Die neue Airline Riyadh Air // Die Partnerschaft von Emirates und flydubai // Etihad Airways mit Ausbauplänen

Der Verwaltungsrat von Riyadh Air mit ihrer Hoheit Prinzessin Haifa bint Mohammed Al Saud vor der ersten, geleasten Boeing B787-9 Dreamliner anlässlich einer nationalen Feier der neuen Fluggesellschaft. Bild: Riyadh Air

Die aktuellsten Luftfahrt-Nachrichten aus Nahost: Der Expansionsdrang der Fluggesellschaften im Nahen Osten ist ungebrochen, dies mit Investitionen von über 100 Milliarden US-Dollar. In Saudi-Arabien wird die neue Fluggesellschaft Riyadh Air im kommenden Sommer abheben. Wir schaffen einen Überblick.

von Peider Trippi
5. Dezember 2024

Riyadh Air geht an den Start

Seine Königliche Hoheit Kronprinz Mohammed bin Salman bin Abdulaziz, Premierminister und Vorsitzender des Public Investment Fund (PIF), kündigte im Frühling 2023 die Gründung von Riyadh Air als PIF-Unternehmen an. PIF ist der Staatsfond von Saudi-Arabien. Er gehört zu den grössten Staatsfonds der Welt mit einem geschätzten Gesamtvermögen von 925 Milliarden US-Dollar. Er wurde 1971 zum Zweck der Geldanlage aus dem Oelgeschäft im Auftrag der Regierung von Saudi-Arabien gegründet. Damit sollen Projekte von strategischer volkswirtschaftlicher Bedeutung, unter anderem im Tourismus, finanziert werden.

Riyadh Air, die im nächsten Sommer an den Start gehen will, soll bis 2030 mehr als 100 Ziele anfliegen und 100 Millionen Besucher erreichen, um die saudische Hauptstadt Riad zu einem Drehkreuz für weltweite Reisen zu machen und Geschäfts- und Freizeitbesuche im Königreich zu fördern. Riyadh Air wird eine digital geführte Full-Service-Fluggesellschaft sein, die sich der Nachhaltigkeit verschrieben hat und damit die transformativen Projekte Saudi-Arabiens im Rahmen der Vision 2030 widerspiegelt.

Gemäss Aussagen der Fluggesellschaft soll ein neuer Massstab an Details in das Gästeerlebnis eingebracht werden. Auch will sie eine Technologie einsetzen, die bisher in der Branche unerreicht ist, das heisst digitale Bordunterhaltungssysteme und Konnektivitätslösungen der nächsten Generation. Und weiter «Die Markenidentität fängt das Erbe des Königreichs ein und ist gleichzeitig modern und zukunftsorientiert». Das Ziel besteht darin, auf dem neuesten Stand der Technik zu sein und digitale Innovationen an jedem Passagier-Kontaktpunkt zu ermöglichen.

Um diese Versprechen einzulösen schloss Riyadh Air im März 2023 mit Boeing einen Rahmenvertrag für eine Langstreckenflotte von bis zu 72 Boeing 787-9 Dreamliner ab. Die ersten Auslieferungen der ersten Bestellung für 39 Maschinen sind für Anfang 2025 geplant.

Im Juni unterzeichnete dazu Riyadh Air einen Vertrag über 90 GEnx-1B-Triebwerke für den Antrieb seiner neuen Flotte. Der Auftrag umfasst auch Ersatzmotoren und einen TrueChoice-Servicevertrag. Die GEnx Entwicklungs- und Produktionspartner umfassen Firmen wie die IHI Corporation aus Japan, GKN Aerospace Engine Systems aus Großbritannien, die MTU aus Deutschland, TechSpace Aero (Safran) aus Belgien, Safran Aircraft Engines aus Frankreich und Samsung Techwin aus Korea.

