchteten Fusswegen, ausreichend Sitzgelegenheiten und barrierefreien Wegen.
- Naturverträglicher Ausbau von Mobilitätsnetzen: Darunter werden etwa lärm-, gefahrenfreie und zusammenhängende Strassen für Velofahrer und Fussgänger verstanden. Umwidmung von Strassenraum sei dabei dem Neubau vorzuziehen.
- Förderung von Pedelecs und Cargo-Bikes: Dazu bedarf es neben der Infrastruktur auch sicherer Abstellmöglichkeiten und allenfalls einer finanziellen Förderung und Öffentlichkeitsarbeit.
- Verbrenner durch E-Autos ersetzen: Wichtig sei eine gut ausgebaute Ladeinfrastruktur mit grünem Strom.
- Durch Homeoffice Pendelwege verringern: in ländlichen Räumen sollen laut dem Naturschutzbund Co-Working-Spaces und Homeoffice zum Standard werden.
- Gemeinsames Autofahren und -teilen erleichtern – etwa mit finanziellen Anreizen für Gemeinden und Carsharing-Betreiber.
- Mobilitätsstationen sozial und technisch aufwerten: Bahnhöfe, Haltestellen oder Abstellanlagen könnten mit WLAN, aber auch mit Abstellanlagen für Velos, Zugang zu Carsharing, Cafés, Supermärkten und Arztpraxen aufgewertet und zu Orten des sozialen Miteinanders werden.
- Entscheidungsspielräume für Gemeinden stärken: Sie sollen mehr Spielraum haben, wenn es etwa um die Anordnung von Tempo 30 geht.
- Zersiedlung und Flächenverbrauch stoppen: Hierfür ist eine integrierte Raumplanung zentral. Die Erschliessung an den ÖV sollte von Anfang eingeplant werden.
- Gute Praxis als Vorbild: Um einen Kulturwandel bei der Mobilität einzuleiten, braucht es laut dem Naturschutzbund einen «Wissenstransfer» zwischen Akteuren aus der Wissenschaft, Verwaltung und Praxis, um gute Beispiele weiterzugeben.
- Mobilitätsgarantie für den ÖV einführen: Der ÖV sollte ein verlässliches Angebot zwischen 5 Uhr und Mitternacht bieten. Es braucht mindestens einen Stundentakt und einen Halbstundentakt in die nächstgrössere Ortschaft.
- Mobilitätswende sozial gerecht gestalten: Alle Menschen sollten auch auf dem Land ohne Auto mobil sein können, fordert der Naturschutzbund. Die Teilhabe am gesellschaftlichen Leben sollte daher durch Spartickets oder ein 365-Euro-Ticket für den Regionalverkehr in ganz Deutschland gewährleistet werden.
Das hätten Velofahrer gerne vorher gewusst
Viele Menschen zögern, häufiger Velo zu fahren – etwa, weil sie sich unsicher fühlen, befürchten, dass ihr Zweirad gestohlen werden könnte oder für längere Distanzen ungeeignet ist. Doch wie können diese Hindernisse überwunden werden und welche Tipps und Tricks helfen dabei?
Der «Klimablog» hat sich diesen Fragen angenommen und einige wenige Ratschläge aufgeschrieben, die helfen sollen, den Umstieg aufs Velo zu erleichtern.
Zu diesen Tipps gehört etwa, sich beim Kauf nicht zu sehr von Emotionen leiten zu lassen: Ein Mountainbike kann in der Stadt unbequem sein und Rückenschmerzen verursachen. Ebenfalls weist der Velo-Experte im Beitrag darauf hin, dass viele Hersteller bei nicht sicherheitsrelevanter Ausstattung sparen – etwa bei der Schaltung, Bremshebeln, Satteln oder den Dynamos. Es lohne sich daher eher, ein teureres Velo gebraucht zu kaufen und dafür etwas aufzumotzen.
Zu den weiteren Tipps gehört ein Velokorb für den Transport von Gepäck («ein Rucksack ist die dümmste Option»), mehrere Schlösser für die Sicherheit und der Kauf eines Dynamos für das Licht. Davon gebe es heute schon für wenig Geld fantastische Lösungen, die viel bequemer seien als ansteckbare Lichter.
Der in 10 Punkten unterteilte Artikel gibt ausserdem Tipps zum Thema Sicherheit (etwa, wie eine Klingel für den Verkehr in der Stadt gestaltet sein sollte oder wie man es verhindern kann, in eine sich öffnende Autotüre hineinzufahren), zur Routenplanung zum Training des Gehirns durch das Velofahren. Auch die Frage, wie die eigene Einstellung zugunsten des Velos geändert werden kann, wird beantwortet.
Zur Antwort gehört der Tipp, sich selbst Stress zu nehmen – etwa, in dem man an Kreuzungen langsamer anfährt oder ohne Treten auf rote Ampeln zufährt, um nicht völlig ausgepowert im Büro zu erscheinen.
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