Neue Flugzeuge für die Lufthansa-Gruppe // Czech Airlines gibt auf // Mit easyJet zu den Nordlichtern 🆓

Die beliebten Airbus A340 werden durch moderne und umweltfreundlichere Airbus A350 ersetzt. Bild: P.Trippi-Services

Die aktuelle Luftfahrt-Übersicht: Um Kosten und Emissionen einzusparen, werden die Langstrecken-Flugzeuge der Lufthansa-Gruppe erneuert. Die über hundert jährige Fluggesellschaft Czech Airlines stellt den Betrieb ein. Und: easyJet nutzt den Ferienboom nach Lappland.

von Peider Trippi
15. August 2024


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Lufthansa-Gruppe erneuert Langstreckenflotten

Die Lufthansa kündigte im August an, die kostspielige Komplexität ihrer Grossraumflotte zu reduzieren. Im Rahmen eines Turnaround-Programms sollen alle verbleibenden A330-200 und -300, A340-300 und -600, B747-400 und Airbus A380 bis 2028 ausser Dienst gestellt werden.  Im Zuge der Pandemie wollte die Lufthansa eigentlich diese Flugzeugtypen komplett ausmustern. Doch da sich die Nachfrage stärker erholte als gedacht und sich die Auslieferungen neuer Flugzeuge verspäten müssen die älteren Flugzeugtypen noch im Einsatz bleiben. Auch die Verschiebungen innerhalb der Lufthansa-Gruppe mussten zurückgestellt werden: 2024 sollte Lufthansa endlich die fabrikneuen Boeing B787-9 erhalten, bis zu 17 neue Maschinen wollte man einflotten. Dabei ist geplant, damit die älteren B787 abzulösen und diese dann an Austrian Airlines abzugeben. 


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Diese Ausmusterungen und Verschiebungen werden sich nun bis 2028 hinziehen. Nach und nach werden die älteren Flugzeugtypen von den bestellten 95 Boeing B787-9 und B777-9 sowie Airbus A350-900 und Airbus A350-1000 ersetzt und um gleichzeitig das Angebot auszubauen (laufende Aktualisierungen unter frankfurtflyer.de).

Die Austrian Airlines soll mit dem Einflotten des Flugzeugtyps Boeing B787-9 eine bedeutende Erneuerung erreichen. Damit beginnt die österreichische Fluggesellschaft mit der Modernisierung und Erweiterung ihrer Langstrecken-Flotte. Zu den zwei ersten Boeing B787-9 2024 werden neun weitere von der Holdinggruppe die bestehenden Langstreckenjets der Boeing B777- und B767-Familien bis 2028 schrittweise ersetzen. Die Integration von insgesamt elf Boeing B787-9 Flugzeugen in den nächsten vier Jahren ist ein positives Signal für den Standort Österreich sowie das Drehkreuz Wien.

Die schweizerischen Airlines der Lufthansa-Gruppe, Swiss und Edelweiss, werden ebenfalls ihre bewährten Airbus A340-300 in den nächsten Jahren ersetzen. SWISS setzt einen neuen Meilenstein bei der Modernisierung ihrer Langstreckenflotte und führt ab 2025 sukzessive fünf Flugzeuge des modernen, hochwirtschaftlichen und CO2-effizienten zweimotorigen Typs Airbus A350-900 ein. Die Flugzeuge stammen aus dem Bestellbestand von insgesamt 25 A350-900, den die Lufthansa Group 2019 bei Airbus angelegt hatte. Edelweiss ihrerseits hatte im Herbst 2023 bekannt gegeben, dass sie ab Sommer 2025 sechs gebrauchte A350-900 in Betrieb nehmen wird. Die Flugzeuge stammen von der südamerikanischen Latam, die ihre gesamte A350-Flotte infolge der Pandemie stilllegte (Artikel der Swiss: Vom Kaufentscheid bis zur Auslieferung eines neuen Flugzeugs).

