Dreimal mehr Nachfrage dank Günstig-ÖV, Kampagnen-Start für Autobahnausbau und billigere Flüge: Die Nachrichten der Woche

Sollen Autobahnen ausgebaut werden? Bild: Patrick Federi/Unsplash

Jeden Mittwoch wirft Mobimag einen Blick auf die wichtigsten Ereignisse in der Welt der Schweizer Mobilität der vergangenen Tage. Diese Woche mit Benedikt Weibel, der die Bahnreform kritisiert, einer sprunghaft gestiegenen ÖV-Nachfrage in Kreuzlingen nach einer Preissenkung und mehr Gewalt gegen das Personal des Schweizer ÖV.

von Stefan Ehrbar
10. Juli 2024

Tempo-30-Leitfaden in Luzern

Der Kanton Luzern will einen Leitfaden zur Frage erstellen, wo die Signalisierung von Tempo 30 sinnvoll ist und wo nicht. Der Hintergrund ist, dass Analysen des Kantons gezeigt hätten, dass der öffentliche Verkehr je nach Ort von Tempo 30 behindert werde. Zudem gebe es Regeln im Bundesrecht, die der Signalisierung enge Grenzen setzten, denn grundsätzlich gelte innerorts Tempo 50. Deshalb will der Kanton Luzern Regeln zu Tempo 30 auch nicht in einem eigenen Gesetz festschreiben, wie der zuständige Regierungsrat Fabian Peter dem SRF sagt.

Benedikt Weibel: SBB als Planungsbüro

Der ehemalige SBB-Chef Benedikt Weibel kritisiert die Bahnreform, welche die Schweiz seit 1999 umgesetzt hat. Sie sei unterlaufen worden, sagt er im Interview mit CH Media. Wenn es um Ausbauschritte gehe, bestimme der Bund. Die SBB würden dann bloss nachvollziehen. Gemäss Eisenbahngesetz leite und koordiniere das Bundesamt für Verkehr die für die Ausbauschritte notwendigen Planungen. Die SBB sei damit zum Planungsbüro des Bundesamts degradiert worden.  «Ohne Verantwortung zu tragen, steuert das Bundesamt für Verkehr massgebliche Angebots- und Kostenparameter der SBB», sagt Weibel. Die SBB könne damit ihren im SBB-Gesetz vorgesehenen Grundauftrag nicht mehr erfüllen.

Dreimal mehr Bustickets in Kreuzlingen

Seit gut einem halben Jahr kann der öffentliche Verkehr auf dem Gebiet der Thurgauer Stadt Kreuzlingen zum Preis von einem Franken pro Tag genutzt werden. Ein entsprechendes Pilotprojekt läuft vorerst drei Jahre lang. Nun hat die Stadt ein erstes Fazit gezogen. Es fällt positiv aus, wie SRF berichtet. In den ersten drei Monaten hat sich der Billettverkauf laut dem zuständigen Stadtrat im Vergleich zur Vorjahresperiode auf knapp 66’000 Tickets verdreifacht. Keine Zunahme merke man lediglich dort, wo es viele Baustellen gebe, die die Attraktivität des ÖV minderten.

Gewalt im ÖV: Hemmschwelle sinkt

Immer öfter laden Fahrgäste im öffentlichen Verkehr ihren Frust am Personal ab. Wie SRF berichtet, ging etwa unlängst am Basler Claraplatz ein Fahrgast auf einen Tramchauffeur los. Dieser musste ins Spital eingeliefert werden. Für solche Fälle unterhalten die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) seit 15 Jahren ein Careteam. Auch die Baselland Transport AG (BLT) baut nun ein solches auf. Derzeit werden mehrere Mitarbeitende geschult. Sie sollen ab dem nächsten Jahr erste Einsätze leisten, insbesondere auch am Wochenende, wenn der Alkoholkonsum hoch und die Hemmschwelle tief sei. Der Verband des ÖV-Personals Transfair bestätigt, dass die Gewalt im öffentlichen Verkehr zugenommen hat.

Hoffnung auf Autobahn-Staus im Sommer?

Am 24. November stimmt die Schweiz über den geplanten Autobahn-Ausbau ab. Wie «20 Minuten» berichtet, hat der Gewerbeverband bereits seine Kampagne für ein Ja lanciert. Das sei aussergewöhnlich früh, schreibt das Portal – und wirft die Frage auf, ob das Ja-Lager, zu dem auch der TCS oder der Informationsdienst für den öffentlichen Verkehr Litra gehören, von einem Autobahn-Chaos im Sommer profitieren will. Das Komitee verneint dies allerdings. Man wolle die Debatte früh lancieren als eine Art «Vorspeise» für die Haupt-Kampagne, die Ende September starte.

Sommerferien werden teuer

Die Sommerferien dürften teuer werden. Laut einer Erhebung von Generali haben Menschen aus der Schweiz mit durchschnittlich 4000 Franken pro Haushalt zwar das grösste Budget für die Sommerferien zur Verfügung. Im europaweiten Durchschnitt beträgt dieser Wert 2400 Franken. Doch gleichzeitig sind die Preise in vielen beliebten Destinationen wegen der Inflation und gestiegenen Energie- und Rohstoffpreisen nach oben geschnellt, wie CH Media berichtet. Ausnahme seien Flugreisen: Diese seien günstiger geworden. Gemäss einer Auswertung der Reisesuchmaschine Kayak würden die Preise für Flüge ab Schweizer Flughäfen mit Abflug zwischen Anfang Mai und Ende September etwa zwei Prozent unter jenen des Vorjahres liegen.

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