
Es wird ein anhaltendes Wachstum für Geschäftsflugzeuge aller Kategorien erwartet. Die Hersteller von Business-Jets setzen neue Massstäbe, insbesondere mit Ultra-Langstreckenjets wie der Bombardier Global 8000, der Gulfstream G800 sowie der Dassault Aviation Falcon 10X. Doch erste Flughäfen verbieten den Anflug von Business-Jets.
von Peider Trippi,
29. Oktober 2025
Honeywell geht davon aus, dass der Sektor der Geschäftsflugzeuge in den kommenden Jahren weiterhin einen starken Aufwärtstrend verzeichnen wird. In seinem am 13. Oktober veröffentlichten „2025 Global Business Aviation Outlook“ prognostiziert Honeywell, dass die Flugzeughersteller in den nächsten zehn Jahren 8.500 Geschäftsflugzeuge im Wert von 283 Milliarden US-Dollar ausliefern werden. Die grossen Business Jets mit Listenpreisen von über 70 Millionen Dollar machen einen zunehmenden Anteil der Auslieferungen aus und sind damit die wesentlichen Markttreiber.
Auch Global Jet Capital, ein weltweit führender Anbieter von Finanzlösungen für Geschäftsflugzeuge, hat seinen jährlichen Business Jet Market Forecast anlässlich der National Business Aviation Association (NBAA) in Las Vegas veröffentlicht. In dem aktualisierten Bericht prognostiziert das Unternehmen für die nächsten fünf Jahre ein anhaltendes Wachstum in der Geschäftsluftfahrtbranche und hält damit mit dem robusten Wirtschaftswachstum und der weltweiten Wohlstandszunahme Schritt.
Der Markt der Business Jets verzeichnet eine steigende Nachfrage nach eigenen Flugzeugen, wobei die Flüge seit Jahresbeginn im Jahr 2025 um 2,8 Prozent gegenüber dem Vorjahr gestiegen sind. Die Hersteller müssen die Produktionsraten stetig erhöhen, um hohe Auftrags-Rückstände zu erfüllen. Die Vorlaufzeiten bleiben lang, was zu einer verstärkten Aktivität auf dem Gebrauchtmarkt geführt hat. Insgesamt wird erwartet, dass die Gebrauchtmarkt-Transaktionen im Jahr 2025 um 8,3 Prozent und das Dollarvolumen um 6,0 Prozent steigen werden. In den nächsten fünf Jahren wird gemäss Global Jet Capital erwartet, dass die Transaktionen mit einer durchschnittlichen jährlichen Rate von 3,9 Prozent zunehmen.
In dem Bericht prognostiziert das Unternehmen, dass die Auslieferungen aller Grössenklassen im Berichtszeitraum zunehmen werden. Insbesondere die Nachfrage nach schweren Langstreckenjets sollte schneller steigen als in anderen Grössen. Es wird erwartet, dass Nordamerika in den nächsten fünf Jahren der grösste Markt für Geschäftsflugzeuge bleiben wird, während Lateinamerika aufgrund seiner hohen Nachfrage nach Gebrauchtflugzeugen Europa als zweitgrössten Markt überholen wird. Europa wird auch in Zukunft ein wichtiger Markt für neue Jets sein.
US-Politik als Verkaufstreiber
Die Geschäftsflugzeug-Betreiber gaben an, dass die Rückkehr der Bonusabschreibung von 100 % nach der Unterzeichnung des One Big Beautiful Bill Act (OBBBA) Anfang dieses Jahres voraussichtlich zu zusätzlichen Kaufaktivitäten für Geschäftsflugzeuge führen wird. Dieser Steueranreiz der US-Regierung ermöglicht es Unternehmen, einen grossen Teil der Kosten für bestimmte Vermögenswerte – einschliesslich Business-Jets – in dem Jahr abzuziehen, in dem sie in Betrieb genommen werden.

Neue Ultra-Langstrecken Business Jets am Start
Die Gulfstream Aerospace Corporation lieferte im August 2025 ihren ersten G800-Businessjet aus und stellte damit offiziell das Geschäftsflugzeug mit der weltweit grössten Reichweite seiner Klasse vor. Mit einer zertifizierten Reichweite von 15.186 Kilometern und verbesserter Betriebseffizienz ersetzt die G800 nicht nur die G650, sondern setzt auch neue Massstäbe in Komfort und technologischer Innovation. Dies ermöglicht Nonstop-Flüge zwischen Städten wie New York und Dubai oder London und Sydney. Routen, die bisher ohne Auftanken nicht erreichbar waren. Angetrieben von Rolls-Royce Pearl 700-Triebwerken erreicht die G800 im Vergleich zu früheren Gulfstream-Modellen eine um rund 20 Prozent verbesserte Treibstoffeffizienz.
