Kritik an Limmattalbahn, Bund und Kanton, Förderverein für Mybuxi und Hoffnung für St. Galler Tram: Die Nachrichten der Woche

Die Limmattalbahn verkehrt derzeit nur auf einem Teilabschnitt. Bild: AVA

Ab sofort wirft Mobimag jede Woche am Mittwoch einen Blick auf die wichtigsten Ereignisse in der Welt der Schweizer Mobilität der vergangenen Tage. Diese Woche mit lauter gewordenen Kritik an der Limmattalbahn, einem Mangel an Abstellflächen für Züge in der Schweiz und einer Analyse zum Ausmass des Parkplatz-Abbaus in Zürich. 

von Stefan Ehrbar
5. Juni 2024

Förderverein für mybuxi

Mybuxi ist ein Fahrdienst auf Verlangen, der in den Regionen Herzogenbuchsee, Emmental, Gotthard, Belp-Gantrisch und Toggenburg tätig ist. Seit dem Start im Jahr 2019 hat das Mobilitäts-Startup mit seinen elektrischen Minibussen bereits rund 250’000 Fahrgäste transportiert. Sein Ziel ist es, im ganzen ländlichen Raum der Schweiz ein Mobilitätsangebot zu schaffen, das in der Qualität mit städtischen Angeboten mithalten kann. Allerdings gibt es ein Problem: Der Bund hat keine gesetzliche Grundlage, um sogenannte «Flächenbedarfsverkehre» wie mybuxi mitzufinanzieren. Ausnahmen gibt es nur, wenn der Bund solche Angebote bestellt. Deshalb müssten Kantone und Gemeinden solche Dienste finanzieren, aber längst nicht alle Kantone kennen die gesetzliche Grundlage dafür. Deshalb wurde mit der «Association de Promotion mybuxi / Förderverein mybuxi» nun ein Verein gegründet, der den Auf- und Ausbau von Betriebsregionen unterstützen, den Betrieb in defizitären Randregionen unterstützen und die technische Weiterentwicklung mitfinanzieren soll. Gerade in ländlichen Regionen werde Eigeninitiative grossgeschrieben, heisst es als Begründung für die Entstehung des Vereins in einer Mitteilung.

Kritik an der Limmattalbahn

Nachdem zwei von acht Fahrzeugen der Limmattalbahn zwischen Killwangen-Spreitenbach AG und Zürich-Altstetten wegen Unfällen nicht in Betrieb sind, musste die erst 2022 eröffnete Bahn den Betrieb einschränken. Zwischen Schlieren und Zürich-Altstetten verkehren die Trams bis mindestens Ende Juni. Diese Strecke stellt einen Viertel der dreizehn Kilometer langen Bahn statt. Nun wird Kritik laut. «Der direkte Anschluss an den Bahnhof Altstetten, stets ein wichtiges Argument für den Bau der teuren Bahn, funktioniert nicht mehr», schreibt die NZZ. «Der Unfall legt die Schwächen des ÖV-Projekts schonungslos offen. Die Limmattalbahn, vor eineinhalb Jahren mit viel Pomp in Betrieb gegangen, ist ungenügend aufgestellt. Und sie transportiert auch bei weitem nicht so viele Passagiere, wie das die Behörden einst angekündigt haben.» Die Zeitung kritisiert auch den früheren Entscheid des Kanton Zürich und des Bundesamt für Verkehr, den Betrieb «aus politischen Gründen» nicht den Verkehrsbetrieben Zürich (VBZ), sondern der Aargau Verkehr AG zu übertragen. «Hätten damals die VBZ den Auftrag erhalten, wären sie heute problemlos in der Lage, den Ausfall von zwei Fahrzeugen im Limmattal mit anderen Fahrzeugen aufzufangen.»

