
Das «Bundesgesetz über die Mobilitätsdateninfrastruktur» soll für neue Apps sorgen, die Verkehrsmittel einfach miteinander verknüpfen und Tickets aus einem Guss kaufen lassen. Damit will der Bund neue Nutzer anlocken. Doch die Resultate des yumuv-Tests zeigen: Das wird wohl nichts.
von Stefan Ehrbar
10. Mai 2022
Die Unterlagen zur Vernehmlassung zum neuen «Bundesgesetz über die Mobilitätsdateninfrastruktur» lassen keinen Zweifel offen: «Mobility as a Service» (MaaS) ist die Zukunft – und entsprechende Dienste werden dem öffentlichen Verkehr neuen Schub verleihen.
Der Bund will zusätzlich zur bestehenden Datenbank Nadim (nationale Datenvernetzungs-Infrastruktur Mobilität) zwei neue Infrastrukturen aufbauen, die er selbst betreiben will und die allen Interessierten zu gleichen Konditionen offen stehen sollen.
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Zum einen handelt es sich dabei um eine Datenbank, welche die Verkehrsnetze der Schweiz digital abbildet (Verkehrsnetz CH) und eine weitere, in welche die Mobilitätsdaten von den verschiedenen ÖV-Betrieben, Sharing- und Mobilitätsanbietern eingespielt werden. Diese können dann von App-Entwicklern abgegriffen und für die Erstellung von Apps und anderen Lösungen verwendet werden. Dieser Teil wird MODI genannt («Mobilitätsdateninfrastruktur»).
Insgesamt soll die Vernetzung von Verkehrsträgern erleichtert werden. «Bisher vermitteln Taxibetreiber, Fahrzeugvermieter oder öV-Anbieter ihre Angebote über eigene Kanäle. Es bleibt der Kundschaft überlassen, wie sie diese Angebote für die persönliche Reise sinnvoll kombiniert. Reservation und Bezahlung müssen bis heute für jeden Anbieter separat vorgenommen werden. Das ist eine grosse Hürde für die Nutzerinnen und Nutzer, um wirklich multimodal unterwegs zu sei», heisst es im erläuternden Bericht.
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Die neue Datenbank werde das ändern. «Dank neuen Services von Apps und Plattformen können Wege und Reisen künftig massgeschneidert vernetzt organisiert werden – je nach Ziel, Zeitbudget, Verkehrslage, Wetter, Preis- und Umweltbewusstsein. Gebucht und bezahlt wird einfach und rasch. Individualisierte Angebote – von Tür-zu-Tür und aus einer Hand – erleichtern das Reisen. Schnelleres und angenehmeres Umsteigen wird erleichtert. Zudem lässt sich im Störungsfall rasch eine alternative Route finden. Multimodale Mobilität wird so einfach und komfortabel wie das eigene Fahrzeug», verspricht der Bund.
Damit werde die Einstiegshürde zur Nutzung des ÖV gesenkt, die Mobilitätsversorgung in Randregionen und -zeiten verbessert, die Infrastrukturen und Fahrzeiten würden effizienter genutzt und die Innovation werde gestärkt.
Mehr Informationen zum neuen Gesetz, dessen Vernehmlassung vor einer Woche zu Ende ging, finden sich im erläuternden Bericht (als PDF-Dokument unter diesem Link) und im Gesetz (als PDF-Dokument unter diesem Link). Noch sind die Rückmeldungen nicht ausgewertet. Akteure wie myBuxi iwiesen zuletzt darauf hin, dass die Neutralität des Betreibers der Datenbanken streng gewährleistet werden müsse. «Nicht akzeptabel wäre es, wenn ein Akteur die MODI betreiben würde, der selbst Betreiber oder dominanter Vermittler von Mobilitätsleistungen ist», schreibt der Rufbus-Anbieter auf LinkedIn.
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Die MaaS-Pläne des Bundes tönen einleuchtend: Apps, mit der sich vom Mobility-Auto bis zum Stadtbus und zum E-Scooter alle Verkehrsmittel mit einem Klick buchen lassen, die je nach Wetter und Verkehrslage die schnellste und bequemste Route vorschlagen und das auch noch mit voller Preistransparenz – das könnte tatsächlich viele überzeugen.
Ein erster Test zeigt aber, dass diese Erwartungen wohl überzogen sind.
Eine ähnliche App namens «yumuv» testeten die SBB, die Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ), Bernmobil und die Basler Verkehrs-Betriebe (BVB) zwischen 2020 und 2021. Sie beinhaltete einen Routenplaner, der alle Verkehrsmittel berücksichtigte und die Möglichkeit, neben ÖV-Tickets auch Mobility-Autos, E-Scooter und E-Bikes direkt aus der App hinaus zu buchen und zu benutzen. Bestehende ÖV-Abos wie das GA konnten hinterlegt werden.
Die ETH Zürich hat den Versuch wissenschaftlich begleitet. Ende 2021 hat sie einen ausführlichen Studienbericht verfasst. Die Resultate lassen aufhorchen.
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