Im Oktober 2024 wurde von Riyadh Air der Kauf einer Mittelstreckenflotte von 60 Airbus A321neo für rund 4 Milliarden Dollar bekannt gegeben. Mit dem Airbus-Vertrag, der auf dem Forum der Future Investment Initiative in Riad unterzeichnet wurde, erhöht sich die Gesamtzahl der von dem saudischen Start-up bestellten Jets auf 132. Riyadh Air wird ihre erste A321 in der zweiten Hälfte des Jahres 2026 erhalten, der letzte Jet solle 2030 ausgeliefert werden. Im Laufe der Auftragsabwicklung wird die Airline entscheiden wie viele A321 LR (Langstreckenversion) und A321 XLR (Extra-Langstrecken) die Bestellung umfassen soll. Aufgrund der zugesagten frühen Liefertermine muss angenommen werden, dass die Fluggesellschaft bereits vorgängig Abnahmeverpflichtungen eingegangen ist. Noch 2024 will, gemäss Reuters, der CEO Tony Douglas Gespräche mit Airbus und Boeing über eine Bestellung von A350-1000- oder 777X-Grossraumflugzeugen für über 300 Passagiere aufnehmen.

Erfolgreiche Partnerschaft

Vor sieben Jahren gingen Emirates und flydubai eine Partnerschaft ein, die Reisenden Zugang zu einem konkurrenzlosen Streckennetz ermöglichte. Durch die Bündelung ihrer Kräfte bieten Emirates und flydubai ihren Kunden Zugang zu einem gemeinsamen Streckennetz von mehr als 225 Reisezielen in mehr als 100 Ländern an. Dabei können Emirates-Kunden über 120 flydubai-Ziele erkunden, während flydubai-Passagiere Zugang zu mehr als 150 Ziele von Emirates haben. Im Durchschnitt können die Kunden aus 275 Codeshare-Flügen pro Tag wählen, was erweiterte Flugpläne und mehr Flexibilität bei der Wahl der Abflugzeiten bedeutet.

Über 2 Millionen Mitglieder aus mehr als 190 Ländern nutzen das Treueprogramm Emirates Skywards, das von Emirates und flydubai gemeinsam angeboten wird. Das Vielfliegerprogramm hat kürzlich auch seine Cash+Miles-Tarife auf flydubai-Flügen überarbeitet, um die Einlösung noch attraktiver zu machen und den Mitgliedern erhebliche Einsparungen zu ermöglichen.

Die beiden Fluggesellschaften expandieren ihre Flugzeugflotten kontinuierlich: Auf der Dubai Airshow 2023 hatte flydubai einen Auftrag im Wert von 11 Milliarden US-Dollar über 30 Boeing 787 Dreamliner erteilt, die ab 2026 ausgeliefert werden sollen. Dies ist der erste Grossraumauftrag der Airline. Emirates hatte an derselben Airshow Aufträge im Gesamtwert von 58 Milliarden US-Dollar für 110 weitere Einheiten von Boeing 777, 787 und Airbus A350 bekannt gegeben.

Zusammen haben die beiden Fluggesellschaften 2023 mehr als 65 Millionen Passagiere auf dem gemeinsamen Streckennetz befördert. Passagiere der Business Class von flydubai können auch den neuen Business Class-Check-in-Bereich am Terminal 2 nutzen, der ein einzigartiges und nahtloses Check-in-Erlebnis mit einem personalisierten Meet-and-Greet-Service, einem Sitz-Check-in und einem Fast-Track-Service in den Passkontroll- und Sicherheitsbereichen bietet. Passagiere haben außerdem Zugang zu erstklassigen Flughafen-Lounges, einschliesslich der Emirates-Signature-Lounges in Terminal 3.

Modernisierungs-Programm bei Emirates: Am 7. August 2024 wurde die erste überarbeitete Boeing 777 auf einem Flug Dubai nach Genf eingesetzt. Die komplette Modernisierung des Flugzeugs dauerte insgesamt 37 Tage, vier Tage vor dem offiziell angekündigten Einsatzplan wurde sie in Betrieb genommen. Dieses Flugzeug ist das erste von 81 Emirates B777, die vom hauseigenen Ingenieurteam der Fluggesellschaft (Emirates Engineering) in Dubai einer umfassenden Kabinenauffrischung unterzogen werden, als Teil einer Investition der Fluggesellschaft in Höhe von über 3 Milliarden US-Dollar, um ihr Kundenerlebnis zu aktualisieren. Zusammen mit der Hinzufügung der Premium Economy-Kabine wird die Emirates Boeing 777 mit 332 Sitzen in vier Klassen ausgestattet, darunter acht First Class Suiten, 40 Business Class Sitze und 260 Economy-Class Sitze. Um Platz für die neue Premium Economy-Kabine mit 24 Sitzen zu schaffen, werden 50 Economy-Sitze entfernt.