Zu wenig Abstellgleise für den Bahnausbau

Der Bahnnation Schweiz fehlen die Abstellgleise. Das schreibt der «Blick». «Wir sind am Anschlag», wird Thomas Isenmann zitiert, der Geschäftsführer der Schweizerischen Trassenvergabestelle. Noch könnten alle Wünsche erfüllt werden, aber es gebe Probleme. Man müsse mehr unattraktive Abstellgleise vergeben, die weiter weg vom Bahnhof seien. Wenn immer mehr Züge fahren würden, könnten Anträge künftig auch abgelehnt werden. Das Problem beschäftigt auch die Politik. Grünen-Nationalrat Felix Wettstein will vom Bundesrat wissen, wer für den Ausbau verantwortlich ist. «Ich befürchte, dass der Bund und die Bahnunternehmer gegenseitig aufeinander zeigen. So passiert nichts, und der Bahnausbau ist gefährdet», sagt er. Das Bundesamt für Verkehr werde nun das Angebotskonzept 2035 vertieft betrachten und müsse dafür möglicherweise mit zusätzlichen Infrastrukturen ergänzen.

BLT baut Tramhaltestellen mit Sensoren aus

Die Baselland Transport AG (BLT) saniert derzeit die Tramlinie 11. Wenn diese abgeschlossen ist, werden die Haltestellen nicht nur behindertengerecht sein, sondern auch nur noch bedarfsgerecht beleuchtet werden. Das berichtet die «bz basel». Nachts werde das Licht auf den Perrons und in der Wartehalle auf fünf Prozent gedimmt. Sensoren würden melden, wenn sich Fahrgäste nähern oder ein Tram einfährt. Dann werde das Licht hochgefahren. Einerseits wird laut den BLT damit Strom gespart, weil sich der Energiebedarf um ungefähr ein Drittel reduziert, andererseits werde auch die Lichtverschmutzung reduziert, was die Vielfalt an Insekten schütze. Auch Anwohnende würden weniger gestört.

Kriegt St. Gallen doch wieder ein Tram?

Im Jahr 1957 fuhr das letzte Tram durch die Stadt St. Gallen. Es war Ende des 19. Jahrhunderts eingeführt worden. Wie SRF berichtet, können sich Teile der Politik nun für eine Wiedereinführung des Trams erwärmen. In den Jahren 2012 und 2017 führten der Kanton Machbarkeitsstudien durch. Nun gehe man noch einmal über die Bücher, sagt der zuständige St. Galler Regierungsrat Beat Tinner. Auch die Stadt sei für die Option Tram offen. Der städtische Baudirektor Markus Buschor sagt, man habe Busse in der Stadt unterwegs, die noch etwa zwanzig Jahre lang ihre Leistung erbringen könnten. Dann dürften sie an ihre Grenzen stossen. Darum sei die Stadt offen, die Thematik Tram wieder anzuschauen. Der beschränkte Strassenraum stelle die Stadt vor grosse Herausforderungen, insbesondere weil man sich nach innen entwickeln wolle. Das erwirke mehr Mobilität, weshalb die Entwicklung des öffentlichen Verkehrs so wichtig sei.

So viele Parkplätze verschwanden in Zürich

Derzeit baut die Stadt Zürich für neue Veloschnellrouten viele öffentliche Parkplätze aus – im Kreis 8 sollen etwa 132 Stück für eine 2,5 Kilometer lange Vorzugsroute verschwinden. Der Parkplatzabbau bewegt die Gemüter regelmässig wie kaum ein anderes Thema in der Verkehrspolitik. Die «Limmattaler Zeitung» hat nun analysiert, wie viele Parkplätze in den vergangenen Jahren verschwunden sind. Zwischen 2011 und 2023 sank die Zahl der öffentlichen Strassenparkplätze in der blauen und weissen Zone demnach von 48’967 auf 45’394, also um 3’573. Ein Grossteil davon, nämlich 2’269 Stück, verschwand in den Jahren zwischen 2020 und 2023, was das städtische Tiefbauamt vor allem mit den neuen Velorouten begründet. Der Rückgang erstreckt sich laut der Zeitung über alle Stadtkreise.

1 Comment

  1. Ach mit dem Rückbau der Parkplätze hat maximal 10% der Stadtbevölkerung ein Problem. Mindestens 90% der Leuten ist es entweder egal oder sie finden es gut. Wir sollten aufhören, uns von diesen unter 10% die Themen vorgeben zu lassen und einfach vorwärts machen.

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