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Ab sofort wirft Mobimag jede Woche am Mittwoch einen Blick auf die wichtigsten Ereignisse in der Welt der Schweizer Mobilität der vergangenen Tage. Diese Woche machten unter anderem ein Faktencheck zum Luzerner Tiefbahnhof, ein (zu) einträglicher Zürcher Blitzer und eine Studie der ETH Zürich zur Verdichtung um Bahnhöfe Schlagzeilen.
von Stefan Ehrbar
29. Mai 2024
Regionalbusse deutlich unpünktlicher
Diese Woche hat das Bundesamt für Verkehr (BAV) die Resultate der Qualitätsmessung im Regionalen Personenverkehr (RPV) im vergangenen Jahr veröffentlicht. Besonders bei der Kundeninformation und der Sauberkeit konnten die Transportunternehmen ihre Resultate verbessern. Schlechter sieht es bei der Pünktlichkeit aus. Die Züge im Regionalverkehr waren zu 94,5 Prozent pünktlich unterwegs (Vorjahr: 95,0 Prozent), die Pünktlichkeit der Busse im RPV sank gar von 90,13 auf 89,66 Prozent, wie der «Blick» berichtet. Damit war mehr als jeder zehnte Bus verspätet unterwegs. Überland-Busse und jene am Berg seien dabei deutlich pünktlicher gewesen als Busse in den Agglomerationen. Analysiert wurden 1043 Bus-, 229 Bahn- und 10 Tramlinien.
Der Luzerner Tiefbahnhof im Faktencheck
Muss für den Luzerner Tiefbahnhof wirklich das Seebecken trockengelegt werden? Nein, muss es nicht. Gäbe es günstigere Varianten, die gleich viel bringen würden? Nein, denn auch ein drittes Gleis im Zulauf würde die Kapazität des Bahnhofs nicht erhöhen und keinen 15-Minuten-Takt ermöglichen – und auch ein Doppelspur-Ausbau der Rotsee-Linie für 700 Millionen Franken würde diese Probleme nicht beheben. Muss für den Tiefbahnhof der Torbogen vor dem Bahnhof verschwinden? Ja, das stimmt. Wann kommt der Tiefbahnhof denn endlich? Das weiss niemand so genau. – So lässt sich ein Faktencheck zusammenfassen, den die «Luzerner Zeitung» zum Projekt eines Tiefbahnhofs veröffentlicht hat. Das Projekt gilt als Meilenstein, um die Kapazität der Bahninfrastruktur zu erhöhen und neue Angebote zu schaffen. Ob es den Schritt in die nächste Ausbaubotschaft schafft oder nicht, ist allerdings noch nicht entschieden. Die Konkurrenz ist nämlich gross.
Getöteter Lokführer arbeitete 30 Jahre lang bei SBB
Vor knapp zwei Wochen kam beim Bahnhof Biel ein 63-jähriger Lokführer ums Leben, als er beim Aussteigen aus den Zug geriet, in dem er mitgefahren war. Er verstarb noch auf der Unfallstelle. Wie das «Bieler Tagblatt» nun berichtet, habe der Verstorbene 30 Jahre lang bei der SBB gearbeitet. Sprecher Reto Schärli sagt, der Unfall mache die Bahn sehr betroffen. Sie spreche den Angehörigen das herzliche Beileid aus. Die Sicherheitsuntersuchungsstelle (Sust) hat erste Vorabklärungen getroffen zur Frage, ob eine eigentliche Untersuchung eingeleitet werden soll. Laut Untersuchungsleiter Stefan Lüscher handelt es sich um einen tragischen Unfall, der so noch nie vorgekommen sei.