Der Bombardier Global 8000 ist ein Langstrecken-Businessjet, der sich derzeit im Abschluss der Entwicklung befindet. Er wurde direkt vom Global 7500 weiterentwickelt und bietet aussergewöhnliche Leistungen, Komfort und einer Reichweite von 14.800 Kilometer an. Die Global 8000 wurde im Mai 2022 auf der European Business Aviation Convention & Exhibition in Genf erstmals der Öffentlichkeit vorgestellt. Das Flugzeug ist mit einem Beleuchtungssystem ausgestattet, das den Passagieren hilft, sich an verschiedene Zeitzonen anzupassen und den Jetlag zu reduzieren. Die Bombardier Global 8000 wird noch in diesem Jahr als schnellstes ziviles Flugzeug seit der Concorde den Flugbetrieb mit einer Geschwindigkeit von Mach 0,95 einen neuen Massstab in der Branche zu setzen.
In 2021 kündigte Dassault sein 75 Millionen US-Dollar teures Flaggschiff Falcon 10X an. Am Standort Bordeaux-Mérignac in Frankreich schliesst Dassault Aviation die Montage der ersten Falcon 10X zurzeit ab, die über den grössten Kabinenquerschnitt aller Business-Jets verfügt. Die 10X ist 33,4 m lang und hat einen 33,6 m langen Flügel aus Kohlefaser mit hoher Streckung, eine Premiere für einen Dassault Business Jet. Angetrieben wird das Flugzeug von zwei Rolls-Royce Pearl 10X Triebwerken mit über 80 kN Schub. Die Inbetriebnahme des Ultralangstrecken-Businessjet Falcon 10X für Distanzen bis 13.900 Kilometer ist für Ende 2027 geplant.
Sollten Privatjets verboten werden?
Flüge mit Privatjets sind pro Person bis zu 30-mal CO²-intensiver als Linienflüge in der Economy-Klasse. Gemäss dem Portal umverkehr.ch sind weltweit die Emissionen von Privatjets zwischen 2019 und 2023 um 46 Prozent angestiegen. Knapp die Hälfte der Flugstrecken sind kürzer als 500 Kilometer, 15 Prozent sogar unter 250 Kilometer.
Die Schweiz spielt im europäischen Privatjet-Verkehr eine bedeutende Rolle. Sie hat weltweit die dritthöchste Anzahl Privatjets im Verhältnis zur Bevölkerungszahl. Am meisten Privatjets starten und landen an den Flughäfen Genf, Zürich und Sion. Genf ist nach Nizza der am zweithäufigsten für Privatjets genutzte Flughafen Europas.
Stay Grounded, ein globales Netzwerk, das sich gegen den Flugverkehr sowie dessen negative Auswirkungen einsetzt und zu dem auch umverkehr.ch gehört, fordert deshalb schon seit Jahren ein Verbot von Privatjets. Diese Forderung basiert auf der Erkenntnis, dass freiwillige Selbstverpflichtungen und Appelle an die Vernunft der Überreichen nicht ausreichen, um den exzessiven Gebrauch dieser klimaschädlichen Transportmittel einzudämmen.
Gemäss Dutchnews verbietet der Flughafen Eindhoven ab 2026 alle Privatjets, um die Ziele für CO2-Emissionen und Lärmbelästigung zu erreichen. Der Flughafen, der sich verpflichtet hat, die CO2-Emissionen und den Lärm bis 2030 um 30 Prozent zu reduzieren. Ebenso plant Amsterdam Schiphol ab Ende 2025 Privatjets verbieten.
Auch Deutschland diskutierte ein Verbot. Kurz nach dem Vorstoss in Amsterdam forderte die deutsche Politikerin Susanne Menge (Bündnis 90/Die Grünen), dass Flughäfen in Deutschland ähnliche Richtlinien wie Schiphol umsetzen, um den steigenden CO₂-Ausstoss zu bekämpfen. Das Bundesverkehrsministerium hatte 2023 den Forderungen nach einem Privatjetverbot an deutschen Flughäfen jedoch eine Absage erteilt. Der damalige UK-Schattenverkehrsminister Andy McDonald der Labour-Partei prüfte 2019 im Falle eines Wahlsiegs Pläne, Privatjets bereits ab 2025 von britischen Flughäfen zu verbannen. Doch davon ist heute keine Rede mehr.
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