Im Dezember wird die Limmattalbahn von Killwangen-Spreitenbach AG nach Zürich-Altstetten eröffnet. Sie folgt auf die Verlängerung des Tram 2 nach Schlieren. Die Region boomt. Das Wachstum zwingt die Verkehrsbetriebe Zürich bald zum Handeln. Sie denkt deshalb über eine neue Tramlinie nach.
von Stefan Ehrbar
10. August 2022
Seit dem September 2019 verkehrt die Tramlinie 2 der Verkehrsbetriebe Zürich (VBZ) nicht nur an die Stadtgrenze, sondern darüber hinaus nach Schlieren. Im Dezember folgt mit der Limmattalbahn (LTB) ein weiteres Tram, das aus dem Limmattal in die Stadt Zürich fährt. Die LTB wird im 15-Minuten-Takt vom aargauischen Killwangen-Spreitenbach bis an den Bahnhof Zürich-Altstetten verkehren und teilt sich zwischen Schlieren und Zürich Farbhof das Trasse mit dem 2er-Tram.
Mehr als genug Kapazität für diese Strecke, würde man meinen – doch dem ist nicht so oder zumindest nicht mehr lang. Denn die Verlängerung des 2ers hat das Tram sehr attraktiv gemacht für Pendler aus Schlieren, die in der Stadt arbeiten. Aber auch als Verbindung von Altstetten in die Innenstadt wird das Tram immer populärer – auch, weil Zürich-Altstetten sehr schnell wächst.
Der Kreis 9, der sich aus Altstetten und Albisrieden zusammensetzt, zählte Ende 2021 über 57’000 Einwohner und hat damit in nur zehn Jahren um knapp 7’300 zugelegt. Altstetten gehört neben Oerlikon zu den «Stadtzentren der Zukunft», in denen ein grosser Teil des künftigen Wachstum stattfinden soll, wie Frank Argast, Leiter Raumentwicklung und Planung beim Amt für Städtebau unlängst in einem Interview sagte. Das Limmattal wiederum gehört sowieso zu den dynamischsten Regionen des Kanton Zürich.
Wie also soll das künftige Verkehrswachstum aufgefangen werden? Eine Verlängerung der Limmattalbahn in Richtung Stadtzentrum scheidet aus. Nicht nur stimmt das Taktgefüge nicht mit dem städtischen überein, was Umsteigeverbindungen erschweren würde, auch hat sich der Zürcher Verkehrsverbund (ZVV) bereits im Vorfeld dagegen ausgesprochen. Die LTB-Pendler sollen in Zürich-Altstetten oder am Farbhof auf die S-Bahn, andere Tram- oder Buslinien wechseln.
Eine mögliche Lösung ist die Einführung einer neuen Tramlinie oder die Verlängerung einer bestehenden. Wie Mobimag weiss, wälzen die VBZ entsprechende Pläne.
Bereits im Oktober 2020 sagte der damalige VBZ-Direktor Guido Schoch im Interview mit der NZZ angesprochen auf überfüllte 2er-Trams: «Über kurz oder lang müssen wir den Takt beim Zweier verdichten».
Zumindest zu Stosszeiten soll eine weitere Tramlinie die Badenerstrasse erschliessen. Auf dem Abschnitt Stauffacher-Albisriederplatz verkehren dort mit der Tramlinie 2 und 3 bereits zwei Linien, aber auch auf dem Abschnitt ab dem Albisriederplatz stadtauswärts braucht es bald Verstärkung. Eine vergleichsweise einfache Möglichkeit wäre die Verlängerung des Tram 10 vom Flughafen an den Hauptbahnhof.
Diese war in einem früheren Zielbild der VBZ schon enthalten. Zurzeit stehen aber zu wenige Fahrzeuge dafür zur Verfügung. Ebenfalls angedacht war, dass eine Tramlinie des Rosengartentrams bis zum Farbhof hätte führen sollen, doch das Milliardenprojekt, das auch einen neuen Autotunnel unter der Rosengartenstrasse vorsah, wurde von der Stimmbevölkerung des Kanton Zürich im Februar 2020 versenkt.
In der Strategie Züri-Linie 2030 sei vorgesehen, die Linie 10, die heute beim Hauptbahnhof endet, zumindest bis zur Kalkbreite zu verlängern, sagt VBZ-Sprecher Leo Herrmann. Der neuste Stand dieses Vorhabens werde spätestens in der Netzentwicklungsstrategie 2040 konkretisiert, die voraussichtlich nächstes Jahr veröffentlicht wird.
Wie Mobimag erfahren hat, könnte die Tramlinie 10 etwa bis Kappeli verlängert werden, wo bei der VBZ-Zentralwerkstäte eine Wendemöglichkeit besteht. Anders als die LTB-Fahrzeuge sind die Zürcher Trams keine Zweirichtungsfahrzeuge und benötigen eine Wendeschleife am Ende ihrer Strecke. Eine Umsetzung könnte gegen 2030 erfolgen.
Die VBZ wollen sich nicht in die Karten blicken lassen. «Die Badenerstrasse ist eine stark frequentierte Strecke», sagt Herrmann. «Innerhalb der VBZ gibt es verschiedene Überlegungen, wie wir unser Angebot – dort wie auch andernorts – weiter verbessern können.» Zum momentanen Zeitpunkt könnten die VBZ aber bezüglich einer allfälligen neuen Tramlinie keine Aussage machen.
Schreiben Sie einen Kommentar