Langstrasse: Blitzer bringt 4,5 Millionen in vier Monaten
Seit Herbst 2023 ist die Zürcher Langstrasse auf einem kurzen Abschnitt tagsüber autofrei. Seit dem Januar wird die Durchsetzung des Fahrverbots mittels Blitzer forciert, nachdem das Verbot von Autofahrerinnen und Autofahrern zuvor grosszügig ignoriert wurde. Im ersten Monat wurden 17’000 fehlbare Lenker geblitzt, im Februar 10’000, im März 9000 und im April 8300. Das berichtet die NZZ. Verstösse gegen das Fahrverbot kosten 100 Franken. Insgesamt sind damit in vier Monaten Bussgelder in der Höhe von fast 4,5 Millionen Franken zusammengekommen. Daran gibt es nun Kritik. Die GLP-Gemeinderätin Sanija Ameti und SP-Gemeinderat Reis Luzhnica plädieren in einer Anfrage für ein besser sichtbares Wechselsignal. Die Zahl der Bussen sei so hoch, dass sie sich «nicht pauschal mit einer Fahrlässigkeit der Verkehrsteilnehmenden» begründen lasse. Die Erträge seien unverhältnismässig, sagt Ameti der Zeitung. Die Stadt geht derweil von einem Lerneffekt aus und hofft, dass sich die Situation bessert.
Die Rolle der Bahnhöfe bei den Immobilienpreisen
Eine neue Studie der ETH Zürich zeigt, welche Rolle die Bahn bei der Entwicklung der Immobilienpreise spielt. Kurz gesagt zeigt die Analyse der Immobilienpreise im Kanton Zürich, dass die Gegenden rund um Bahnhöfe verdichtet werden. In den neu entstandenen, oft teureren Wohnungen mieten sich überdurchschnittlich oft besser verdienende Menschen ein, die dann wiederum stärker von kürzeren Arbeitswegen und der besseren Infrastruktur profitieren als Menschen mit weniger finanziellen Möglichkeiten. «Haushalte mit tiefem Einkommen profitieren zwar, aber deutlich weniger als Haushalte mit höherem Einkommen», heisst es in einem Artikel von CH Media. «Ihr Anteil an den bahnhofsnah gelegenen Wohnungen nimmt ab, weil sie zwar mehr von diesen Wohnungen bekommen, ihr Zugewinn aber kleiner ist, als der Zugewinn von Haushalten mit mittlerem oder hohem Einkommen. Relativ gesehen verlieren sie.» Besonders hart könne es Haushalte mit tiefem Einkommen treffen, wenn sie schon vor der Verdichtung in Quartieren rund um die Bahnhöfe gelebt hätten. Für solche Haushalte steige die Gefahr, dass ihr Wohnhaus abgerissen wird, sie in der Nähe nichts Neues finden und sie aus ihrem angestammten Quartier wegziehen müssen.
Postauto lockt Touristen weg von Iseltwald
Ein einfacher Holzsteg in der Berner Gemeinde Iseltwald wurde zu einem Touristenmagnet, seit dort eine Schlüsselszene der südkoreanischen Serie «Crash Landing On You» gedreht wurde. Die Gäste aus Asien sind so zahlreich, dass die Gemeinde ein kostenpflichtiges Drehkreuz aufstellte und Postauto neue Expressbusse nach Iseltwald lancierte, die seit neuem auch auf koreanisch angeschrieben sind. Dabei soll es nicht bleiben: Wie Tamedia berichtet, versucht Postauto mit einer Kampagne, südkoreanische Besucherinnen und Besucher für andere, weniger bekannte Orte zu begeistern. Dazu wurde eine Website lanciert, auf der etwa Fahrten über die Pässe Gotthard, Nufenen oder Susten beworben werden. «Wir haben uns für Linien entschieden, bei denen es noch Kapazitäten gibt», sagt Postauto-Sprecherin Katharina Merkle. Im Rahmen einer Veranstaltung Anfang Mai seien knapp zwanzig Leistungsträger aus dem Tourismusbereich über die Massnahme informiert worden. Man gehe nicht davon aus, dass es zu massiven Veränderungen komme.
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