Brussels Airlines nahm im June 2024 ihre zehnte Airbus A330-300 in Betrieb, die aus der Lufthansa Gruppe stammt. Vor vier Jahren ersetzte die belgische Airline schrittweise ihre älteren A330 durch jüngere A330-300 CEO, die ideal auf dem Kernmärkten Nordamerika und Afrika einzusetzen sind. Dabei standardisierte Brussels Airlines auch ihre Triebwerke auf Rolls Royce Trent 700. Die zusätzliche Kapazität des neuesten Flugzeugs ermöglichte es, die Strecke Brüssel-Nairobi, Kenia, wieder aufzunehmen und den Sektor Brüssel-Kigali, Ruanda, auf einen täglichen Service auszuweiten. Mit der Wiedereröffnung von Nairobi steigt die Zahl der Ziele des Unternehmens in Subsahara-Afrika auf 18.

Die Gruppenairline für Ferienflüge, Discover Airlines, betreibt derzeit drei A330-200 und zehn A330-300. Diese Flugzeuge müssen in naher Zukunft ebenfalls ersetzt werden. Noch ist nicht entschieden, ob dies mit Boeing B787 oder Airbus A350 erfolgen wird.

Erhebliche Effizienzsteigerungen

Auch werden diese Flottenerneuerungen innerhalb der Lufthansa-Gruppe erhebliche Treibstoff-Einsparungen ermöglichen. So wird die Boeing B787-9 die gleich grosse A340-300 ersetzen und 30 Prozent weniger Sprit verbrauchen. Der zweimotorige Airbus A350-900 gehört zu den modernsten und sparsamsten Langstreckenflugzeugen überhaupt. Gegenüber der viermotorigen A340-300 erzeugt A350-900 rund 25 Prozent weniger CO2-Emissionen und die Lärmemissionen werden halbiert. Im Schnitt verbraucht der A350-900 nur noch rund 2,5 Liter Kerosin pro Passagier und 100 Kilometer Flugstrecke. 

Czech Airlines verschwindet am Himmel

ČSA wurde am 29. Juli 1923 als staatliches Luftfahrtunternehmen der damaligen Tschechoslowakei mit der Bezeichnung «Československé státní aerolinie» gegründet. Damit ist sie die fünftälteste Airline der Welt, die noch bis heute aktiv ist. In den 1960er und -70er Jahren flog ČSA regelmässig mit ihren Tupolev TU-104 und -124 nach Zürich. Im März 2007 beschäftigte sie 5440 Mitarbeiter. Die seit 101 Jahren bestehende tschechische Fluggesellschaft ČSA, heute Czech Airlines, wird gemäss einem Sanierungsplan im Oktober 2024 mit noch zwei Airbus A320 in ihre Besitzergesellschaft Smartwings aufgehen.  


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Wie die Fluggesellschaft mitteilte, wird ihr Bonusprogramm OK Plus in seiner derzeitigen Form zum 26. Oktober 2024 beendet. Die Verwendung von Meilen für Bonustickets bei Czech Airlines und den SkyTeam-Allianzpartnern ist für Flüge bis spätestens 26. Oktober 2024 möglich. Die OK Plus Mitgliedschaft aller OK Plus Mitglieder wird zum 26. Oktober 2024 ersatzlos gekündigt. Wenn Meilen bis zu diesem Datum nicht verwendet werden, werden sie automatisch gelöscht. diese können im Nachhinein nicht mehr verwendet werden.

ČSA war auf ihrem Osteuropamarkt stark von den Folgen der Krimbesetzung und später der Coronavirus-Epidemie sowie dem Wettbewerb durch Low-cost-Airlines betroffen. Die Fluggesellschaft musste zahlreiche Verbindungen aufgeben. Aufgrund von Verlusten entliess sie im Jahr 2020 300 Mitarbeitende. Im Folgejahr teilte das Unternehmen mit, die restlichen 430 Mitarbeitende zu entlassen und wurde zum Sanierungsfall. Eine Gläubigerversammlung einigte sich 2022 darauf, dass die überschuldete Fluggesellschaft nach einem Plan der Muttergesellschaft Smartwings saniert wird.

