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Jeden Mittwoch wirft Mobimag einen Blick auf die wichtigsten Ereignisse in der Welt der Schweizer Mobilität der vergangenen Tage. Diese Woche mit BAV-Chef Peter Füglistaler, der Benedikt Weibel vorwirft, sich völlig verrannt zu haben, neuen Flugräumen für Drohnen und Postauto-Kadern, die ihre Verurteilung nicht akzeptieren.
von Stefan Ehrbar
19. Juni 2024
Staurekord auf Schweizer Nationalstrassen
Im vergangenen Jahr wurden 48’807 Staustunden auf Schweizer Nationalstrassen verzeichnet. Das sind 22,4 Prozent mehr als noch im Jahr 2022, wie das Bundesamt für Strassen (Astra) am Montag mitteilte. Fast 90 Prozent der Staustunden gehen auf Verkehrsüberlastung zurück. Autobahnen, Autostrassen und Nationalstrassen dritter Klasse machen demnach knapp 3 Prozent des gesamten Strassennetzes aus, wickeln aber gut 45 Prozent aller gefahrenen Fahrzeugkilometer ab. Im Jahr 2023 wurden auf dem Nationalstrassennetz 29,6 Milliarden Kilometer zurückgelegt, also 1,5 Prozent mehr als im Vorjahr, wovon 84 Prozent auf Personenwagen entfallen. Dass diese Zahl weniger stark zunahm als jene der Staustunden, zeigt laut dem Astra die Belastungsgrenze des Nationalstrassennetzes auf.
Fertig mit «Bring’s uf d Strass»
Seit 2021 sperrte die Stadt Zürich jeweils in den Sommerferien wechselnde Strassenabschnitte in verschiedenen Quartieren. Diese sollten von der Bevölkerung genutzt werden können – etwa als Spielplatz, Quartiertreffpunkt oder für temporäre Begrünungen. Ende vergangener Woche wurde das Projekt allerdings beerdigt. Eine Wiederholung ist nicht vorgesehen, wie die NZZ schreibt. Die Zeitung zieht ein negatives Fazit: Die Aktion habe Ladenbesitzerinnen und Quartiervereinspräsidenten verärgert, an manchen Orten hätten Einsprachen von Anwohnern die Umsetzung verhindert. Dort, wo es zu einer solchen gekommen sei, sei das Angebot kaum auf Anklang gestossen. Zudem hätten in einer Umfrage fast alle der befragten Gewerbetreibenden von Umsatzeinbussen aufgrund der Sperrungen berichtet.
IGöV fordert Transparenz ein
Die Konsolidierung des Angebotskonzept 2035 ist im vollem Gang. Bereits hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) erste Zwischenresultate veröffentlicht, die zeigen, wo es künftig neue Viertelstundentakte geben wird und wo die Fahrzeiten länger werden. Detaillierte Unterlagen wie die Netzgrafiken fehlen allerdings. Das ärgert die Interessengemeinschaft öffentlicher Verkehr (IGöV), die anlässlich ihrer Hauptversammlung vom vergangenen Samstag Transparenz vom BAV eingefordert hat. Zudem teilte sie mit, dass die Konsolidierung zwar zeige, dass gegenüber dem Stand vor einem Jahr erste Verbesserungen hätten erreicht werden können. Es gebe aber noch immer zu viele Anschlussbrüche und längere Fahrzeiten, besonders in der Westschweiz. Zudem stört sich die IGöV daran, dass weiterhin geplant ist, die Züge nach Österreich über St.Gallen zu führen, was zu einer um 30 Minuten längeren Fahrzeit führen wird.
Bund will U-Space-Lufträume einrichten
Die Zahl der zivilen Drohnen und die Komplexität des Betriebs sind in den vergangenen Jahren stark gestiegen. Wie das Bundesamt für Zivilluftfahrt (Bazl) mitteilt, wird es deshalb immer wichtiger, die Einbindung von Drohnen in den Luftraum zu regeln. Es hat deshalb ab dem 1. August dank Anpassungen im Schweizer Recht die Möglichkeit, sogenannte U-Spaces einzurichten. Dabei handelt es sich um spezielle Lufträume, in denen zugelassene Anbieter von digitalen und hochautomatisierten Drohnen ihre Dienste erbringen können. Diese Räume sollen auch die Planung der Flüge erleichtern und die Sicherheit erhöhen, in dem sie Drohnenpilotinnen und -piloten in Echtzeit Informationen über den Flugverkehr in der Umgebung bereitstellen.
Peter Füglistaler kontert Weibel-Kritik
Der altershalber abtretende Direktor des Bundesamt für Verkehr (BAV) hat in einem Interview mit der «NZZ am Sonntag» die Kritik von Ex-SBB-Chef Benedikt Weibel, Ex-SOB-Chef Guido Schoch und Verkehrsplaner Philipp Morf am derzeit laufenden Bahnausbau gekontert. Weibel hatte diesen 2019 vom Parlament beschlossenen Ausbau als «konzeptlos und gesetzeswidrig» bezeichnet und ein Moratorium gefordert. Es liessen sich ohne Ausbauten 25 Prozent mehr Züge fahren, behauptet die Gruppe. «Benedikt Weibel hat sich völlig verrannt. Er liegt komplett falsch», sagt Füglistaler. Es gebe dank dem Bahninfrastruktur-Fonds keine Finanzierungsprobleme für den Erhalt und Ausbau der Infrastruktur. Wenn man ein Moratorium einführe, verbaue sich der ÖV seine Zukunft. Die Forderung sei «völlig verfehlt». Mehr Züge ohne Ausbauten liessen sich zudem nur realisieren, wenn man den Güterverkehr, der nur innerhalb der Schweiz verkehrt, von der Schiene verdrängt. «Das können sie schon so planen. Aber dann sollen sie doch bitte ehrlich sein und es auch klar sagen», sagt Weibel.
Postauto-Manager ziehen Urteile weiter
Das Bundesamt für Polizei (Fedpol) hat vor kurzem im Zusammenhang mit dem Postautoskandal Strafbefehle geben sieben Beschuldigte erlassen (Mobimag berichtete) – den früheren Postauto-Chef, vier Postauto-Manager, den früheren Post-Finanzchef und einen Verwaltungsrat der Post. Alle sieben Beschuldigten akzeptieren die Strafbefehle allerdings nicht, berichtet CH Media. Sie ziehen die Verfügungen weiter und verlangen eine Beurteilung durch ein Strafgericht. Die Postauto-Manager wurden etwa wegen mehrfachen Leistungsbetrugs schuldig gesprochen, die beiden Post-Manager wegen Unterlassung der Verhinderung des Leistungsbetrugs. Sie wurden zu hohen bedingten und teils unbedingten Bussen verurteilt. Nun übernimmt die Staatsanwaltschaft des Kanton Bern das Verfahren.
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