VW-Chef wirbt fürs Velo // In Deutschland dauern Schienenprojekte lange // Chicago plant grosse Velooffensive

Herbert Diess mit velofahrenden Mitarbeitern. Bild: Linkedin

VW-Chef Herbert Diess schreibt, das Auto habe in den Städten nur eine Zukunft, wenn es genügend Platz für Velos gibt. Ausserdem im wöchentlichen Blick aufs Ausland: Schienenprojekte in Deutschland benötigen sehr viel Zeit – und Chicago plant die grösste Velooffensive seiner Geschichte.


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von Stefan Ehrbar
8. Oktober 2021

VW-Chef wirbt fürs Velofahren

Herbert Diess ist Vorstandsvorsitzender der Volkswagen AG. Der Chef des Automobilkonzerns hat diese Woche nun Partei für ein anderes Verkehrsmittel ergriffen – und damit einige Schlagzeilen gemacht.


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Auf der Businessplattform LinkedIn liess sich Diess mit Mitarbeitern der VW-Werke in Wolfsburg ablichten, die mit dem Velo zur Arbeit fahren. Anlass dafür ist ein Pilotprojekt, das ermöglicht, dass 500 Mitarbeitende bis nah an den Arbeitsplatz im Werk mit dem Velo fahren können.

«Viele unserer Mitarbeiter, die in der Werksumgebung wohnen, würden gerne mit dem Rad statt mit dem Auto zur Arbeit kommen. Noch viele mehr, wenn man mit dem Fahrrad direkt ins Werk bis zum Arbeitsplatz fahren kann», schreibt Diess. «Hoffentlich kann das Pilotprojekt bald erweitert werden, so dass alle Mitarbeiter, die Lust dazu haben, direkt zu ihrem Arbeitsplatz radeln können.»


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Diess äussert sich in seinem Beitrag aber auch grundsätzlicher zur Verkehrspolitik. «Radfahren macht Spaß, ist gesund und gut für die Umwelt. In überfüllten urbanen Zentren wird das Auto – auch das emissionsfreie E-Auto – zukünftig nur dann akzeptiert, wenn das Rad genug Raum im Mobilitätsmix hat», schreibt Diess.

In den Kommentaren wird Diess für die Aussagen mehrheitlich gelobt. Allerdings gibt es teilweise auch Kritik. So schreibt etwa ein Nutzer: «Wollen Sie Autos oder Fahrräder verkaufen? Auch eine Methode die eigene Firma an die Wand zu fahren.»


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Warum brauchen Schienenprojekte in Deutschland lange?

Bis 2030 sollen nach dem Willen der Politik in Deutschland doppelt so viele Menschen auf der Schiene unterwegs sein wie jetzt. Der Anteil der Bahn am Güterverkehr soll zudem von heute 19 auf 25 Prozent steigen. Doch dabei gibt es ein Problem: Schienen-Grossprojekte in Deutschland dauern heutzutage im Schnitt 20 Jahre bis zur Umsetzung, wie das «Handelsblatt» schreibt.

Das Tempo bei Bauprojekten müsse sich deshalb deutlich erhöhen, folgert die Zeitung. Denn mit der heute zum Teil schon überlasteten Infrastruktur könne das Ziel nicht erreicht werden. «Es braucht eine deutliche Beschleunigung der Plan- und Bauverfahren», wird Gerd Landsberg, Hauptgeschäftsführer des Deutschen Städte- und Gemeindebunds, zitiert.


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Die Deutsche Bahn hält gemäss dem Artikel eine Planungs- und Bauzeit von zwölf Jahren für erstrebenswert. Als zentrale Hebel gälten mehr Personal und kürzere Planungsverfahren. Erste Schritte wurden bereits unternommen: So werden Anhörungs- und Planfeststellungsverfahren einheitlich beim Eisenbahn-Bundesamt gebündelt und bei bestimmten Projekten ist kein Planfeststellungsverfahren mehr notwendig, sondern nur noch die Zustimmung des Bundestags.


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Doch das reiche alleine nicht. Auch der Widerstand von Anwohnern und Umweltschützern verzögere Projekte teilweise jahrelang, schreibt die Zeitung. Eine Lösung dafür könnte sein, die Öffentlichkeit früher und aktiver einzubeziehen. Ein zusätzliches Problem sei zudem, dass es zu lange dauere, bis Bahnprojekte finanziert werden. Die Wartezeiten könnten Monate dauern.

Chicago plant Velo-Offensive

Die US-Stadt Chicago hat den grössten Ausbau von Velowegen in ihrer Geschichte angekündigt. Bis Ende 2022 sollen laut dem Chicago Department of Transportation (CDOT) umgerechnet 160 Kilometer neue und verbesserte Velowege entstehen.

Das Vorhaben kostet 17 Millionen US-Dollar (umgerechnet 16 Millionen Franken). Das Ziel sei es, das tägliche Velofahren für Menschen aller Altersgruppen und Fähigkeiten sicher, erschwinglich und bequen zu machen, sagte die bei der CDOT zuständige Kommissarin Gia Biagi.


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Der gleichberechtigte Zugang zu sicheren und erschwinglichen Verkehrsmitteln gilt laut dem CDOT als Schlüssel zur Förderung der wirtschaftlichen Entwicklung und zum Aufbau gesünderer, sichererer und sauberer Gemeinden. Investitionen in die Veloinfrastruktur sind laut der Stadtregierung auch sinnvoll, um die Gesundheit und das Wohlbefinden der Einwohner zu schätzen.

In Chicago hat sich die Zahl der Velofahrer seit dem Ausbruch der Coronakrise fast verdoppelt. Bis am vergangenen Freitag verzeichnete ein Bikesharing-System in der Stadt mit 4 Millionen Fahrten schon mehr Fahrten als im bisherigen Rekordjahr 2019 mit 3,81 Millionen Fahrten – und es verbleiben noch drei weitere Monate.


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