Der Kaffee oder das Mittagessen in den Fernverkehrszügen der SBB werden zum teuren Vergnügen. Die Tochtergesellschaft Elvetino hat vor kurzem erneut die Preise erhöht – nicht zum ersten Mal in den vergangenen Jahren. Den Vergleich mit Restaurants lässt Elvetino nicht gelten. So begründet die Firma die Preissteigerungen.
von Stefan Ehrbar
8. Juli 2024
Wer es am Bahnhof verpasst, eine günstige Verpflegung für die Zugreise einzukaufen, bezahlt das Versäumnis teuer. Denn das Essen in den Speisewagen der SBB-Züge kostet immer mehr. Vor kurzem hat Elvetino, die Gastronomie-Tochter der SBB, die Preise noch einmal erhöht. Der Espresso, das Gipfeli oder das Frühstücksmenü «Muntermacher» kosten seither 30 Rappen mehr als Anfang 2023, der Teller Ghackets mit Hörnli ist mit 22.50 Franken einen Franken teurer geworden, und eine PET-Flasche Henniez-Wasser wird für 20 Rappen mehr verkauft als vor einem Jahr.
Für den Espresso werden nun 5.20 Franken fällig, für ein einzelnes Gipfeli 2.60 Franken und für das Henniez 4.90 Franken. Beeindruckend ist die Preissteigerung seit 2020: Innert nur vier Jahren wurde das Wasser in den SBB-Speisewagen beispielsweise um 40 Prozent teurer. Allerdings wurde die Henniez-Flasche damals laut Angaben der SBB als Teil einer Aktion verbilligt angeboten.
Für andere Produkte gilt das nicht: Das Frühstücksmenu schlug seit 2020 gegenüber dem damals regulären Preis um 20 Prozent auf, der Teller Ghackets mit Hörnli um über 15 Prozent. Zum Vergleich: Gemäss den Konsumentenpreis-Daten des Bundesamtes für Statistik stiegen die Preise in Restaurants und Cafés zwischen Anfang 2020 und Mai 2024 um gerade einmal 8 Prozent.
SBB-Sprecher Bas Vogler sagt, zuletzt seien die Preise nur bei einzelnen Produkten angepasst worden. Eine Zahl, wie stark sich das Sortiment insgesamt verteuert habe, könne deshalb nicht genannt werden. Bei den meisten betroffenen Artikeln seien die Preise um 2 bis 5 Prozent gestiegen, in einem Fall um 10 Prozent. Dafür gebe es drei Gründe. Erstens seien das steigende Personalkosten. Die SBB müssten faire Löhne bezahlen, um die Zufriedenheit und Motivation der Teams zu sichern.
Zweitens seien auch die Warenkosten für die «qualitativ hochwertigen Rohstoffe» gestiegen – etwa aufgrund globaler Marktentwicklungen. Das müsse Elvetino an die Gäste weitergeben. Die Preise seien nur bei Produkten erhöht worden, die auch effektiv von der Teuerung betroffen seien.
Als dritten Grund nennt Vogler wachsende Lieferkosten: Die Kosten für den Transport der Waren hätten sich ebenfalls erhöht. Die Preissteigerungen in den Lieferketten müssten berücksichtigt werden. Der Vergleich mit landesweiten Teuerungsfaktoren sei für Elvetino nur bedingt gültig, weil der Logistik- und Personalaufwand in den Speisewagen viel höher sei als in der stationären Gastronomie.
Dass die Preiserhöhungen in den Speisewagen dazu führen, dass die Reisenden ihre Verpflegung lieber in den Läden oder Restaurants an den Bahnhöfen einkaufen – von deren Geschäftsentwicklung die SBB als Vermieterin dank teils umsatzabhängiger Mieten ebenfalls profitieren –, glauben die SBB nicht. Die Bahngastronomie stehe nicht in Konkurrenz zur Gastronomie in den Bahnhöfen, sagt Vogler. Der Service in den Zügen biete ein Erlebnis für eine angenehme Reise und sei von hoher Qualität.
Zudem würden die SBB das Thema Swissness in den Zügen «sehr ernst» nehmen. «Die in den Speisewagen angebotenen Produkte stammen aus der Schweiz, ebenso wie die Lieferanten», sagt Vogler. Es gebe nur selten Ausnahmen. «Das macht die Suche nach günstigen Produkten schwieriger.»
Die Elvetino verpflegt mit 650 Mitarbeitenden laut eigenen Angaben täglich 14’000 Gäste. Sie bewirtschaftet über 120 Restaurants und Bistros in den Fernverkehrszügen der SBB im Inland und im nahe gelegenen Ausland.
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