Auch werden seit 2022 die 110 Airbus A380 einem Modernisierungsprogramm unterzogen. Die Premium Economy, eine Neuheit der Fluggesellschaft, befindet sich im vorderen Teil des Flugzeugs auf dem Unterdeck. Die Kabine verfügt über eine 2-4-2-Konfiguration. Die Sitze sind 19,5 Zoll breit und haben einen grosszügigen Abstand von 40 Zoll, begleitet von einer Fussstütze und einer Wadenstütze. Die Sitze lassen sich bis zu acht Zoll zurücklehnen, ohne den Platz der Passagiere in der hinteren Reihe wesentlich zu beeinträchtigen. Es gibt auch einen 13,3-Zoll-Unterhaltungsbildschirm in der Rückenlehne mit dem Emirates ICE-System.

Etihad Airways mit Milliarden Investitionen

Die in Abu Dhabi ansässige Fluggesellschaft hat derzeit knapp 100 Flugzeuge im Einsatz und will die Flotte auf 170 Flugzeuge aufstocken. Zusätzlich will Etihad Airways bis zu einer Milliarde US-Dollar in neue Kabinen-Ausstattungen für 52 B787-9/-10 und B777 zu investieren. Gemäss einem Interview von CNBC zusammen eine Investition in Höhe von 7 Milliarden US-Dollar für die nächsten fünf Jahre. Ab Juli 2025 rechnet Etihad Airways in einem ersten Ausbauschritt mit der Ablieferung von insgesamt zwanzig Flugzeugen von Boeing und Airbus, eine Mischung aus A350-Großraumflugzeugen, A321LR Langstrecken-Schmalrumpfflugzeugen und B787 Dreamliner. Die im kommenden Jahr neuen A321 werden über flache Liegesitze in der Business Class verfügen. Darüber hinaus leaste die Gesellschaft sechs A321neo und erhöhte die Nutzung ihrer bestehenden Flotte, unter anderem werden auch weitere A380 aus dem Langzeitparking zurückgeholt.

Die Nachrüstung der Boeing 777 mit Erhöhung der Anzahl der Business-Class-Sitze und dem Ersatz des bestehenden WLAN an Bord durch eine stärkere Konnektivität haben für Fluggesellschaft Prioritäten. Etihad verfügt über eine Flotte von neun Boeing 777-300ER, die durchschnittlich etwa 14 Jahre alt sind. Diese sollten während der Pandemie ausgemustert werden, wurden aber zurückgebracht, da die Fluggesellschaft ein hohes Wachstum verzeichnet und Boeing die bestellten B777X nicht liefern kann. Da derzeit zwei bis drei Jahre auf neue Flugzeuge gewartet werden muss, wird Etihad ab 2026 ihre älteren B777 modernisieren um wettbewerbsfähig zu bleiben.

In den ersten neun Monaten des Jahres 2024 konnte Etihad Airways ein starkes Wachstum verzeichnen. Im Neunmonatszeitraum steigerte die Fluggesellschaft ihren Gewinn um 66 Prozent auf 368 Millionen US-Dollar, wobei der Umsatz im Vergleich zum entsprechenden Zeitraum im Jahr 2023 um 21 Prozent auf 5,0 Milliarden US-Dollar stieg. Vor zwei Jahren hatte die Fluggesellschaft 10 Millionen Passagiere an Bord. Seit Jahresbeginn hat die Airline bereits 18 Millionen Passagiere gezählt.

Die nationale Fluggesellschaft der Vereinigten Arabischen Emirate, kündigte am 25. November die Einführung von zehn neuen Zielen ab 2025 an. Die Ankündigung ist Teil des schnellen Expansionsprogramms der Fluggesellschaft. Die angekündigten zehn Strecken ergänzen die neuen Ziele Prag, Warschau und Al Alamein, die Etihad zuvor für 2025 bekannt gegeben hatte. Die neuen Ziele ab Abu Dhabi Zayed International Airport sind: Atlanta/USA, Algier und Tunis in Nordafrika, Chiang Mai im Norden Thailands und Krabi im Süden, Medan auf der Insel Sumatra, Hanoi, Hongkong, Phnom Penh und Taipei. Es wird erwartet, dass die Expansion von Etihad Zehntausende neuer Besucher direkt nach Abu Dhabi bringen und seine Position als bevorzugtes Reiseziel für Freizeit-, Geschäfts- und Kulturtourismus stärken wird.

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