Die Smartwings ist zurzeit die grösste tschechische Fluggesellschaft mit Sitz in Prag. Das Unternehmen betreibt auch Tochtergesellschaften in Polen, Ungarn und der Slowakei. Sie bietet Linien- und Charterflüge an, hauptsächlich zu Urlaubszielen, und vermietet die Flugzeuge auch an andere Fluggesellschaften. Ihre Eigentümerin ist Prague City Air, die auch 30 Prozent an der heutigen Czech Airlines hält.

Smartwings wurde 1997 ursprünglich unter dem Namen Travel Service gegründet und konzentrierte sich mit einer Tupolew Tu-154M auf die Durchführung von Charterflügen, hauptsächlich für tschechische Reiseveranstalter. Im Jahr 2004 brachte Travel Service seine Billigflugmarke Smartwings auf den Markt.  Zwischenzeitlich besass Travel Service 98 Prozent von Czech Airlines, welcher im Rahmen einer ersten Umstrukturierung auf 30 Prozent gesenkt wurde. Im Dezember 2018 wurde Travel Service in Smartwings umbenannt, den Namen seiner ehemaligen Low-Cost-Tochter.

2019 hielt die chinesische Investmentgruppe CEFC China Energy einen Anteil von 49,9 Prozent an Smartwings. 2022 transportierte das Billigflugunternehmen über 5,6 Millionen Passagiere und hatte 43 Flugzeuge im Einsatz. Smartwings war die erste Fluggesellschaft überhaupt, die eine Boeing 737 MAX 8 in der Antarktis gelandet hat. Letztes Jahr machte sie 4 Flüge jenseits des südlichen Polarkreises.

Nach der Insolvenz von der Investmentgruppe CEFC wurden die Anteile von CITIC übernommen. Diese CITIC Group, die China International Trust and Investment Corporation, ist ein staatseigenes Finanz- und Investmentunternehmen der Volksrepublik China.  Im Februar 2024 verkaufte CITIC alle Anteile an Smartwings an das tschechische Unternehmen Prague City Air. Prague City Air gehört den Smartwings-Eigentümern Jiri Simane und der Familie Vik. Deren weitere Geschäftstätigkeiten sind die Vermietung und Verpachtung von eigenen oder geleasten Grundstücken, Gebäuden und Wohnungen.

Mit easyJet zu arktischen Zielen

easyJet, die zweitgrösste Fluggesellschaft in der Schweiz und die grösste in Genf, diversifiziert ihr Angebot in die nordischen Länder und kündigt eine neue Linie für 2024 an: Ab dem 6. Dezember wird easyJet während der gesamten Wintersaison Direktflüge von Genf nach Rovaniemi anbieten, mit zwei Flügen pro Woche. Rovaniemi, die Hauptstadt Lapplands, ist bekannt als der offizielle Wohnort des Weihnachtsmanns. Am Polarkreis gelegen, bietet diese malerische Stadt atemberaubende Naturschauspiele mit ihren von Nordlichtern erleuchteten Winternächten. Seit dem Winter 2023 wird auch die finnische Skidestination Kittilä aus den Städten London und Manchester angeflogen.

Das arktische Winterziel Tromsø wird zukünftig von sieben europäischen Grossstädten durch easyJet bedient. Mailand, Genf, Paris, Amsterdam, London (Gatwick), Bristol und Manchester sind alles Städte, von denen im nächsten Winter direkt in die norwegische Stadt des Nordlichts mit der nördlichsten Kathedrale geflogen wird.

Tromsø verzeichnete im Januar 2024 im Vergleich zum gleichen Monat im Jahr 2023 einen Anstieg der Passagierzahlen auf internationalen Flügen um 126 Prozent. Einer der Hauptgründe dafür ist, dass es mittlerweile jede Woche rund 20 Direktflüge durch verschiedene Fluggesellschaften gibt, die Tromsø mit verschiedenen Teilen Europas verbinden. Die Zahl der Flüge hat sich seit 2018 verdoppelt. Um diesem Anstieg des Wintertourismus gerecht zu werden, wird derzeit am Flughafen Tromsø ein neues Terminal gebaut.

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